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Mit Imagination Becomes Reality, einem mehrteiligen Ausstellungszyklus, möchte Ingvild Goetz durchGegenüberstellungen und Vergleichen von Kunstwerken die Möglichkeit bieten, in derAuseinandersetzung und Begegnung mit den Werken zeitgenössischer Künstler, Formen der Malerei in ihren unterschiedlichsten Ausdrucksformen und Techniken zu entdecken. Painting Surface Space, derzweite Teil der Ausstellungsreihe, befasst sich schwerpunktmäßig mit der Umsetzung von Architektur undRaum in der zeitgenössischen Kunst. Im Bezug auf den intensiven Dialog von Architektur und Malerei, der in der heutigen Zeit stattfindet, sowie unser verändertes Denken über die Zusammenhänge vonRaum und Zeit, sind diese Positionen aktueller denn je. Im Unterschied zu den Naturwissenschaften undder Philosophie befasst sich die bildende Kunst mit diesen Themen entweder im Kontext rein formaler Diskussionen oder unter Bezugnahme auf den Menschen im Raum, seine Befindlichkeit und seinePositionierung im Raum.

Anhand der Werke von Eberhard Havekost, Lothar Hempel, Teresa Hubbard/Alexander Birchler, JulianGöthe, Frank Nitsche und Veron Urdarianu bietet die Sammlung Goetz die Möglichkeit die individuelleDarstellung und subjektive Erfahrung des Räumlichen anhand von neuen Arbeiten zeitgenössischer Künstler zu erfahren. In ihren Arbeiten werden sowohl imaginäre, nicht formulierte Räume, als auch dieBeziehung des Betrachters zu diesen Räumen erschlossen. Die ausgestellten Arbeiten können natürlichnur einen Teilaspekt dieser komplexen Thematik erschließen. Längst hat sich die Kunst von der Diktatur des Betrachters, der immer nur die vertraut gewordenenDimensionen des Raumes in ihr wieder finden wollte, befreit. Auch unsere räumlichen Vorstellungen undStrukturen haben sich in den vergangenen Jahrhunderten und vor allem in den letzten Jahrzehnten radikal verändert. Wissenschaftliche Konzepte von Raum und Zeit waren der visuellen Vorstellungskraftihrer Zeitgenossen meist weit voraus. So wurden Skizzen, Zeichnungen, geometrische Konstruktionen,Diagramme und Modelle seit jeher angefertigt, um abstrakte Gedankenkonstrukte zu veranschaulichen. Malerei und Zeichnung waren oft bemüht, in ihrem zweidimensionalen Medium die Illusion einesRaumes zu erzeugen, der den allgemeinen Vorstellungen entsprach. Heute sind diese archaischenAnschauungshilfen durch aufwändige und komplexe Computersimulationen ersetzt worden, die der Vorstellungskraft zu Hilfe kommen sollen. Eine ganze Reihe jüngerer Künstler und Künstlerinnen istdarüber hinausgegangen. Sie haben erkannt, dass jede Erfahrung von Raum und Zeit in derVorstellungskraft des Denkens konstruiert wird und nutzen in ihren Kunstwerken diese Freiheit zur Entwicklung und Gestaltung individueller, imaginativer Bildräume.

Bei der Konzeption von Raum und Architektur schließt sich auch der Kreis zu Ingvild Goetz’ Ausstellungszyklus, denn elektronische Medien, Fotografien, Filme und Computersimulationen erweiterndas Instrumentarium für die Konstruktion und Visualisierung von Raum. Diese Interaktion vonverschiedenen Medien, letztlich fast immer im Zusammenhang mit unserer menschlichen Befindlichkeit im Raum, oder gar des Raumes als Metapher für eine solche Befindlichkeit, ist Kern derGegenüberstellung in dieser Ausstellung. Raum und Architektur sollen so im Kontext derWeiterentwicklung der Malerei als Medium durch Painting Surface Space erschlossen werden.

Künstlerliste:

Julian Göthe (*1966; lebt und arbeitet in Berlin)Mit seinen elegant-bizarren Skulpturen, den scherenschnittartigen Wandarbeiten und der Integration von Video erzeugt Julian Göthe beim Betrachter ein Gefühl von neugierigem Unbehagen. Der Gegensatzzwischen den delikaten Materialien der Arbeiten und ihren Titeln mit düsterem Hintergrund eröffnet eineunheimliche Ebene, die jedoch nicht rational aufgelöst wird. Konkrete Bezüge lehnt Göthe für seine Werke ab und verweist für Entstehung und Rezeption auf Kompositionsstrukturen, die denen von Musik verwandtsind. Die inszenierte Konfrontation zwischen Betrachter und Werk im Raum ist für ihn ein entscheidenderFaktor.

