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Igor Sacharow-Ross zählt zu den Pionieren auf dem Gebiet des interdisziplinären Kunstschaffens. Konsequent verfolgt er den grenzüberschreitenden Leitgedanken der Syntopie, d.h. der Vernetzung von Wissen, Erfahrung und Können unterschiedlichster gesellschaftlicher Teilbereiche wie Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, etc. im Zeitalter einer globalen Informationsgesellschaft.

Sacharow-Ross wurde in Chabarowsk / Ostsibirien geboren und in den 70er Jahren als Mitglied der nonkonformistischen Kunstszene politisch verfolgt. Ab 1975 inszenierte er die ersten Aktionen und Performances in der damaligen UdSSR, die schließlich 1978 zu seiner Ausbürgerung führten. Seine frühe Auseinandersetzung mit dem Naturbegriff ist von den Jugenderfahrungen in der sibirischen Taigalandschaft geprägt. Er versteht Natur als das Wirkungsfeld von Urkräften, die gleichermaßen segensreich wie zerstörerisch sein können. Seit den 80er Jahren arbeitet Sacharow-Ross mit molekularen Strukturen wie Krebszellen und Blattformen. Bereits damals suchte der Künstler naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit geisteswissenschaftlichen Überlegungen zu verbinden.

Seit Ende der 90er Jahre arbeitet der Künstler zum Thema Menschheitsgeschichte und Menschenrechte. Die Parameter Zeit, Leben und Vergänglichkeit finden bei Sacharow-Ross eindringliche, anschauliche Metaphern für diese abstrakten Begrifflichkeiten. Ohne hierarchische Ordnung versucht Sacharow-Ross mit überzeugender Konsequenz Disziplinen, Menschen und Orte miteinander zu verbinden und die begrenzte Perspektive des ich-zentrierten Künstlerindividuums als Mediator zu verschieben. In der thematischen und motivischen Vielfalt seiner künstlerischen, oftmals laborartigen, Versuchsanordnungen, die sich in verschiedensten Medien als intermediale Raumcollagen bzw. -installationen manifestieren, zeigt sich die Methode des beobachtenden, erinnernden, kommunizierenden und erzählenden Erfinders und Erforschers.

Im Museum Moderner Kunst Passau Stiftung Wörlen werden sowohl Arbeiten auf Papier und Leinwand, Skulpturen und Installationen, als auch Videos zu sehen sein.

Die Quellen der unterschiedlichen Wissenslandschaften im Oeuvre Sacharow-Ross´ sind soziale, politische, ästhetische, wirtschaftliche und ökologische Denkräume, aus deren Kombinatorik er Interpretationen verschiedener Prozessverläufe und Wahrnehmungsmöglichkeiten kreiert. Die Arbeiten weisen einen hohen Grad an ambivalenten Wahrheiten und hybriden Lösungsmöglichkeiten auf und stellen diskursive Analysen zu konkreten Lebenswirklichkeiten dar.

Parallel zur Ausstellung im Museum Moderner Kunst werden Werke des Künstlers im Medienzentrum der Verlagsgruppe Passau (23. Oktober bis 26. November 2006), dem Kunstverein Passau (21. Oktober bis 26. November 2006) sowie der Stadtgalerie Altötting (21. Oktober bis 26. November 2006) gezeigt. Die Gesamtheit aller vier Ausstellungen ist Beleg dafür, wie Kunst im 21. Jahrhundert – durch ihren genreüberschreitenden Charakter zu anderen Disziplinen – an der Betrachtung der Welt und an der Konstruktion neuer Wahrnehmungsmodelle einen wichtigen erkenntnistheoretischen, ästhetisch anspruchsvollen und vielschichtigen Beitrag liefern kann.

Anlässlich der vier Ausstellungsprojekte erscheint ein Katalog mit dem Titel „Igor Sacharow-Ross. Abgebrochene Verbindung“ im Verlag für moderne Kunst Nürnberg (ISBN-13: 978-3-939708-00-8, deutsch/englisch, 232 Seiten), herausgegeben von Dieter Buchhart und Hans-Peter Wipplinger, mit Beiträgen von Thomas Zaunschirm, Vladimir Sorokin, Ernst Pöppel, u.a.

Ein Projekt der Verlagsgruppe Passau in Kooperation mit dem Museum Moderner Kunst Passau. Die Ausstellungsreihe zu Igor Sacharow-Ross entstand auf Initiative von Angelika Diekmann, Gesellschafterin der Verlagsgruppe Passau und Organisatorin der Reihe „Menschen in Europa“.

