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Im ersten seiner 35 berühmten “Sentences on Conceptual Art“ stellt der amerikanische Künstler Sol LeWitt 1969 fest: “Conceptual artists are mystics rather than rationalists. They leap to conclusions that logic cannot reach.“ Jenseits der Tradition, die in der Infragestellung des Kunstwerks als geschlossenes, physisch präsentes Gebilde die Diskrepanz zwischen Idee und ausgeführtem Werk in ihren Mittelpunkt stellt, sollen in der von Philipp Ziegler kuratierten Gruppenausstellung “Irrational thoughts should be followed logically“ in derGalerie Reinhard Hauff die Arbeiten von sechs jungen Künstlern vorgestellt werden, die sich in ihrem Werk auf unterschiedliche Weise mit den Bruchstellen modernistischer Kunst befassen.

In der Ausstellung, deren Titel sich auf den 5. Satz der LeWittschen “Sentences on Conceptual Art“ bezieht, sind Arbeiten der dänischen Künstler Lasse Schmidt Hansen (1978), Simon Dybbroe Møller (1976) und Pernille Kapper Williams (1973), die zusammen am Frankfurter Städel studiert haben oder noch studieren, Werke der ursprünglich aus Stuttgart stammenden Markus Amm (1969) und Kerstin Stoll (1969), die heute in London beziehungsweise in Hamburg leben sowie der Film “Oui we“ des New Yorker Künstlers Anthony Howard (1976) zu sehen. Der scheinbare Widerspruch, der in der Aufforderung enthalten ist, “irrationale Gedanken“ “logisch“ umzusetzen, kann als programmatisch für die Werke dieser Ausstellung angesehen werden. Gemeinsam zeichnen sie sich aus durch die Faszination für konzeptuelle Gesten und ein abstraktes, an die Sprödigkeit des Konstruktivismus und der Minimal Art erinnerndes Formenvokabular, das gerade im Rückgriff auf die in Sol LeWitts Schriften betonte mystische Qualität der Kunst der 60er Jahre den Einbruch des Realen - Bezüge auf die Gegenwart der Alltagswelt, auf Design oder auf popkulturelle Zusammenhänge - in eine abstrakte Bilderwelt vollzieht.

Während Markus Amm in seinen collagierten Gemälden das unvermeidliche Mitschwingen der vielschichtigen Bedeutungsebenen abstrakter Kunst durch den direkten Bezug auf die Kompositionen von Kandinsky oder Malewitsch thematisiert, kommentiert Simon Dybbroe Møller in einer Serie von drei Fotografien die Aneignung der ästhetischen Prinzipien des Konstruktivismus durch die fotografische Dokumentation einer Arbeitssituation in seinem Atelier. In ihren an visuelle Poesie und an die experimentelle Gestaltung alter Kunstkataloge erinnernden Schriftarbeiten setzt sich Pernille Kapper Williams mit unterschiedlichen Typographien und Formen der Präsentation auseinander, wohingegen sich Lasse Schmidt Hansen in seinen Skulpturen, Installationen und Papierarbeiten mit der Weiterführung serieller Verfahren der Minimal-Skulptur befasst. Zwischen Nordlicht und Rayonismus oszillieren die großformatigen Tintenstrahldrucke von Kerstin Stoll, die durch die ungeheure Dichte ihrer Oberflächenstruktur eine eigenartige Anziehungskraft entfalten. Die visuellen Klischees einer zu reinen Pathosformeln erstarrten Moderne nimmt Anthony Howard in seiner Persiflage früher Performancedokumentationen auf den Arm. Sein auf 16 mm gedrehter Film “Oui we“ wird im Eingangsbereich der Galerie gezeigt und bestätigt den 3. Satz von Sol Lewitt: “Irrational judgements lead to new experience.“