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Irene Schubiger (*1948 in Näfels, lebt in Bern) ist die Preisträgerin des Fokus-Preises, der 2006 vom Glarner Kunstverein vergeben wurde. Die Jury zeichnete die Künstlerin für ihre spielerische Verbindung von klassischer Formensprache und innovativem Umgang mit Material aus. Schubigers Arbeiten werden seit 1973, nach Abschluss der Kunstgewerbeschule Zürich, in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in der Schweiz gezeigt, etwa im Kunstmuseum Bern, im Kunstraum Burgdorf oder im Kunsthaus Langenthal. 1998 erhielt Irene Schubiger den Förderpreis der Stadt Bern.

Für die Fokus-Ausstellung im Schneelisaal des Kunsthaus Glarus entstanden eine Reihe neuer Arbeiten. Skulptur und Aquarell dienten der Künstlerin als parallele Mittel, ein Vokabular von Formen zu entwickeln und dieses in unterschiedlicher Weise umzusetzen. Jeweils von einer intuitiven Stimmung ausgehend, arbeitet Irene Schubiger mit den Qualitäten der gewählten Technik und findet zu eigenwilligen Darstellungen.

In den Aquarellen etwa schafft sie grafisch-zeichenhafte, meist ungegenständliche Kompositionen. Die Andeutungen romantischer Motive wie Blumen oder Gärten, Weggabelungen, Mauern, Zäune oder sogar Waffen lassen sich nur erahnen. Textfragmente wie „IS“, „It“ und „What can I do“ deuten einen Bezug zur eigenen Biografie an. Die Aquarelle mit den Texten „Twilight“ und „2“ als Mal-Geste wiederum weisen auf unbestimmte, dualistische Situationen hin.

Ambivalenzen zwischen Idylle und Bedrängnis, Kinderspiel und Abgründigkeit charakterisieren auch die skulpturalen Arbeiten. Dort arbeitet Irene Schubiger mit unterschiedlichen Materialien wie Holz, Gips, Karton und Papiermaché. Die dreidimensionalen Körper entwickelt sie wie die Zeichnungen aus intuitiven Moment-Stimmungen heraus. Mit Polyurethanbeschichtungen und Farbauftrag bearbeitet sie die Oberflächen der Gips- und Papiermaché-Objekte und verändert so die Beschaffenheit des Materials. Wie eine Hautschicht werden die Objekte mit einer leicht glänzenden Gummihaut oder einer pudrigen Rosa-Farbe überzogen. Rohe Oberfläche, krude Form und zarte Farbe erscheinen als widersprüchliche Dualitäten. Die Präsenz der Objekte und Skulpturen ist immer auf den menschlichen Körper ausgerichtet. Teils erinnern sie an Gebrauchsgegenstände, Körperfragmente oder architektonische Strukturen. Puppen, bandagierte Gliedmassen, eingepacktes Laufgitter, Sandkasten, eine Theaterkulisse, ein Zaun und ein Haus sind Assoziationen, die Eindrücke von naivem Kinderspiel, aber auch Verletzung, Lähmung, Bedrängnis und Ausweglosigkeit evozieren. Nutzlos, amputiert und nicht begehbar sind sie eher albtraumhafte Erscheinungen als tatsächliche Spielzeuge.

Irene Schubiger spannt im Schneelisaal ein Feld von ambivalenten Erinnerungen und vagen Ahnungen auf. Die verschiedenen Objekte und Skulpturen spielen mit Assoziationen zwischen idyllischem Spielplatz und albtraumhaftem Territorium. So bietet die Künstlerin Projektionsflächen für die Ambivalenz eigener Gefühle und Stimmungen. Abstraktion und Gegenständlichkeit bilden Twilight-Zonen, die sich eindeutigen Interpretationen immer wieder entziehen.

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KUNSTSCHAFFEN GLARUS UND LINTHGEBIET A-H 2008
FOKUS:
Irene Schubiger