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Die Eröffnungsausstellung »Index. Zeitgenössische Fotografie von Katlen Hewel, Martina Sauter und Nadja Schöning« stellt drei Künstlerinnen und das Konzept des Kunstraumes Marion Scharmann vor. »Index« verweist auf das KünstlerInnenverzeichnis der neuen Galerie sowie auf ein Merkmal der analogen Fotografie, sprich ihrer Indexikalität oder Verweisfunktion. Dieser Titel steht somit symbolisch für die Präsentation des Galerieprogramms, das sich mit zeitgenössischer Fotografie auseinandersetzt. Im Kunstraum Marion Scharmann werden Künstlerinnen und Künstler ausgestellt, die intermedial im Medium der Fotografie arbeiten. Sie nähern sich der Fotografie nicht auf konventionelle Weise, sondern loten die Möglichkeiten des Mediums aus, suchen seine Grenzen und überschreiten diese, indem sie Aspekte und Vorgehensweisen anderer Medien in ihre fotografischen Arbeiten einfließen lassen. Die Verweisfunktion der Fotografie zum abgebildeten Objekt wird erweitert durch eine Interaktion mit anderen Medien. Die gezeigten Positionen reflektieren mediale Grenzüberschreitungen und entwickeln dadurch neue fotografische Bildsprachen.

Die Ausstellung »Index« präsentiert fotografische Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerinnen Katlen Hewel und Martina Sauter sowie der Kölner Künstlerin Nadja Schöning. Die drei Künstlerinnen übertreten die Grenzen des Fotografischen hin zur Malerei, zur Skulptur, zum Video oder zum Film.

Die Werke der Medienkünstlerin Nadja Schöning kreisen um die Themenkomplexe Raum und Zeit und finden ihren Ausdruck in intermedialer Wechselwirkung verschiedener Medien. Ein besonderes Interesse der Künstlerin gilt dabei medientransformativen und wahrnehmungs-ästhetischen Prozessen. Dieses genreübergreifende Zusammenspiel verdeutlicht sich auch in ihren neuen fotografischen Werken. Die Serie »VideoPainting« ist eine medienästhetische Transformation, die sich bereits im Titel erschließt. Die auf den ersten Blick wie Malerei anmutenden Werke geben erst durch genaues Betrachten ihre wahre Medialität preis. Eine Sekunde Aufnahmezeit entspricht 24 Frames im Video. Aus diesen Einzelbildern ergibt sich die 24-teilige Serie »VideoPainting«. Nadja Schöning führt uns dadurch Bilder aus der Natur vor Augen, die wir in der raschen Bewegung des ausgewählten Motivs nicht mehr wahrnehmen können. Das Medium Video wird in fotografische Arbeiten und gleichsam malerische Bilder transformiert. Nicht sichtbare, abstrakt wirkende Motive aus der Natur treten dabei konkret in Erscheinung. „Art = imitation of nature in her manner of operation“ (John Cage).

Auch Katlen Hewel beschäftigt sich mit der Malerei im Medium der Fotografie. In ihrer Serie „Portraits“ projiziert sie Dias von Gemälden der Kunstgeschichte auf die nackten Oberkörper ihrer Modelle und transformiert die Verschmelzung der Projektion mit dem Körper in ein fotografisches Portrait. Wie eine zweite Haut oder eine Tätowierung legt sich das Lichtbild auf den Körper. Durch eine fast genaue Überlappung von Modell und Projektion entstehen nur subtile Verschiebungen, die umso verstörender wirken und wie Wunden oder Abnormalitäten aussehen. Katlen Hewels Fotografien entlarven Äußerlichkeiten als trügerische Fassade, denn wie die Lichtprojektionen so schreiben sich Erlebnisse aber auch Konventionen in den Körper ein – Projektion kann somit im medialen als auch im psychischen Sinne verstanden werden. Mit Erfindung der Fotografie galt die Malerei und insbesondere die Portraitmalerei zunächst als obsolet. Katlen Hewel aktualisiert durch das Zusammenspiel der Medien die Bildgattung Portrait und reflektiert aktuelle Themen, wie Gentechnologie oder den gerade in letzter Zeit medial ausgekosteten Wahn der Schönheitsoperationen.

Martina Sauter reflektiert Fiktion und Wahrheit in ihren fotografischen Werken, die Film und Fotografie in einen spannenden Dialog setzen. Ausgehend von einer Filmszene entwickelt die Künstlerin ihre Bildmotive, indem sie ein ausgewähltes Filmstill vom Fernseher abfotografiert und dieses in das Medium der Fotografie überträgt. Inspiriert von der filmisch vorgegebenen Situation und Atmosphäre wählt sie eine reale oder im Atelier inszenierte Raumsituation aus, um das fotografische Abbild dieser Räume mit dem Filmbild zu vereinen. Die disparaten Elemente verschmelzen zu einer neuen irritierenden Einheit. Gleichzeitig definiert die Ruff-Schülerin jedoch eine klare Grenze zwischen Film- und Fotoszene, denn die kombinierten Abbildungen sind durch die Bildträger räumlich versetzt. Die Werke muten somit reliefhaft fast skulptural an. Durch die ungewöhnliche Art der Verknüpfung von Film und Fotografie im Werk von Martina Sauter eröffnen sich neue räumliche Dimension und unzählige Zeitachsen. Es entstehen Geschichten, die die Bedeutung von Fiktion und Wahrheit ad absurdum führen.

