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Himmelfahrten heißt die Ausstellung, in der wir Beispiele für den Umgang zeitgenössischer Künstler mit Mythos, Kult und Religion zeigen. Darunter sind Bilder, Skulpturen und Zeichnungen von über 20 Künstlern wie Siegfried Anzinger, Johannes Brus, Peter Chevalier, Rainer Fetting, Bernd Finkeldei, Roland Fischer, Katharina Fritsch, Gotthard Graubner, Karl Horst Hödicke, Bernd Jansen, Magdalena Jetelová, Konrad Finkeldei, Bernd Koberling, Dieter Krieg, Markus Lüpertz, A.R. Penck, Arnulf Rainer, Bettina Rheims, Antonio Saura, Norbert Tadeusz, Antoni Tàpies und Bernd Zimmer.

Die Ausstellung nimmt Bezug auf die Eröffnungsausstellung des Museum Kunst Palast: Altäre. Kunst zum Niederknien. So werden Kontraste deutlich zwischen Artefakten, die Teil einer genuin religiösen Praxis sind, und der vielfach gebrochenen künstlerischen Auseinandersetzung mit spirituellen Symbolen und religiösen Traditionen. Seit der Moderne ist die europäische Kunst nicht mehr eingebunden in einen verbindlichen Kult und das Ergebnis ist ein ganz individueller Umgang mit religiösen Inhalten und Formen.

In der Ausstellung sind Arbeiten zu finden, die auf sehr abstrakte Weise in der Tradition des Andachtsbildes stehen. Die Betrachterhaltung sollte bei den Arbeiten von Graubner z. B. meditativ sein, obgleich kein Verweis mehr auf konkrete Glaubensinhalte erfolgt.

Die meisten Bilder und Skulpturen beziehen sich jedoch deutlich auf die christliche Ikonographie. Saura bezieht sich in seiner Zeichnung Crucifixion von 1966 direkt auf die Tradition der Darstellung der Passion, wobei das Bildnis des Gekreuzigten und das Selbstbildnis des Künstlers hier eine Symbiose eingehen. Bei Lüpertz erscheint zwanzig Jahre später das Bildsystem der Kreuzigungsbilder von Golgatha schon höchst gebrochen, indem er es auf einen Vogelfriedhofüberträgt. Auch im Werk von Tápies spielt das Kreuz eine bestimmende Rolle. In dem Bild Croise hat es sich zu einem überzeitlichen Vanitassymbol gewandelt, das an Zurbaräns gefesseltes Lamm Gottes erinnert, während es bei Krieg als „profanes" hölzernes Grabkreuz daher kommt.

Tadeusz deutet die ikonographischen Zitate in die persönliche Mythologie seiner Sakralräume um. Die Werkreihe Himmelfahrt von Hödicke bezieht sich auf eine biographische Situation. Durch den Bezug auf die Mariengeschichte erhöht er das Thema um es gleichzeitig durch die Verbindung mit der volkstümlichen Kasperle-Tradition zu ironisieren. In der goldgesichtigen Plastik Melchior wiederum wird der christliche Heilige König zur Stele, die an altmexikanische Götter erinnert. An frühzeitliche Totenkulte erinnert auch Finkeldei mit seinem Katafalk. Finkeldei entwickelt seit mehr als vierzig Jahren ein Bildvokabular, das auf der assoziativen Verknüpfung von Alltagsgegenständen mit Biographischem und ikonographischen Zitaten basiert. Sein erstmals in Deutschland ausgestelltes meisterhaftes Bild Das Opfer zeigt eine Bohrmaschine, die zum archaischen Opferaltar mutiert. Die Muttergottes-Skulpturen von Brus scheinen auf den ersten Blick wieder ganz der christlichen Ikonographie zu folgen, denn auf dem Schoß der Madonna thront das mythische Einhorn, das in der mittelalterlichen Allegorie ein Verweis auf die Jungfräulichkeit war. Ironisch gebrochen ist diese Tradition jedoch, wenn ein Nashorn auf dem Schöße Mariens sitzt. Spirituelle Portaits von Zisterzienser-Mönchen und -Nonnen fotografierte Fischer. Die 12-teilige Kreuzesabnahme in der Akademie unter Beteiligung von Joseph Beuys hat Jansen in Schwarzweißfotografien festgehalten. Während viele Werke der zeitgenössischen Kunst Distanz zum Mythischen oder Religiösen erkennen lassen, geht es Rheims in ihrem Projekt I-N-R-I gerade darum, diesen Abstand wieder zu verkürzen. In Text und Bild soll - wie zu allen Zeiten christlicher Kunst - der Inhalt der Heilsgeschichte wieder für die Gegenwart erfahrbar gemacht werden.

Pressetext

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HIMMELFAHRTEN
Mythos, Kult und Religion in der zeitgenössischen Kunst

mit Siegfried Anzinger, Johannes Brus, Peter Chevalier, Rainer Fetting, Bernd Finkeldei, Roland Fischer, Katharina Fritsch, Gotthard Graubner, Karl Horst Hödicke, Bernd Jansen, Magdalena Jetelová, Konrad Klapheck, Bernd Koberling, Dieter Krieg, Markus Lüpertz, A. R. Penck, Arnulf Rainer, Bettina Rheims, Antonio Saura, Norbert Tadeusz, Antoni Tàpies, Bernd Zimmer ...