press release only in german

Das Gilded Age steht für eine Phase der amerikanischen Geschichte, in der Ölbarone, Stahlmagnaten und Eisenbahntycoons gigantische Vermögen schufen und in ihren prächtigen neuen Residenzen fast fieberhaft Kunst und Luxus anhäuften. Den Portraits, die diese Epoche hervorgebracht hat, widmet das Bucerius Kunst Forum den zweiten Teil seiner Amerika-Trilogie. Die Ausstellung bietet die seltene Gelegenheit zur Begegnung mit dem schillernden Gesellschaftsleben der New Yorker Upperclass des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die High Society des „vergoldeten Zeitalters“ hat schon zu Lebzeiten für eine Sichtbarkeit ihres Lebensgefühls gesorgt. Die gesellschaftliche Elite gab ihre Portraits in Auftrag und initiierte einen Wettstreit unter den Künstlern, der eine ganze Phase der amerikanischen Kunstgeschichte prägte. Die Landschaftsmalerei, die vor dem Bürgerkrieg im Rang einer nationalen Kunst stand, verlor ihr Ansehen. Gefragt war nun, was europäisch war. Die Romane von Henry James und Edith Wharton handeln vielfach von der Reiselust jener Epoche. Malerinnen und Maler, die sich nicht wie John Singer Sargent, Mary Cassatt und James McNeill Whistler dauerhaft einen Wohnsitz in Europa zulegten, pflegten den kosmopolitischen Habitus ihrer Mäzene und hielten sich zum Studium in London, Paris, München oder Antwerpen auf. Die europäischen Herrschaftsportraits eines van Dyck und Velázquez, die sie hier kennenlernten, gaben exzellente Vorbilder für jene Nobilitierung ab, die ihren Auftraggebern aus dem fernen Amerika vorschwebte. Weil der neue Geldadel keine Ahnengalerie vorzuweisen hatte, schmückte man die Paläste mit altmeisterlichen Portraits und setzte auf eine zukünftige Dynastie, indem man seine Kinder malen ließ.

Wie kaum ein anderes Zeitalter ist die nach Mark Twains Sozialsatire The Gilded Age. A Tale of Today benannte Epoche mit der Gattung des Portraits verbunden. Das Portrait wurde von Kunstkritikern um 1900 bereits als die Stärke der amerikanischen Kunst anerkannt. Die erste repräsentative Ausstellung zu diesem Thema, kuratiert von Barbara Dayer Gallati, umfasst 42 Gemälde, 2 Bronzereliefs und 23 Portraitminiaturen aus amerikanischen und europäischen Sammlungen.