Kunstraum Marion Scharmann ∑ Händelstr. 22 ∑ 50674 Köln ∑ 0221-8018185 0173-3442844 ∑ www.kunstraumscharmann.de ∑ mail@kunstraumscharmann.de Öffnungszeiten: Di + Do 10 – 13 sowie 14 – 21 Uhr und nach Vereinbarung Katlen Hewel, geboren 1975 in Schwäbisch Hall, lebt und arbeitet in Düsseldorf. 1997 – 2003: Kunstakademie Düsseldorf, 1998: Klasse für Fotografie bei Bernd und Hilla Becher, 1999: Reisestipendium des Kunstvereins und der Stadtsparkasse Düsseldorf, 2000: Klasse für Fotografie bei Thomas Ruff, 2001: Parisstipendium, 2002: Meisterschülerin bei Thomas Ruff. Ausstellungen: 1996: „Es ist alles wahr“, Luftgitarren-Performance mit Christine Hewel, Vernissage in der Galerie M&R Fricke, Düsseldorf / 2000: „Fotografien“ mit Telat Cengiz, Auswärts-Kunstraum, Frankfurt am Main; „Und die Nachbarn gaffen...“, Bitweg, Düsseldorf; „Rheintöchter“ mit Barbara Meisner, mini-Galerie, Duisburg / 2003: „K. Hewel und Jens Ullrich“, Adeline Morlon art direction, Düsseldorf; „Düsseldorf zeigt...“, Altes Postamt, Berlin; „For the Ladies“, Friedrich Hundt Gesellschaft im Stadtmuseum Münster; „Ihr Kinderlein kommet“, Galerie Bochynek, Düsseldorf; „junger westen 2003“, Kunsthalle Recklinghausen / 2004: „Dreiklang: Video – Fotografie – Skulptur“, Galerie Wilma Tolksdorf, Frankfurt am Main; „58. Bergische Kunstausstellung“, Museum Baden, Solingen Gräfrath; „Nachstellungen – junge Fotografie aus Düsseldorf“, Halle 6, Galerie Christine Hölz, Düsseldorf. http://www.katlenhewel.de

Martina Sauter, geboren 1974 in Konstanz am Bodensee, lebt und arbeitet in Düsseldorf. 1997-99: Ausbildung als Fotografin, seit 1999: Kunstakademie Düsseldorf, seit 2000: Klasse für Fotografie bei Thomas Ruff. Einzelausstellungen: 2004: „stand by“, ImplantArt, Temporärer Kunstraum für zeitgenössische Fotografie, Bonn; “Osmose“, Metzgalerie Koblenz Gruppenausstellungen: 2002: Hotel Ufer, Düsseldorf / 2003: „The Helicopter Show“, Galerija Studentskog Kulturnog Centra, Belgrad / 2004: „ruffklasse.de“, Tanzhaus NRW, Düsseldorf; „Ein Stück Wahrheit. ruffraum – ruffklasse“, Villa Haiss Museum für Zeitgenössische Kunst, Zell a.H.; „03-04“, NRW Forum Düsseldorf und Walcheturm Zürich; „Nachstellungen – junge Fotografie aus Düsseldorf“, Halle 6, Galerie Christine Hölz, Düsseldorf. http://www.ruffklasse.de/portfolio/martina/sauter.html

Nadja Schöning, geboren 1975 in Köln, Medienkünstlerin, lebt und arbeitet in Köln. Diplom Medienkunst, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Diplom Audio-visuelle Medien, Kunsthochschule für Medien Köln. Hospitanzen u.a.: Lucas Film-Production, San Francisco. Praktikum Arte-Redaktion, Köln. Jury-Mitglied, 12.Internationales Bochumer Videofestival. Mitwirkung bei Performances internationaler Medien-Festivals und Radio-Produktionen. Einzelausstellungen: Videonale 8, Bonn; Museum für Angewandte Kunst, Köln; Bundeskunsthalle, Bonn; Overstolzenhaus, KHM, Köln; Galerie Rachel Haferkamp, Köln; ImplantArt, Bonn. Gruppenausstellungen (Auswahl): Museum Schloß Morsbroich, Leverkusen; HfG/ZKM, Karlsruhe; Galerie Novo, Helsinki; Festival MANCA, Nizza; LADA 98 L’Arte dell’ascolto, Rimini; Université d´été de la Radio, Arles; Kunstbunker Tumulka, München; Modern Art Museum, Finnland; Galerie Projektraum, Köln; Moltkerei Werkstatt, Köln; Art Frankfurt; Trinitatiskirche, Köln. Klangkompositionen in internationalen Radio-Stationen. CD-Publikationen, Kataloge und Gastdozenturen. “Prix Radio Mix 1997”, Phonurgia Nova, Arles.

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Zeitgenössische Fotografie von Katlen Hewel, Martina Sauter und Nadja Schöning