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Oberes Belvedere

IM BLICKELENA LUKSCH-MAKOWSKY. SILVER AGE UND SECESSION

24.09.2020 – 10.01.2021

Eine Künstlerin zwischen russischem und Wiener Jugendstil: Elena Luksch-Makowsky war eine der bedeutendsten Malerinnen in Wien um 1900, sie stellte in der Secession aus, arbeitete für die Wiener Werkstätte und publizierte in Ver Sacrum. Ihrer Herkunft aus Petersburger Künstlerkreisen und ihrer Fähigkeit als Networkerin sind Verbindungen zwischen dem russischen Silver Ageund der Wiener Moderne zu verdanken. Das Belvedere betrachtet Leben und Wirken dieser außergewöhnlichen Frau in der Reihe IM BLICK.

Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: „Diese Personale der Künstlerin Elena Luksch-Makowsky bereichert den Blick auf die Wiener Moderne um wesentliche, bislang wenig beleuchtete Aspekte. Luksch-Makowskys Werk macht auch die engen russisch-wienerischen Verbindungen jener Zeit sichtbar und stellt so die nachträgliche kunsthistorische Trennung in Ost und West infrage. An unsere große Schau Stadt der Frauenanschließend, ist die Ausstellung ein weiterer Meilenstein in der Wiederentdeckung der Künstlerinnen jener Zeit.“

Stadt der Frauenstellte im Jahr 2019 eine beeindruckende Zahl weiblicher Kunstschaffender der Wiener Moderne vor –die meisten von ihnen wurden mit Beginn des Zweiten Weltkriegs ausder Kunstgeschichte verdrängt. Die IM BLICK-Ausstellung zu Elena Luksch-Makowsky fokussiert auf eine der schillerndsten Persönlichkeiten dieser Zeit. Die Dokumentation von Leben und Werk der Ausnahmekünstlerin beleuchtet nicht nur ihre Pionierarbeit als Frau, sondern auch ihre wichtige Rolle für die Vernetzung von Wien und Russland. So wird im Rahmen der Ausstellung europäisches kunsthistorisches Wissen zurückgewonnen.

Alexander Klee, Kurator der Schau: „Elena Luksch-Makowsky war in der Kunstwelt Wiens eine Ausnahmeerscheinung. Wie keine andere Künstlerin war sie in wichtigen Ausstellungen der Secession präsent. Sie hatte keine Scheu,sich provokanten und sozialkritischen Themen zu widmen, etwa der erwachenden Sexualität in ihrem Gemälde Adolescentiaoder Menschen am Rande der Gesellschaft in Der Katzenfresser."

Elena Luksch-Makowsky wurde 1878 als Tochter des wohlhabenden Hofmalers Konstantin J. Makowski in Sankt Petersburg geboren. Früh kam sie mit zahlreichen Künstler_innen in Kontakt und reiste mit ihrer Mutter durch Europa. Sie studierte ab 1895 an Ilja Repins Privatschule und anschließend in dessen Meisterklasse an der Petersburger Akademie. Ein Stipendium ermöglichte ihr einen Aufenthalt in München, wo sie ihren Mann, den Wiener Bildhauer Richard Luksch, kennenlernte. Mit ihm ging sie schließlich im Jahr 1900 nach Wien.

Die pulsierende Kunstwelt der Wiener Moderne Anfang des 20. Jahrhunderts war eine Bühne für die aus Russland stammende Elena Luksch-Makowsky –hier spielte sie bald eine zentrale Rolle. Bereits ein Jahr nach ihrer Ankunft in der Metropole stellte sie alseine von sechs Frauen in der Secession aus. Vier weitere Teilnahmen an Ausstellungen der Kunstinstitution sollten folgen. Ihr Einsatz kunsthandwerklicher Techniken und ihre künstlerisch geäußerte Kritik an Geschlechterverhältnissen zeichnen sie bis heute als feministische Vorreiterin aus.

Neben ihrem kosmopolitischen Selbstverständnis spielte in ihrem Werk ihre russische Identität eine Rolle –vor allem in ihrer späteren Hamburger Zeit, in der die Sehnsucht nach der Heimat mehr und mehr wuchs. Russische Volkskunst wie Holzspielzeug oder Volksbilderbögen kehrten wiederholt als Motiv wieder.

1907 folgte sie ihrem Mann nach Hamburg, wo sie ihre Verbindungen nach Wien unter anderem durch Arbeiten für die Wiener Werkstätte aufrechterhielt. Die Ehe scheiterte, Kontakte nach Russland wurden nach der Revolution immer schwieriger. Nach dem Ersten Weltkrieg geriet Elena Luksch-Makowsky zunehmend in Vergessenheit –ein Schicksal, das sie mit vielen ihrer Kolleginnen teilt. Am 15. August 1967 starb sie in Hamburg.

Die Ausstellung zeichnet das Bild einer Lebensgeschichte, die Kunst, Politik und Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts spiegelt. Sie legt Schwerpunkte auf Elena Luksch-Makowskys Wiener Zeit, auf ihre Beziehungen zu Russland und deren Einfluss auf die Secession sowie auf ihre Inspirationen aus der russischen Volkskunst.

In der Reihe IM BLICKwerden dreimal im Jahr im Oberen Belvedere spezielle Aspekte der hauseigenen Sammlung beleuchtet. Kunstwerke werden unter neuen wissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert und der Öffentlichkeit präsentiert.