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"I laughed, I cried, it was joy." zitiert einen fiktiven Kommentar von Alexis Carrington (Joan Collins) aus der Kultserie 'Denver-Clan' bzw. 'Dynasty', die TV-Geschichte geschrieben hat. Sie war einer der erfolgreichsten Serien der 1980er Jahre. Neu am 'Denver-Clan' waren ihre opulente Vulgarität, ihre stilistischen Exzesse, als auch ihre narrative Unabgeschlossenheit. Ein ästhetisches Phänomen, das weniger mit Eskapismus und Reaktionismus zu tun hat, als vielmehr mit Intensivierung und Destillierung.

Ein Phänomen, das zugleich ein konsistenter Faden in der Ausstellung ist: eine Geste wird gemacht, dann von jemandem widerrufen, um dann überdehnt oder fragmentiert irgendwo anders wieder aufzutauchen. Gegensätzliche Positionen können so gleichberechtigt nebeneinander stehen. Schon längst scheint die Produktion eines einzigen geschlossenen Bedeutungszusammenhangs in der Kunst obsolet. So komplex die Referenzen, so aufwendig der Produktionsprozess und der Umgang mit dem Material in der Schau. Gelungen ist damit eine Konzentration in der Vielfalt. Die Ausstellung verbindet mehr als einzelne Werke, nämlich ein medienübergreifendes Raumarrangement aus Stoff- und Papierarbeiten, aus Malerei, Collage und Installation.

Es scheint bereits ein künstlerisches Prinzip, dass die Künstlerinnen auf frühere eigene Arbeiten und Verfahren zurückgreifen und diese in einen neuen Kontext setzen. So zeigt die süd-koreanische Konzeptkünstlerin Jin-Kyoung Huh die zweite Serie der 'edding drawings'. In den 'edding drawings' bedient sich Jin-Kyoung Huh des Stillmittels 'Verlauf': Mit dem Edding-Stift, einem industriell genormten Filzstift zieht die Künstlerin Linien auf Papier, bis der Stift leer gezeichnet ist. Die Arbeiten sind formstreng, prozesshaft und konkret. Das wird besonders deutlich bei der aktuellen Arbeit 'Waschwerk': 5-teilige Jeansstoffe wurden in einer bestimmten Abfolge gewaschen und schließlich nach der Abstufung der Helligkeit angeordnet, so dass ein Farbverlauf als Gesamtbild sichtbar wird. Derart platziert verweisen die geometrischen Form- und Farbelemente nur noch auf sich selbst.

Auch bei Cristina Szilly, Meisterschülerin bei Christa Näher, kommen wässrige Verfahren zum Einsatz. In ihrer farbigen Tuschemalerei entsteht durch Abdrücke, Übermalungen und Ausschneiden ein Bildvokabular, dass an Synästhesie erinnert. Durch Drehen, Ausschneiden von Subelementen, Experimentieren, Übereinanderlegen der Papiere, die abstrakte, runde Formen annehmen, erreichen diese in ihrer Organhaftigkeit skulpturalen Charakter. Cristina Szillys Arbeiten erscheinen wie berührungsempfindliche Membrane, die die sinnliche Wahrnehmung aufnehmen und als einen dreidimensionalen Raum zurückgeben.

Da ist zum andern die Zuwendung zum Geheimnisvollen und Rätselhaften, wie bei Monika Romsteins Arbeiten, die Sequenzen aus unterschiedlichen Quellen, aus Film, Kunstgeschichte und Psychologie collagiert, um aus dieser seltsamen Mischung Material für die Analyse der verborgenen psychischen Aspekte unserer Zeit zu konstruieren. Wie viele ihrer Zeitgenossen arbeitet Monika Romstein mit Bildern, die sie selbst nicht erschaffen hat. Die Künstlerin erkennt Gemeinsamkeiten zwischen Bildern und Objekten, die sie aussucht und zusammenstellt- die bereits Geschichte und Eigenleben haben. Auf diese Weise ordnet Monika Romstein anstatt abzubilden. Fotokopien, Gemälde, Objekte von Monika Romstein geben Einsicht in eine spezielle Arbeitsweise: sie scheinen zu behaupten, dass Bilder historisch sind, nicht, weil sie Geschichte erzählen oder darstellen, sondern bedingt durch ihre Materialität.

Um Materialität, flüchtig, opulent oder präzise gesetzt, geht es in der Ausstellung, zugleich um eine verschobene Zeitlichkeit. Die hier entstandene ästhetische Grammatik wendet und konterkariert explizite Anspielungen und Inhalte. Das visuelle Vokabular dünnt Narratives, Gegenständliches, Mysteriöses und Vergangenes so weit aus, dass Integration, Assimilierung und Rückkehr in die Sprache verhindert werden. Dinge existieren selbst dann, wenn sie nicht benannt werden können. M.R.