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Die Galerie Jamileh Weber freut sich, unter dem Titel "Samsara" eine Ausstellung mit neuen Bildern und Skulpturen von Jahanguir anzukündigen. Wer die Bilder von Jahanguir zum ersten Mal betrachtet, wird den Künstler in die Tradition konstruktiver Kunst einordnen. Eine tiefere Auseinandersetzung aber zeigt, dass sich dieses Werk, über eine solche Stildefinition hinaus, eigenständig entwickelt hat.

Unmittelbar beeinflusst durch seine iranischen Wurzeln - Jahanguir ist der Name der Vorfahren - formuliert er eine eigene, orientalisch-ornamental sowie abendländisch-konstruktiv beeinflusste Bild- und Formensprache. Die Bilderstruktur entsteht aus dem Zusammenspiel eines geometrischen Netzwerkes (Matrix), mit einer nach freier Wahl sich spielerisch-individuell entwickelnden Formdynamik: Die Matrix trägt als Urgrund die Gesamtheit aller gestalterischen Möglichkeiten in sich, tritt jedoch visuell nicht in Erscheinung, die Formdynamik aber verlässt in ihrer Entwicklung die Gesetzmässigkeit der Matrix nicht.

In diesen Arbeiten stehen die Begriffe Freiheit und (Ein)gebundenheit nicht als sich widersprechende Antipoden, sondern gehen ineinander auf in der Art einer Symbiose, wobei die sichtbare Form aus der Struktur der unsichtbaren Matrix entsteht.

Ähnlich wie Henry Matisse oder Ellsworth Kelly veranschaulicht Jahanguir in seinen Bildern den Konflikt zwischen Figur und Grund. Die Bilder wirken zuweilen wie Fragmente einer ganzheitlichen Realität. Sie sind Ausschnitte, die wie Fenster die Sicht auf entschleierte Welten freigeben. Die Bildformen werden vom Künstler aus freier Zeichnung oder mit Hilfe eines Zirkels skizziert und elaboriert, bevor er sie in einem zweiten Arbeitsschritt auf das Originalformat überträgt und dort Fragen des Kolorismus verfolgt.

Um tiefe und feinste Nuancierungen der Farbe zu erreichen, wird die Ölfarbe mittels Lasurtechnik in bis zu zwanzig teils verschiedenartigen Schichten aufgebaut. So entsteht eine Farbqualität, die ihre Leuchtkraft aus dem Durchwandern des Lichtstrahls durch sämtliche Schichten bis zur Grundierung und zurück in den Raum bezieht. Die spezifische Farbigkeit entsteht also durch "optische Mischung" und erreicht eine Intensität, die durch direktes Mischen von Pigmenten in einer einzigen Schicht nicht erzeugt werden könnte.

Durch den Lasur-Charakter bleibt die Farbe für die Änderung der Lichtverhältnisse empfänglich und vermag in deren jeweiligem Schein zu leuchten, zu changieren.

Um die Unversehrtheit und Poesie der Formen und Übergänge zu gewährleisten, sind diese in jedem Farbauftrag von Hand gezogen. Klebband zum Abdecken der Konturen würde bei seiner Entfernung die Farbschicht verletzen und die Formen in unbelebter Starrheit hinterlassen. Parallel zu Jahanguirs malerischem Werk entstanden in den letzten Jahren eine Reihe von Skulpturen, die zusammenfassend wohl als eine Auseinandersetzung der Unendlichkeit verstanden werden können: Nach einer frühen, prototypischen Eisenskulptur "1001" von 1992 (heute in der Sammlung Ringier, Zofingen/Zürich), hat der Künstler die Recherche 1998-2002 in den Chromstahlskulpturen "Spiralenring/Lotosring" (einer Interpretation des unendlichen Möbiusbandes) sowie 2003 in der "Diamant-Stele", der Idee einer verdrehten "Brancusischen" endlosen Säule, fortgesetzt.

Mit der hier erstmals gezeigten, neuen Holzskulptur "Pendulum" geht der Künstler einen Schritt weiter: Formal basierend auf der "Diamant-Stele", entbindet er sie optisch der Schwerkraft, löst radikal das viel zitierte "Sockelproblem" (Brancusi) und lässt die Arbeit frei im Raum schweben.

Die Ausstellung dauert vom 26. August bis 15. Oktober 2005.

Pressetext

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Jahanguir  "Samsara"