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Die Fondation de l’Hermitage zeigt Anfang 2005 Impressionen aus dem Norden – Skandinavische Malerei 1800-1915, die erste Ausstellung in der Schweiz, die ausschliesslich der Kunst Skandinaviens gewidmet ist. Die rund hundert Werke umfassende Schau dänischer, finnischer, norwegischer und schwedischer Künstler bietet einen neuen Einblick in die nordische Malerei, die wie die Literatur mit Ibsen und Strindberg oder die Musik mit Grieg und Sibelius im 19. Jahrhundert äusserst originelle Wege ging.

In den Jahren von 1830 bis 1850 setzt sich in Dänemark ein neues Bildempfinden durch, das sich von akademischen Konventionen und den vom Mäzenatentum des Hofes auferlegten prosaischen Themen verabschiedet. In den Fussstapfen des berühmten Bildhauers Bertel Thorvaldsen begeben sich mehrere Künstler wie Christoffer Wilhelm Eckersberg nach Rom, um ihre Studien fortzusetzen. Eckersberg, der als Begründer des Guldalder, des goldenen Zeitalters, in Dänemark gilt, nimmt eine Haltung ein, die sich von der Strenge des Neoklassizismus entfernt, indem er einem naturalistischen Vorgehen und der Malerei im Freien den Vorzug gibt. Nach seiner Rückkehr nach Kopenhagen, wo er an der königlichen Kunstakademie unterrichtet, hat er grossen Einfluss auf seine Schüler, darunter Wilhelm Bendz und Christen Købke, die die dänische Kunst auf ihren Höhepunkt führen.

Gegen Mitte des Jahrhunderts schlagen die dänischen Künstler eine neue Richtung ein, die im Zeichen der patriotischen Romantik steht, und malen von Volksbräuchen und lokalen Sitten inspirierte Genrebilder. Die Werke von Christen Dalsgaard zum Beispiel stellen das Landleben dar und zeugen von einer fabelhaften Finesse der Beobachtung, die uns eine völlig neue Vision des Nordens bietet. Auch die Landschaftsmalerei hat beachtlichen Erfolg, dank der Bilder von Peter Christian Skovgaard und Vilhelm Kyhn.

In den 1870er Jahren suchen einige Künstler nach neuen Inspirationsquellen und entfernen sich von den allgemeinen künstlerischen Zentren, nach dem Vorbild französischer Künstler, die sich nach Barbizon oder in die Bretagne zurückgezogen haben. In Skagen, einem kleinen Fischerdorf im Norden Dänemarks, findet eine Malergruppe neue Motive, die sie hauptsächlich in Alltagsbeschäftigungen finden. Während die Romantik und anekdotische Darstellungen in Kopenhagen in Mode bleiben, geben die in Skagen rund um Michael Ancher und seine Frau Anna versammelten Künstler mit schnellen farbigen Pinselstrichen aus dem Leben gegriffene Szenen wieder. Der Norweger Christian Krohg, der nach einem Aufenthalt in Skagen in seine Heimat zurückkehrt, entwickelt einen sehr modernen Stil, dessen Realismus sich wie Michael Ancher auf das Alltagsleben der Fischer konzentriert. Parallel dazu macht sich in anderen nordischen Ländern wie Schweden der Einfluss des Impressionismus bemerkbar. Karl Nordström, der eine Künstlerkolonie in Varberg, an der Westküste Schwedens, versammelt, entwickelt sich in der Folge ganz wie Gauguin zum Synthetismus und Japonismus hin. Die Porträts des berühmten schwedischen Malers Anders Zorn überzeugen aufgrund ihres spontanen Aspekts und ihrer psychologischen Schärfe, während seine sinnlichen und malerischen Akte, die teilweise von Renoir inspiriert sind, einen definitiven Bruch mit akademischen Konventionen darstellen.

Ende des Jahrhunderts tauchen neue Strömungen auf wie diejenige von Vilhelm Hammershøi, einem dänischen Maler, der schon zu Lebzeiten internationales Renommee erlangt. Seine Landschaftsbilder und seine oft verlassen wirkenden Interieurs haben ihren Ursprung in der holländischen Malerei; es sind Monumente der Kraft, der Ruhe, des Mysteriums, des Lichts und fein dosierter Einfachheit. In Schweden schafft der von Karl Nordström zur Landschaftsmalerei gebrachte Eugène Jansson um die Jahrhundertwende seltsame urbane Nachtlandschaften voller Geheimnisse, während der Norweger Edvard Munch eine Kunst entwickelt, die seine Angst auf immer ausdrucksvollere Art darstellt. Die symbolistische Bewegung findet in Dänemark in der Kunst von Jens Ferdinand Willumsen und Ejnar Nielsen ihren Widerhall. Auch in Finnland, das neuen Strömungen gegenüber lange verschlossen war, entwickelt sich die Kunst von Akseli Gallen-Kallela in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts in Richtung Symbolismus und Synthetismus.

Die aus öffentlichen und privaten Sammlungen Skandinaviens, aber auch aus Sammlungen in Frankreich und der Schweiz stammenden Gemälde, die in der Fondation de l’Hermitage ausgestellt werden, zeigen die originelle Entwicklung der skandinavischen Malerei vom goldenen Zeitalter in Dänemark bis zum Symbolismus auf. Diese Ausstellung bietet der Fondation de l’Hermitage die Gelegenheit, wieder bei ihrem Interesse für die historische Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts anzuknüpfen.

Die Ausstellung, die ausschliesslich in Lausanne zu sehen sein wird, wurde von der Fondation de l’Hermitage in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker William Hauptman konzipiert, der bereits für die Ausstellungen Das goldene Zeitalter des englischen Aquarells (1999) und Der amerikanische Impressionismus 1880-1915 (2000) verantwortlich zeichnete.

Sie wird von einer Publikation, einer Koedition mit 5 Continents Editions, begleitet, in der sämtliche ausgestellten Werke in Farbe abgebildet sind. Die Texte stammen von William Hauptman und Peter Nørgaard Larsen, Konservator im Statens Museum for Kunst, Kopenhagen.

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Impressionen aus dem Norden
Skandinavische Malerei 1800-1915

Künstler: Vilhelm Hammershoi, Peder Severin Kroyer ...