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Die Entgrenzung der Künste untereinander ist eines der prägenden Merkmale der Kunst der 80er und 90er Jahre. So stellte sich dem literarischen Theater gleichrangig ein Theater der Bilder zur Seite, so spielt in der bildenden Kunst die Inszenierung eine immer größere Rolle. Viele Künstler brechen aus den traditionellen Sparten aus. Sie malen und bildhauern, fotografieren, filmen und inszenieren zugleich, wobei der alte Begriff der Doppel- oder Mehrfachbegabung hier nicht mehr greift. Denn diese Künstler suchen durch die Hinwendung zu anderen Medien eine Erneuerung ihrer künstlerischen Sprache und finden damit zugleich neue ästhetische Kategorien für die jeweiligen Sparten.

Der Belgier Jan Fabre bezeichnet sich als Gesamtkünstler. Er ist nicht nur Choreograf, sondern zugleich Performer, Regisseur, Autor und bildender Künstler. Als solcher bekannt wurde er vor allem durch seine großdimensionierten blauen Bilder und blauen Objekt-Übermalungen, alle mittels feinster Kugelschreiberstriche. In Belgien färbte er ein ganzes Schloss auf diese Weise ein.

In seiner Theaterarbeit ist Fabre nicht nur Choreograf, sondern auch Schauspiel- und Opern-Regisseur. Seine Texte schreibt er selbst. Diese Theaterarbeit, die in dieser Ausstellung dokumentiert ist, zeichnet sich durch den szenischen Drill bewegungsgleicher Perfektion, eine ritualisierte Langsamkeit des formalen Ablaufs und konsequente Sinn-Verweigerung aus. Dabei fordert sie einen hohen Grad an Authentizität, das heißt Erfahr- und Erlebbarkeit durch die Tänzer selbst wie durch das Publikum. "Der Ritus der zerdehnten Stunden", so Eckhard Franke in "Theater heute", "zielt auf einen neuen Begriff, auf ein neues Bewusstsein von Zeit. Und geht an die Nerven."

Die Fotografen Helmut Newton und der 1988 gestorbene Robert Mapplethorpe gehören zu den Spitzenvertretern ihres Mediums. Noch weitgehend unbekannt ist der Foto-Journalist Carl De Keyzer, jüngstes Mitglied der bekannten Foto-Agentur Magnum. Die drei haben drei verschiedene Theaterarbeiten Fabres, ein Schauspiel, ein Tanzstück und eine Oper, fotografisch beobachtet und diese Beobachtung zugleich zu einer höchst aufschlussreichen Mitteilung über ihre eigene Kunst gemacht. Alle drei Stücke sind in der Ausstellung auch per Video dokumentiert.

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Jan Fabre - Theaterarbeit.
Fotografien von Robert Mapplethorpe, Helmut Newton und Carl de Keyzer.
Zeichnungen von Jan Fabre