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Esther Schipper präsentiert die zweite Einzelausstellung der Künstlerin Isa Melsheimer in der Galerie. Unter dem Titel Über die Dünnhäutigkeit von Schwellen werden neue Beton- und Keramikarbeiten gezeigt. Zu sehen ist auch eine Serie Gouachen.

Außerdem macht ein sich durch die Ausstellungsräume ziehendes Netz aus Fäden die Veränderlichkeit und Fragilität von Raum zum Thema, im Allgemeinen wie auch im Kontext der konkreten Gegebenheiten des Ausstellungsortes.

Isa Melsheimer setzt sich mit der Geschichte von Baustilen auseinander, insbesondere mit dem Erbe der Moderne und von Betonbauten aus den 1960er und 1970er Jahren, einem allgemein als "Brutalismus" bezeichneten Baustil. In ihren Arbeiten kommen sowohl ihre Recherchen als auch formbezogene Untersuchungen zum Ausdruck. Häufig sind es in Vergessenheit geratene oder vernachlässigte Gebäude, bei denen die Künstlerin als Archäologin agiert, indem sie deren charakteristische Formen neu erschafft. Die einzelnen Gebäude sind zwar nicht alle sehr bekannt und lösen kein unmittelbares Wiedererkennen aus, die Formensprache jedoch ist vertraut und zum omnipräsenten Teil der Städtelandschaft geworden. Melsheimers Arbeiten untersuchen sowohl den im historischen und architektonischen Kontext des jeweiligen Gebäudes als auch die ideologischen Konnotationen, die sich mit Baustoffen, Ästhetik und Funktion verbinden mögen.

Mit ihren Gouachen von Bauwerken erschafft die Künstlerin kleine autonome Welten, die von ihrer realen Umgebung losgelöst zu sein scheinen. Häufig verwendet die Künstlerin Quellenmaterial in Schwarz-Weiß, das die Gebäude im ursprünglichen Zustand zeigt – ohne Anzeichen von späterem Verfall oder Verwahrlosung und ohne nachfolgende architektonische oder landschaftsbauliche Erweiterungen. Der Eindruck, dass diese Gebäude in einem in sich geschlossenen, zeitlosen Raum existieren, wird durch fantastische Elemente noch verstärkt: Wildtiere wie Füchse oder Stachelschweine, Trauben kristalliner Gebilde in leuchtenden Farben und/oder außergewöhnlich dunkle nächtliche Sternenhimmel treten in Erscheinung.

Melsheimers glasierte Keramiken stellen auf andere Weise architektonische Bauten dar. Zwar erinnern sie aufgrund ihres Maßstabs an das Verkleinerte, Schematische von Architekturmodellen, doch Material und Farbe verleihen ihnen etwas Fantastisches und Spielerisches.