Eberhard Havekost (*1967; lebt und arbeitet in Berlin)Von Eberhard Havekosts Bildern geht eine unglaubliche Suggestivkraft aus, der sich ein Betrachter nichtentziehen kann. Um diesen Effekt zu erreichen, manipuliert der Maler vorgefundene Bilder, ändert Farbigkeit und Perspektive, bevor er die Motive auf die Leinwand überträgt. Es entstehen eingefrorene Momente, dieden Betrachter einladen räumliche Strukturen zu entdecken, die auf den ersten Blick vertraut wirken, doch beigenauerem Hinsehen befremdlich und unwirklich erscheinen.

Lothar Hempel (*1966; lebt und arbeitet in Köln)Mit seinen raumgreifenden Arbeiten kreiert Lothar Hempel phantastische Räume, deren zentrale ThemenMoralität, Ideologie oder Ethik sind. In seinen theatralischen Kulissen werden die Grenzen zwischen Realität und Imagination aufgelöst. Hempels bühnenbildartigen Rauminstallationen lassen den Betrachter zumSchauspieler werden und fordern ihn heraus sich intensiv mit seinen räumlichen Strukturenauseinanderzusetzen.

Teresa Hubbard / Alexander Birchler (1965 / 1962; leben und arbeiten in Austin, TX, USA)Das Künstlerduo Teresa Hubbard / Alexander Birchler ist in der Ausstellung mit 4 Videos und erstmals allendrei Teilen des Werkzyklus’ Gregor’s Room vertreten, der aus Fotografie und Video besteht. Wie die meisten Arbeiten von Hubbard / Birchler hat auch diese Arbeit einen literarischen Hintergrund – in diesem Fallhandelt es sich um Franz Kafkas Metamorphosen – aus dem die Filmbilder über Entwurfsskizzen,Zeichnungen oder kleine Aquarelle entwickelt werden. Wie ein Pinsel umstreicht die Kamera während des Drehs die Kulissenarchitektur und die Handlungen der Schauspieler, immer oszillierend zwischen einem Innenund Außen.

Frank Nitsche (*1969; lebt und arbeitet in Berlin)Für seine Arbeiten bedient sich Nitsche eines Formenrepertoires, das der stärker werdenden Präsenz desindustriellen Medienbildes, digitalen Entwicklungen und immer offensiver werdendem Mediendesign entspringt. Räumliche Strukturen brechen in seinen Bildern auf, verändern sich und nehmen im Kopf desBetrachters individuelle Bedeutung an. Nitsche reagiert in seinen Arbeiten auf die veränderten visuellenRealitäten und hinterfragt sie mit seiner Formensprache.

Veron Urdarianu (*1951; lebt und arbeitet in Amsterdam)Um seine geheimnisvollen Formen und Flächen voneinander abzugrenzen, benutzt Veron Urdarianu, dersowohl als Bildhauer als auch als Maler arbeitet, teilweise Klebestreifen und erzeugt architektonisch wirkende Räume, die durch Linien definiert werden. Innerhalb dieser räumlichen Strukturen befinden sich oft isoliertePersonen. Das Ergebnis der Oerscheinen, fast wie Abgüsse.

Katalog: Zu jeder Ausstellung des Zyklus erscheint eine Publikation mit Abbildungen der ausgestellten Arbeiten undTexten und Gesprächen. Der gesamte Zyklus soll zum Abschluss in einem Sammelband dokumentiert werden. Der zweite Katalog Painting Surface Space umfasst ca. 140 Seiten und ca. 80 farbigeAbbildungen, deutsch/englisch, ISBN 3-9808063-6-7 und ist im Buchhandel oder über das Museum für 30Euro zu bestellen. Der Zyklus Imagination Becomes Reality wird 2007 als Kooperation im ZKM | Museum für Neue Kunst in Karlsruhe gezeigt werden.

Pressetext

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Imagination Becomes Reality
Ein mehrteiliger Ausstellungszyklus zum Bildverständnis aktueller Kunst
Teil II: Painting Surface Space

mit Julian Göthe, Eberhard Havekost, Lothar Hempel, Teresa Hubbard & Alexander Birchler, Frank Nitsche, Veron Urdarianu