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Der Maler Jan Holthoff zeigt bei Lehr Zeitgenössische Kunst unter dem Titel „Broken Vistas“ neue Arbeiten, in denen sich der Künstler mit dem Thema des Landschaftsbildes auseinandersetzt.

Die Arbeiten von Holthoff unterliegen einem oft langwierigen Entstehungsprozess. Zunächst beginnt er damit, unterschiedliche Farbschichten auf die Leinwand aufzutragen. Abhängig von Farben, Pigmenten und Untergrund entstehen so unterschiedliche Strukturen, die aufgegriffen und weiter bearbeitet werden. Nach zahlreichen lasierenden sowie pastosen Farbschichten verdichtet sich die Komposition soweit, dass der Künstler von dem abstrakten Malergebnis ausgehend, konkrete Motive wie Berge, Gebäude oder Menschen ausarbeitet. Erst durch die Hinzufügung eines gegenständlichen Elements, wird ein Landschaftsbild sichtbar. Durch diese Intervention spielt Holthoff mit zwei kunstgeschichtlich gegensätzlichen Positionierungen, mit Abstraktion und Realismus.

Die romantisch und mythisch wirkenden Landschaften entstehen erst durch die Implementierung eines konkreten Gegenstandes in ein abstraktes Malergebnis. Holthoff spielt dabei gezielt mit Abstraktion und Gegenständlichkeit, ihrer Wechselwirkung, ihrem Miteinander oder auch Gegeneinander in einem Bild. Durch das Verweben von informellen Momenten mit realistischen Motivfragmenten entstehen gebrochene Bildräume und Ansichten („Broken Vistas“), in denen das Auge des Betrachters auf den Sehprozess selbst zurückgeworfen wird. Strukturen, gestische Setzungen, Materialschichten beginnen zwischen inhaltlicher Aufladung und selbstreferentieller Bedeutungslosigkeit zu schwingen. Der Betrachter wird über wiedererkennbare Realismen (Berge, Bäume, Häuser) in den Bildraum gezogen, verunsichert und muss zum Suchenden werden. Eine Geste, eigentlich nur sie selbst, kann zum Horizont werden, eine verlaufende Struktur zur Wasserspiegelung oder sich überlagernde Farbschichten zum Blick in einen nebeligen Landschaftsraum. Die im Gedächtnis abgespeicherten Erfahrungen des Betrachters reichen nicht mehr aus, um den erlebten Raum eindeutig zu fixieren. Die Realität ist verletzt und Wirklichkeit erscheint in ihrem tieferen Wesen als Möglichkeit. Darin liegt der existentielle Charakter von Holthoffs Arbeiten. Der verunsicherte Betrachter versucht vom Gesehenen Besitz zu ergreifen, es einzuordnen, zu verstehen und erlebt so die Bedingungen aus denen heraus sein Bewusstsein Realität erschafft.

Jan Holthoff lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Herbert Brandl, Helmut Federle und Gerhard Merz. Seit 2008 ist er Meisterschüler von Herbert Brandl.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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Jan Holthoff
„Broken Vistas“
DC OPEN, Düsseldorf/Köln