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Für James Higginson hat das Inszenieren von Bildern seit Jahren Methode, es ist seine künstlerisch-fotografische Domäne. In der Ausstellung Behold liegt der Fokus der in den letzten Jahren entstandenen Serien auf dem Bild des Mannes. Ein Bild, das sich aus unterschiedlichen Wahrnehmungen formt. Da sind die Männer selbst, die sich als Mann und mithin männlich sehen, da ist die Gesellschaft, die - aus unterschiedlichen Quellen gespeist - eine Vorstellung vom Mann hat und schließlich ist es der Künstler James Higginson, der sein Bild vom Mann hat. Das ist jedoch offen und folglich wechselt er von Serie zu Serie die Perspektive. Das erlaubt ihm Sichtweisen, wie sie eher einem jüngeren, auf Rollen und Normen noch nicht festgelegten Mann eigen sein könnten. Und selbstredend sind die entstandenen Bilder, wie bei allen Arbeiten von Higginson, nicht allein seiner Fantasie entlehnt, sondern reflektieren die realen und sich beschleunigenden aktuellen Veränderungen und beziehen sogar prospektive Vorstellungen mit ein. Denn was als männlich gilt, befindet sich in einem dialektischen Transformationsprozess mit dem, was als weiblich angesehen wird. In ihrer Summe reflektieren seine Bildserien die Gender-Diskussionen genauso wie die Emanzipation des Homosexuellen, des Transsexuellen oder des Transvestismus und verleihen so der allgemeinen Liberalisierung des Geschlechtsspezifischen ein anschauliches und letztlich künstlerisches Erscheinungsbild. Text: Dr. Enno Kaufhold

James Higginson (1957, Pittsburgh) machte nach einem Biologiestudium seinen Master in Fine Arts und arbeitete bis 2007 in Los Angeles als Art Direktor und Set-Ausstatter für Film, Fernsehen und Werbung (Emmy Award 1987). Seit 2004 lebt und arbeitet er als Künstler, Filmemacher (Avonbiehl), Performer und Lehrer in Berlin. 2003 gab er mit der Solo-Ausstellung Portraits of Violence bei C/O in der Linienstraße sein Berlin-Debut. Seit 2007 unterrichtet er als Dozent an der Berliner Technischen Kunsthochschule (BTK) und leitet international Workshops.