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Präsentation der Jahresgaben
anlässlich der Finissage der Ausstellung FIGUR — GRUND 1
27. Februar 2022, 16 Uhr

Jahresgaben 2022

Im Jahr 2022 präsentiert der Kunstverein KunstHaus Potsdam Jahresgaben der Künstlerinnen Katrin von Lehmann, Susanne Piotter, Mia Sanchez und Stefanie Schwarzwimmer sowie des Kollektivs AM Hagen & Carlo Leone Spiller mit Roman Roth. Die Künstler*innen der Jahresgaben sind dem KunstHaus Potsdam auf verschiedene Weise verbunden, etwa als Mitglieder des Vereins oder als Ausstellende vergangener Ausstellungen.

Für Mitglieder des Kunstvereins KunstHaus Potsdam sind die Jahresgaben zu einem besonders günstigen Preis verfügbar. Sie können die Jahresgaben schriftlich per E-Mail bei uns bestellen (info@kvkhpotsdam.de). Die Rechnungsstellung erfolgt über die Künstler*innen. Alle Preise verstehen sich inklusive Mehrwertsteuer.

Bis zum Ende des Jahres 2022 besteht die Möglichkeit, die Jahresgaben vor Ort im KunstHaus Potsdam einzusehen – während unserer Öffnungszeiten oder nach Absprache!

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AM Hagen & Carlo Leone Spiller mit Roman Roth | The Lightning Poem | 2022

The Lightning Poem wurde anhand eines in Hexametern verfassten Gedichts und auf der Grundlage eines Ölbildes von einer künstlichen Intelligenz (KI) generiert.

21 Fragmente ergeben zusammen den vollständigen Text. Sowohl formal als auch inhaltlich berufen sich das Gedicht und die damit verbundenen Bildelemente auf Homers Odyssee. Sie greifen aber auch auf spezifische Begriffe aus dem Bitcoin-Universum zurück, wie etwa Zombie Channels oder BOLT. Und auch die Aufteilung in 21 Fragmente verweist darauf, beträgt doch die maximal mögliche Zahl aller Bitcoins 21 Millionen.

Obgleich durch eine KI generiert, finden sich im Bild Spuren der Autorinnenschaft wieder: Die Verschwisterung von gemaltem Bild und geschriebenem Text wird hier mithilfe von Technologie verwirklicht und digitalisiert. Die Kontrolle bleibt stets bei den Künstlerinnen. Im Kollektiv bearbeiten sie das Material; sie geben dem Programm vor, welche Aspekte hervorgehoben werden sollen und sie entscheiden schließlich über das endgültige Arrangement.

The Lightning Poem wurde exklusiv als Jahresgabe für den Kunstverein KunstHaus Potsdam produziert. Mit The Lightning Poem ist erstmalig eine Jahresgabe in einem deutschen Kunstverein als NFT (Non-Fungible Token) erhältlich. Die Künstler*innen arbeiten dafür über Raretoshi. Dieser NFT-Marktplatz nutzt die Liquid-Network- Sidechain, wodurch vertrauliche Transaktionen ermöglicht werden ohne Strom zu verbrauchen.

Zum Kauf stehen der 200 x 86 cm große Print, der vor Ort im KunstHaus installiert ist und zu dem dieder Käuferin ein NFT des gesamten Bilds und Gedichts erhält.

Zudem sind 21 Fragmente des Gesamtbilds und Gedichts als NFT auf Raretoshi erhältlich.

Eine detaillierte Anleitung zum Kauf der NFTs finden Sie auf unserer Homepage unter www.kvkhpotsdam.de/jahresgaben. Eine Übersicht der einzelnen NFTs finden Sie auf der Seite www.raretoshi.com/tag/lightningpoem.

AM Hagen & Carlo Leone Spiller arbeiten seit 2021 zusammen. Die Malereien stammen von AM Hagen, die Texte von Carlo Leone Spiller. Für die Jahresgabe hat sich Roman Roth um die technischen Prozesse gekümmert. Hagen und Roth arbeiten in Berlin, Spiller in Basel.

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Katrin von Lehmann | Proxy 12-3 | 2018 | Proxy 12-4 | 2018

Katrin von Lehmann arbeitet an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft, wobei sie stets die Praxis des Zeichnens erweitert. Die Serie der Proxy-Zeichnungen ist Teil des 2015 begonnenen Projekts Leerstelle des Unbekannten/Nichts stimmt mehr.

