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Auf den ersten Blick erscheint die Ausstellung des Braunschweiger Bildhauers und Klangkünstlers sehr reduziert: Visuell entdeckt man die Büste des Künstlers auf einem weißen Sockel und ringsherum drei weiße gerahmte Bilder im Raum für Freunde. Eine Komplexität verbirgt sich im Zusammenhang der wenigen Elemente. Die Leinwände werden bei genauerem hinhören zu Klangerzeugern und die Büste des Künstlers entpuppt sich zu einem sogenannten Kunstkopf wie er schon in den Tonstudios der 70er Jahre Anwendung fand.

Der Betrachter betritt den Ausstellungsraum und wird zum Teil eines Systems. Er hört das in die Rahmen reproduzierte Audiomaterial bestehend aus narrativen Anteilen, experimentellem Hörspiel, Atmosphären und Situationen. Räumlich gesehen bildet der Kopf das Zentrum der Installation. Technisch nimmt der Kunstkopf die im Raum befindlichen Töne auf, die sich mit den Gesprächsfetzen und Bewegungsgeräuschen des Besuchers sowie den „Klangbildern“ mischen. Im „Innenohr des Kunstkopfes“ wird die so entstehende Klangmelange „wahrgenommen“ und per Sender an einen sich im Raum bewegenden Empfänger übermittelt. Vermengt mit den akustische Entäußerungen der Besucher zeichnet der Kunstkopf in endloser Weise die Akustik des Raumes in seinem digitalen Gedächtnis nach und speist das „Erfahrene“ via Transmitter in das letztlich selbstreferenzielle System ein. Im Ergebnis entsteht immer wieder etwas Neues, gewissermaßen eine Hybridform aus Selbstgespräch und Dialog, bei dem die einzelnen Eleme nte – so auch der Besucher – sowohl zum Sender als auch zum Empfänger werden. Nach und nach löst der Klang sich immer weiter auf und mischt sich mehr und mehr mit den klanglichen Eigenschaften des Raumes. Damit rekurriert die Installation auch auf klangkünstlerische Vorläufer, wie Alvin Luciers Arbeit „I am Sitting in a Room“ (1969). In Alvin Luciers Arbeit übereignet der Künstler durch Repetition die eigenen sprachlichen Eigenschaften, die sich zusehends auflösen, an den Raum, der sich zusehends manifestiert. Es findet eine Transformation statt. In der Installation von Ingo Schulz geschieht etwas Ähnliches. Der stete Wechsel zwischen Sender und Empfänger geht soweit, dass wir uns gleichzeitig außerhalb und innerhalb des künstlichen Kopfes befinden.