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Ensor bringt die Entscheidung für das Leben und für die Kunst mit seiner Hinwendung zur Radierung in Verbindung: “1886 graviere ich Seestücke direkt in die Platte, die von Licht nur so überfließen, im gedämpften goldenen Spiel der Wolken und des Lichtes zeichnen sich unter dem Schirm die Akzente verleihenden Striche ohne Abstufung und ohne Abänderung angenehm ab. Dann geht in einem Lächeln alles auf und um meine helle Freude zu zeigen, graviere ich Kathedralen, meine Triumphe, meine komischen Teufel und meine neckischen Masken, und dank unserer lieben Gravur des Weiterlebens einmal gewiß, greife ich mit neuer Zuversicht zu meiner Palette und werde wieder von der frischen und reinen Farbe überwältigt.”

Der “Maler der Masken” erkennt in der Radierung das geeignete Mittel, um seinen Nachruhm zu mehren: “Edle Nadeln, blanke und rötliche, stahlblaue, der Säure ausgesetzten Werkzeuge, geistige Stacheln, weit weg seid ihr von den borstigen Pinseln und den mit ranzigem und stinkendem Öl verschmierten Paletten, klebrigen Stoffen, die für die Maler der größten Stücke üblich sind.” Trotz der für Ensor typischen grotesken Überspitzung bieten seine Äußerungen hinreichend Anlaß, in ihm nicht nur einen der bedeutendsten Maler der beginnenden Moderne zu erkennen, sondern sein druckgraphisches Werk, das 132 Radierungen sowie einige Lithographien umfaßt, als einen herausragenden Beitrag zur Geschichte der graphischen Kunst zu würdigen. Tatsächlich spielen die Radierungen eine wichtige Rolle im Kontext des Gesamtwerkes. Hin und wieder nehmen sie Motive der Malerei auf, aber Ensor entwickelt ebenso oft Bildideen in der Druckgraphik, die er später in Gemälden wiederholt. Wichtiger aber noch ist der bemerkenswerte Umstand, daß sich der Entstehungszeitraum der Radierungen ziemlich genau mit dem der wichtigsten Gemälde deckt. Nach der sogenannten dunklen Periode, in der Portraits, Stilleben und Landschaften dominieren, kündigt sich um 1882 eine Aufhellung der Farben und ein Jahr später mit “Die verärgerten Masken” auch ein thematischer Wandel an. 1888 beginnt Ensor mit seinem malerischen Hauptwerk. Pressetext

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James Ensor - Visionär der Moderne