Im Rahmen dieses Projekts adaptierte von Lehmann Methoden der Naturwissenschaften – festgelegte Verfahren und Regelwerke – um das ihr eigene Medium der Zeichnung neu aufzurollen. Sie fragte sich: Gelange ich zu neuen oder anderen Bildern, wenn ich diese Vorgehensweise über einen langen Zeitraum praktiziere?

Für die von ihr entwickelte Proxy-Zeichen-Technik limitiert von Lehmann die zeichnerische Tätigkeit auf einfache, sich wiederholende, schnelle Bewegungen der rechten und linken Hand. Die Auswahl der zu nutzenden Farben entfällt, da alle Buntstifte eines Kastens in einer zufälligen Reihenfolge verwendet werden. In dieser Engführung des Tuns tut sich eine schier unendliche Anzahl von Möglichkeiten auf; die Wahrnehmung wird in der Wiederholung sensibel für Nebensächliches und neue Beobachtungen fließen in Entscheidungen für das weitere Vorgehen ein.

Durch die Proxy-Zeichen-Technik werden sowohl für die Künstlerin während des Produktionsprozesses als auch für die Betrachter*innen einzelne Linien und Bewegungen sichtbar, andere gehen in einem dichten Konglomerat an Farben auf und lassen kaum einen Anfangs- oder Schlusspunkt erkennen. Die körperliche Arbeit der Künstlerin, der performative Prozess der Produktion, tritt im sich verändernden Duktus und in den unterschiedlichen Schwüngen der einzelnen Linien hervor.

Die Technik der perforierten Zeichnungen, die Katrin von Lehmann für die Arbeiten der Reihe Blick auf Vielfalt anwendet, entwickelte sie in der Auseinandersetzung mit dem Thema eine Wissensgeschichte der menschlichen Vielfalt im 20. Jahrhundert während eines Arbeitsaufenthalts am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschafts- geschichte in den Jahren 2012/2013. In Symposien, Gesprächen und Texten bemerkte von Lehmann, dass in den einzelnen Untersuchungen bestimmte partielle Aspekte des Menschen erforscht werden, aber selten ein Zusammenhang zum gesamten Menschen hergestellt wird. Davon ausgehend werden in dieser Serie Bereiche der auf der Rückseite befindlichen Zeichnung durch die Perforierung sichtbar gemacht. Katrin von Lehmann wurde 1959 in Berlin geboren. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seit einem Arbeitsstipendium des Wettermuseums Lindenberg in Brandenburg im Jahr 2009 hat von Lehmann die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instituten zum Kern ihrer künstlerischen Praxis gemacht. Ihr Fokus richtet sich seitdem auf die epistemologische Forschung in Wissenschaft und Kunst.

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Susanne Piotter | Change | 2021

„Change is coming whether you like it or not“ balanciert als Beton- Schriftzug auf einem einfachen Stahlständer. Der massive weiße Beton erscheint hier ähnlich einem Leuchtschild oder einer Grafik. Nur die äußeren Seiten der Buchstaben sind wie die Schattierungen eines Logos in einem leuchtenden Orangeton bemalt.

Die Schwere des Materials wird durch diesen Anstrich und auch durch die Präsentation verschleiert, wenn der Schriftzug nur auf einem dünnen Stahlständer balancierend, beinahe in der Schwebe erscheint. Anders als der Rest des Satzes ist das erste Wort - Change - über zwei Zeilen halbiert. Diese Betonung, aber auch Verfremdung lässt in den ersten beiden Zeilen Lücken entstehen, die auf jene leeren Stellen verweisen können, die für Veränderung nötig sind oder aber auf jene Lücken, die in Prozessen der Veränderung weiterbestehen.

Zitiert wird hier jener Satz, mit dem die Klimaaktivistin Greta Thunberg ihre Rede bei der UN-Klimakonferenz 2019 abschloss. In diesem Sinne kann der Balanceakt des Beton-Zitats vielleicht als eine Anspielung auf die sich stetig verschlechternde Klimalage in der Welt verstanden werden.

Change von Susanne Piotter ist 2021 anlässlich der Gruppen- ausstellung Three Point Turn entstanden, die vom 12. September bis 24. Oktober im Kunstverein KunstHaus Potsdam zu sehen war.

Geboren in Düsseldorf, studierte Susanne Piotter an der Höheren Berufsfachschule für Gestaltung in Köln, an der Maastricht Academy of Fine Arts and Design (Diplom Bühnenbild) und Multimediadesign an der Media Academy Cimdata, Berlin. Neben anderen Auszeichnungen war Piotter 2020 Stipendiatin des Kunsthof Barna von Sartory in Brüssow. Ihre Arbeiten werden in internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Vertreten von der BBA Gallery, lebt und arbeitet Susanne Piotter in Berlin.

