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Im Brennpunkt der künstlerischen Arbeit von huber.huber stehen das Kurzlebige und Banale, jene Phänomene, denen keine hervorragende Bedeutung zusteht und die wir meistens mit einem flüchtigen Blick wahrnehmen. Markus und Reto Huber, Zwillingsbrüder und Künstlerduo in einem, stellen erstmals in der Galerie Bob Gysin aus und präsentieren zwei neue Werkgruppen, einen Zelt- und einen Kleiderzyklus. Auf experimentelle Weise verarbeiten die Künstler unspektakuläre und ephemere Vorlagen und befragen diese mit ihrer dezidiert subjektiven Darstellungsweise auf ihre Gehalte.

Huber.huber entnehmen ihre Motive der massenmedialen Bilderflut oder ihrem heimatlichen Alltag. Die Künstler streben nicht nach einer möglichst getreuen Imitation ihrer Vorlagen; Reproduktion bedeutet für sie immer Transformation. In ihren zwei- und dreidimensionalen Projekten werden Bildinhalte aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst und uniform nachgebildet. In der Serie stossen die Motive unvermittelt aufeinander, und dieses Zusammentreffen setzt Trennendes und zugleich Verbindendes frei. Entsprechend ihrer Präferenz für das Vergängliche und Triviale arbeitet das Duo mit relativ einfachen Medien – etwa Zeichnungen, Aquarellen, „Grafitradierungen“ oder Abgüssen -, die einen spontanen Umgang mit den Motiven erlauben.

Ein wiederkehrendes Motiv im Werk von huber.huber sind transitorische Gebilde, die als reine Nutzbauten in der Regel jeder stilistischen Ambition ermangeln. In einer frühen Arbeit wandte sich das Duo Gewächshäusern zu, wie sie in Schrebergärten während der Sommerzeit anzutreffen sind. In einer weiteren Werkgruppe befassten sich die beiden mit roh gezimmerten Hochsitzen, denen sie – gleichsam als Kulminationspunkt des Vergänglichen – den Tod beziehungsweise erlegtes Wild gegenüberstellten. In ihrer Ausstellung in der Galerie Bob Gysin untersuchen die Künstler ebenfalls einen Objekttyp, der meist nur temporär beansprucht wird und bei dem die primäre Funktion des Obdach-Spendens im Vordergrund steht. Die Vielzahl der Zelte, die in der Serie Zelt/Nacht zusammengerückt sind, evozieren eine nomadische Lebensführung oder eine dem Wechsel ausgesetzte Situation. Die rudimentären Konstruktionen erinnern indes an den Mythos der Ur-Hütte und so setzen huber.huber in ihrem neuen Projekt das Transitorische in ein Spannungsfeld mit dem Archetypischen.

Dieser Anspielung auf ein überzeitlich Archetypisches setzen die Künstler in der Werkgruppe „Landschaften“ eine profane Fassung gegenüber. Die sechs ausgestellten Betongüsse sind mit den Kleidern, die als Ausgangsmaterial dienten, identisch. Die Isolation der Gegenstände und ihre Übertragung in ein farblich neutrales Medium lassen die familiären Gegenstände indes in neuem Licht erscheinen. Die zerknautschten Kleider, deren weiche oder steife Stoffe alles andere als einen klassischen Faltenwurf bilden, erscheinen in ihrer gegossenen Form als ungebändigte Landschaften. Die versteinerten Jeans und T-Shirts – Sinnbilder unserer Konsumgesellschaft – werden von den Künstlern somit in einen Zustand überführt, der an ursprüngliche Natur erinnert.

Ruth Littman Leiterin Galerie Bob Gysin

Pressetext

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huber.huber  "Grafitradierungen"
Markus & Reto Huber