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Vernissage Freitag, 28.11.08, 18 - 22 Uhr mit einer Einführung von Ferdinand Brüggemann um 20 Uhr

Wir freuen uns, die Ausstellung „Human Memory“ des japanischen Künstlers Issei Suda zu präsentieren.

Gezeigt werden Fotografien aus Issei Suda’s bekanntester Serie „Fûshi Kaden“ von 1978 neben einer Auswahl von Arbeiten aus seinem retrospektiven Bildband „Human Memory“.

Der Künstler nimmt mit seinen Portraits und Straßenszenen eine originäre Position in der japanischen Fotografie ein. Die Arbeiten von Issei Suda haben ihren Ursprung in der sogenannten „Kompora“ Fotografie (übersetzt und zusammengezogen von „Contemporary Photographers“) vom Ende der 1960er Jahre. Ziel dieser Bewegung war es den Alltag, das Gewöhnliche, in einfachen und direkten Kompositionen wiederzugeben. Diesen unprätentiösen Zugriff auf die Wirklichkeit hat Issei Suda um den Aspekt des Mysteriösen in seinen Bildfindungen erweitert.

Issei Suda begann seine Karriere 1967 als Bühnenfotograf und Dokumentarist der Avantgarde Theatergruppe „Tenjô Sajiki“. Ab 1971 entstand auf Reisen durch Japan die Serie „Fûshi Kaden“. Diesen Titel hat Suda aus dem Lehrbuch des japanischen Nô Theaters entnommen, dass Anfang des 15. Jahrhunderts von dem Nô Meister Zeami verfasst wurde. Das Nô Theater ist ein Gesamtkunstwerk aus Wort, Musik und Tanz. Übersetzt heißt „Fûshi Kaden“ in etwa „Die Übertragung der Blume auf die Schauspielkunst“. Die in dem Titel angesprochene ‚Blume’ ist ein zentraler Begriff von Zeami. Für ihn ist die Blume das Sinnbild für Schönheit und auf das Nô bezogen, bezeichnet sie die Erschaffung eines neuen Erscheinungsbildes. Dieses neue Bild entsteht durch den Ausdruck der eigenen angeborenen Natur in Verbindung mit der genauen Wahrnehmung der umgebenden Umwelt.

Issei Suda verweist mit der Übernahme des Titels auf Zeami’s Gedankenwelt. Die während mehrerer Reisen des Künstlers entstanden Aufnahmen konzentrieren sich auf Straßenszenen, auf die Schönheit von Mustern und Texturen und vor allem auf die Menschen bei traditionellen Festen. In seinen Aufnahmen zeigt Suda die Menschen als unbewusste Akteure in einem Spannungsfeld zwischen dem Gewöhnlichen und dem Besonderen. Die Portraitieren sind in mysteriösen Szenen, in zum Teil traumhaften Landschaften eingebunden; doch zugleich erscheinen die Menschen oft isoliert und vereinsamt. Diese doppelte Wahrnehmung des Alltagslebens wird von Zeami als „futei“, als ‚künstlerischer Stil’ bezeichnet. In der Ausstellung werden neben Fotografien aus der Serie „Fûshi Kaden“ auch Arbeiten der 1970er und 1980er Jahre aus dem Buch „Human Memory“ gezeigt. In diesem 1996 publizierten Bildband konzentriert sich Suda insbesondere auf Menschen in den Städten Japans. Wie bei „Fûshi Kaden“ ist auch hier alles nicht Notwendige aus den Bildern eliminiert und der Blick des Betrachters wird auf die Essenz des Dargestellten konzentriert. Auch hier verweist er auf das Außergewöhnliche im Alltäglichen und zeigt seine besondere Wahrnehmung der Welt. Seine strengen Kompositionen, die meist mit einer 6 x 6 cm Kamera aufgenommen wurden, scheinen Aspekte der Realität wiederzugeben, die für das bloße Auge unsichtbar sind, aber für den Augenblick des Fotografierens auf der Oberfläche der Wirklichkeit erscheinen.

Kurzbiografie Issei Suda, 1940 in Tokyo geboren, lebt heute in Chiba. Studium am Tokyo College of Photography bis 1962. Ab 1967 als Bühnenfotograf für die Avantgarde Theatergruppe „Tenjô Sajiki“, die von dem Poeten und Theaterautor Shûji Terayama geleitet wurde. Ab 1971 freier Fotograf. 1991-1997 Betreiber der Haranagachô-bashi Gallery.

Ausstellungen Die Arbeiten von Issei Suda sind seit den 1970er Jahren in internationalen Gruppenausstellungen gezeigt worden. Zu nennen sind unter anderem, „Neue Fotografie aus Japan“, Graz 1978; „Japan: A Self-Portrait“, International Center of Photography, New York 1979; "Japanese Photography in the 1970s - Memories Frozen in Time", Metropolitan Museum of Photography, Tokyo 1991; und „The History of Japanese Photography“, Museum of Fine Arts, Houston 2003.

Auszeichnungen „Newcomer's Award“, The Photographic Society of Japan, 1976 „Annual Award“, The Photographic Society of Japan, 1983 „1st Domestic Photography Award“, Higashikawa International Photography Festival, Hokkaido, 1985 „Domon Ken Prize“, 1997 für das Buch „Human Memory“

Monografien • Fûshi Kaden. Tokyo 1978 • My Tokyo 100 (Waga Tokyo 100). Tokyo 1979 • Whimsy, Photographs, Walks: A Dog’s Nose (Kimagure, Shashin, Sanpô: Inu no hana). Tokyo 1991 • Human Memory (Ningen no kioku). Tokyo 1996 • Japanese Photographers, vol. 40: Issei Suda (Nihon no Shashinka 40: Suda Issei). Tokyo 1998 • Scarlet Bloom (Akai Hana). Tokyo 2000 • Suda Issei. Fûshi Kaden. JCII Photo Salon, Tokyo 2005 • Min´yô Sanga. Tokyo 2007

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Issei Suda
Human Memory