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Mia Sanchez | Menschen am Sonntag | 2022

Auf dem dunkelgrünen Grund von Mia Sanchez‘ Arbeit Menschen am Sonntag bewegt sich eine Vielzahl von Personen. Sie wurden von hinten und aus der Distanz fotografiert, sodass der Eindruck entsteht, dass die Künstlerin sie beobachtet hat und ihnen im öffentlichen Raum gefolgt ist.

Vorarbeiten zu diesem Werk sind während Sanchez‘ Aufenthaltsstipendium an der Akademie der Künste 2020 in Berlin entstanden. Die Künstlerin verweist mit ihrer Arbeit auf den gleichnamigen Stummfilm Menschen am Sonntag aus dem Jahr 1930. Dieser behauptet ein Film ohne Schauspieler*innen zu sein und mischt Szenen einer Geschichte um junge Menschen mit Aufnahmen Berlins in den 1920er-Jahren. An die Frage des Dokumentarischen anknüpfend, wirft Sanchez in ihrer Arbeit Fragen danach auf, inwieweit es sich um Momente der Verfolgung und Beobachtung, um authentische oder um gestellte Bilder handelt. In Analogie dazu ist vielleicht auch das Grün des Hintergrunds zu verstehen. Es lässt an einen Greenscreen denken und damit an eine Technik, die genutzt wird, um die Umgebung, in der sich eine Figur oder ein Gegenstand befindet, zu manipulieren, zu verfälschen oder gar erst zu erstellen.

Menschen am Sonntag wurde von Mia Sanchez exklusiv als Jahresgabe für den Kunstverein KunstHaus Potsdam angefertigt. Ausgangspunkt war die Zusammenarbeit mit der Künstlerin im Rahmen der Gruppenausstellung FIGUR — GRUND 1, die vom 16. Januar bis 27. Februar im KunstHaus Potsdam zu sehen war.

Mia Sanchez (*1988) lebt und arbeitet in Basel, wo sie ihren MA in Fine Arts am Institut Kunst abschloss. Zuvor studierte sie an der Hochschule der Künste Bern und verbrachte ein Jahr an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK). Sanchez wurde für den Swiss Art Award 2020 nominiert und erhielt 2020 das Basel- Berlin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin. Sie ist Teil von Riverside, einem Off-Space, den sie 2015 mitbegründet hat.

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Stefanie Schwarzwimmer | If these walls could talk, they would run | 2022

Das Motiv der Jahresgabe ist in Anlehnung an Stefanie Schwarzwimmers Arbeit If these walls could talk, they would cough and go back to bed‘ entstanden, die im Herbst 2021 bei Deborah

Bowmann in Brüssel gezeigt wurde – eine ortsspezifische Installation und 3D Animation. Die Jahresgabe stellt nun in verkleinerter Form jenen Loop dar, den die Besucher*innen damals im Galerieraum vorfanden. Zu sehen ist ein Crime-Scene Marker, der in Flammen steht. Der vermeintliche Hinweis auf ein Beweisstück wird ad absurdum geführt, da er selbst zum Zentrum des Ereignisses wird. Das Motiv steht dadurch in Analogie zu seiner eigenen Beschaffenheit als 3D-Rendering – ein am Computer erzeugtes Bild.

If these walls could talk, they would run ist exklusiv als Jahresgabe für den Kunstverein KunstHaus Potsdam entstanden. Ausgangspunkt war die Zusammenarbeit anlässlich der Gruppenausstellung FIGUR — GRUND 1, die vom 16. Januar bis 27. Februar 2022 im KunstHaus Potsdam zu sehen war.

Stefanie Schwarzwimmer (*1990) ist eine in Berlin und Wien tätige Künstlerin und Grafikdesignerin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit dem spekulativen Potenzial von 3D-Renderings, indem sie computergenerierte, fiktive Momente mit fotografischem Charakter schafft. Sie studierte von 2012 bis 2018 Bildende Kunst am Institut für Kunst und digitale Medien der Akademie der bildenden Künste Wien unter Constanze Ruhm. Ihr Diplomfilm Silent Revolution (2018) wurde mit dem Hauptpreis der Akademie ausgezeichnet. Im Jahr 2022 ist Schwarzwimmer Teilnehmerin des Goldrausch Künstlerinnenprojekts.