Pressetext

Igor Sacharow-Ross lebt und arbeitet in Köln und München. Igor Sacharow-Ross wurde 1947 in Chabarowsk/Fernost/UdSSR, dem Verbannungsort seiner Eltern, nahe der chinesischen Grenze, geboren. Er studierte an der Pädagogischen Hochschule in Chabarowsk, arbeitete dort nach seinem Diplom als Dozent und ging ohne Erlaubnis der Behörden 1971 nach Leningrad/St. Petersburg. Bald gehörte er zur nonkonformistischen Kunstszene und veranstaltete im Verborgenen die ersten Happenings und Performances im Land überhaupt. Seine Arbeiten, damals auch schon Klangkörperobjekte, waren auf den wenigen möglichen, von ihm mitinitiierten Ausstellungen nichtoffizieller Kunst zu sehen. Sie erregten die Aufmerksamkeit etwa am Institut of Contemporary Art in London, im Arts Club of Washington, auf der Biennale in Venedig (1977) und im National Museum of Art in Tokio (1978). 1978 wurde Sacharow-Ross ausgebürgert und kam über Wien nach München. 1979-1996 längere Arbeitsaufenthalte in Frankreich, Belgien, Italien, Tansania und Israel. Sacharow-Ross arbeitet mit verschiedenen Medien. Seine Projekte der Achtzigerjahre, die zwischen Kunst und Wissenschaft vermitteln, sind Forschungs-projekte, die sich in Rauminstallationen konkretisieren. Seit den Neunzigerjahren haben sich seine Projekte sowohl räumlich als auch inhaltlich immer weiter ausgedehnt. Vor dem Hintergrund des Syntopie-Gedankens entwickelt er künstlerische Ausdrucksformen für eine medien-übergreifende Kommunikation an der Schnittstelle von ästhetischem und alltäglichem Denken und HandeIn.

Einzelausstellungen (Auswahl)

1973 Universität Leningrad / St. Petersburg 1977 Institute of Contemporary Art, London The Arts Club Washington Biennale Venedig 1979 Universität Leuven, Leuven Katholische Akademie, Wien 1981 Centro Culturale S. Giorgeto, Verona 1984 Städtische Kunstsammlungen, Lindau 1985 Albrecht Dürer Gesellschaft, Nürnberg 1986 Galerie für Original-Radierung, München 1987 Künstlerwerkstatt Lothringerstraße 13, München 1988 Badischer Kunstverein, Karlsruhe Kunstfonds Kunstraum, Bonn 1989 Kunstverein Ludwigsburg Kunsthalle Innsbruck Goethe-Institut, Paris 1990 Goethe-Institut, Madrid 1992 Städtische Galerie im Museum Folkwang, Essen 1993 Neue Tretjakow-Galerie, Moskau Staatliches Russisches Museum, St. Petersburg Goethe-Institut, Moskau 1994 Kunstverein Rosenheim Kunststation St. Peter, Köln Universität Bonn 1995 Kunstverein Schwerte 1996 The Jerusalem Foundation of Visual Arts Kunstverein Pirmasens 1997 Staatliche Galerie Meiningen Musée des Beaux Arts, Tourcoing / Lille 2000 Palais des Nations, Genf Simultanhalle des Museum Ludwig, Köln 2001 Trinitatiskirche, Köln Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg Städtische Kunstgalerie Kaliningrad Museum für Eisenbahngeschichte, St. Petersburg Museum für Kommunikation, Frankfurt am Main Bundesgartenschau, Potsdam 2002 Brandenburgischer Kunstverein, Potsdam Galerie der Bayerischen Landesbank, München 2003 Staatliches Architekturmuseum, Moskau Heike Strelow Projektbüro für Kunst und Kultur, Frankfurt am Main 2004 Brotfabrik Galerie, Berlin Derik-Baegert-Gesellschaft, Schloss Ringenberg 2005 Staatliches Zentrum für Zeitgenössische Kunst Moskau 2006 Neue Manege, Moskau Museum Moderner Kunst, Passau Medienzentrum der Verlagsgruppe Passau Kunstverein Passau Stadtgalerie Altötting 2007 Kunstmuseum Bonn Deutsches Museum Bonn Museum für Kommunikation, St. Petersburg

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Igor Sacharow-Ross
Abgebrochene Verbindung