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Die Galerie Sels freut sich zwei konträre Werkgruppen des Künstlerpaares Ilya & Emilia Kabakov zu präsentieren: eine Auswahl neuerer Gemälde und die bekannten Kommentarzeichnungen aus den neunziger Jahren. Ilya Kabakov gibt sich als Autor der Gemälde nur teilweise zu erkennen. Die theoretische Grundlage dieser Gemäldereihe bildet Kabakovs Auseinandersetzung mit den fiktiven Künstlerpersönlichkeiten Charles Rosenthal und Igor Spivak.

Kabakov geht es um die Möglichkeit einer historisch-gesellschaftlichen Betrachtung durch die Kunst und die Darstellung einer alternativen Welt- und Gesellschaftsstruktur. Rosenthal ( 1898-1933 ) betrachtet die gesellschaftlichen Strukturen seiner Zeit und formuliert Hoffnungen für die Zukunft. Kabakov ( geb.1933 ) reflektiert die politisch-gesellschaftliche Utopie seiner Zeit, die nicht eingehaltenen Versprechen der UDSSR und kontert mit Alternativ-bzw. Gegenwelten im Bild. Spivak (geb. 1970) hingegen, wird als romantisierender Künstler dargestellt, dem die Geschichte der UDSSR nur tendentiell bekannt ist. Symbolisch malt er Fragmente von Vergangenem.

In der aktuellen Austellung stehen drei Gemälde des Künstlerpaares Ilya & Emilia Kabakov einem thematisch zentralen Gemälde von Charles Rosenthal gegenüber. Die Arbeiten Kabakovs zeigen ausschnitthaft realistisch gemalte Szenen und Landschaften, die in eine Art suprematistisches System von geometrischen Flächen gestellt sind. C. Rosenthal zeigt eine in sozialistischer Manier gemalte Szenerie, die mittig farbliche Aussparungen vorweist und das zeichnerische Skelett des Gemäldes freilegt. Rosenthal offenbart, dass er an die Versprechen einer neuen Gesellschaftsordnung glauben möchte, ihm scheint allerdings die Instabilität des Systems bewusst. Kabakov hingegen verweist direkt auf die künstlerischen Errungenschaften der sowjetischen Vergangenheit und verbildlicht die Idee eines Gegenentwurfes von Bekanntem.

Weniger politisch verhält es sich in den Kommentarzeichnungen. Hier sind Zitate aus ihren Zusammenhängen gerissen, ein Satzbild, visueIl begleitet von typischen Bildgegenständen seiner Zeichnungen, einem Hocker, einem Ball und der Fliege. Es geht um die humorvolle Offenlegung und den Gegenentwurf von Sinn und Sinnlosigkeit gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Kommunikation. Hierzu äußert Ulrich Krempel: „Es ist die Spannung, die der einzigartigen Weise Kabakovs zugrunde liegt, den doppelten Charakter der Gesellschaft zu enthüllen, nicht nur den sowjetischen, sondern allgemein jeder Gesellschaft."

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Ilya & Emilia Kabakov
"No Comment" Paintings and Drawings
Kuratoren: Clara Sels, Christoph Kohl

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