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20. März 2020 - 31.03.2020

"Im Winde klirren die Fahnen"
SCHUPPEN 68: Intervention zum 250. Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin

Klaus-Dieter Gleitze - SCHUPPEN 68
Kontakt: 0160 99 50 41 61
http://www.schuppen68.de/

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'Hälfte des Lebens'

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm’ ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

- Friedrich Hölderlin

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Am 20. März 2020 jährt sich zum 250. Mal der Geburtstag des Dichters Friedrich Hölderlin.

Aus diesem Anlass findet in Hannover den März über die Intervention „Im Winde klirren die Fahnen“ des Künstlernetzwerks SCHUPPEN 68 statt. Sie ist ein Beitrag zur Würdigung und Verbreitung des Werks von Friedrich Hölderlin.

Sie ist ein Beitrag zur Würdigung und Verbreitung des Werks von Friedrich Hölderlin. Im Zentrum der Intervention steht sein bekanntestes Gedicht „Hälfte des Lebens“ mit der elegisch-trostlosen Klage am Schluss: „ .... Die Mauern stehn, Sprachlos und kalt, im Winde Klirren die Fahnen.“

Plakate mit dem Gedicht werden im Stadtgebiet auf Mauern geklebt, die „sprachlos und kalt“ anmuten. Beispiele anbei: Ihme-Zentrum, eine der größten deutschen Bauruinen.
Hölderlinstr., wo ein städtisches Beschäftigungsprojekt für Ein-Euro-Jobs für Langzeiterwerbslose beheimatet ist. - Postkarten mit dem Gedicht werden in Bürgerämtern, Freizeitheimen, Kultureinrichtungen, aber auch Kneipen, auf Parkbänken und anderen öffentlichen Orten verteilt.
- Eisblöcke mit dem Gedicht im Inneren werden vor öffentlichen Orten wie Rathaus, Krankenhaus, Schule deponiert. Klaus-Dieter Gleitze, SCHUPPEN 68, betont:
„Friedrich Hölderlins Lyrik ist einzigartig im deutschen Sprachraum: Rauschhaft, hymnisch, empfindsam, voll überwältigender Bilder, mitunter rätselhaft, suchend. Anders als seine Zeitgenossen, der gravitätische Großreime-Macher Johann Wolfgang von Goethe oder der spießige Schlichtvers-Schmieder Friedrich „Fest gemauert in der Erden“ Schiller, fand er zu Lebzeiten nicht die Anerkennung, die er verdient hätte. Verzweifelt an den Umständen und psychisch erkrankt verbrachte er die zweite Hälfte seines Lebens im später nach ihm benannten

„Hölderlin-Turm“ in Tübingen unter der Betreuung des Schreinermeister Zimmer.
Wie zeitgemäß ist Hölderlin noch, jenseits der Magie und Faszination seiner Sprache? Seine Philosophie der Einheit von Mensch und Natur ist im Zeitalter ökologischer Katastrophen aktueller denn je. Und angesichts von wachsendem Faschismus, Rechtsterrorismus und alltäglicher dialogferner Verrohung ist das Ende von „Hälfte des Lebens“ eine poetische Vision: „ .... Die Mauern stehn,
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.“

Ob Gedichte Trost in trüben Tagen sind, ermuntern, aufheitern, liegt in den Augen der Leser*innen. Sich darauf einzulassen, lohnt allemal. Dazu soll die kleine Intervention beitragen. Folgen Sie den Spuren der Partisanen der Poesie!“

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Das Künstlernetzwerk SCHUPPEN 68 wurde 1968 gegründet und steht in unterschiedlichen Besetzungen mit seinen zahlreichen öffentlichen Interventionen, Performances und Aktionen in der Tradition der Aufklärung, Beispiele:
1991: Teilnahme an der hiesigen Kommunalwahl als erste Satirepartei Deutschlands überhaupt 2009: Gründung des einzigen Witzeverleihs der Welt, seitdem Dauereinsatz mit mobiler Witzothek mit Leihwitzen, siehe NDR-TV https://www.youtube.com/watch?v=kq0o8IUYCOw 2013: Langzeit-Kunst-Intervention „Armut? Das ist doch keine Kunst!“ – u. a. mit dem Projekt „Kunst am Kiosk“ an verschiedenen hannöverschen Kiosken
2017: Intervention zur Umbenennung der Sonnenblume „Goldener Neger“
2018: Verkauf von „Nichts®“, dadurch Sanierung des SCHUPPEN-68-Haushalts für 2019, siehe
https://www.pressreader .com/germany/hannoversche-allgemeine/20180809/282295321026569 (mehr siehe Künstlerverzeichnis der HAZ http://kuenstler.haz.de/kuenstler/gleitze.html )
http://www.schuppen68.de/wp-content/uploads/2009/09/DLF-Magazin-Corso.mp3

Klaus-Dieter Gleitze ist unter anderem Autor des Blogs www.schuppen68.de , in dem er aktuelle politische Entwicklungen anhand von Alltags-Phänomenen satirisch und kritisch aufs Korn nimmt. Beruflich ist er als Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz LAK Niedersachsen unterwegs.