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In seiner Kölner Ausstellung „Unwissen ist die phantasie des Wissens" entspinnt Jårg Geismar einen (manchmal roten) Faden, der sich als Thema und Sujet durch alle Ausstellungsräume der Galerie zieht. Linien manifestieren sich in zwei Installationen als Kabel oder Leinen, die den Besucher lenken oder ihm die ungehinderte Passage erschweren. In „Tense Germany“ erzeugt das Kabel, indem es eine Wand und eine allvertraute Abfalltonne verbindet, eine Sackgasse im Korridor der Galerie. Die neuen Zeichnungen auf Glas führen den thematischen Strang fort: in diaphanen Wandobjekten, die recto und verso mit Linien versehen sind, so daß der Entwurf offensiv vorgestellt und gleichzeitig eingeschlossen ist und somit nur in der Überlagerung als Linienknäuel erkennbar wird. In einer labyrinthischen Situation im Untergeschoss schließlich wird Geismars Leitlinie im wahrsten Sinne des Wortes dreidimensional greifbar. Jårg Geismar hat sich seit Beginn seiner Karriere der Materialien Kabel und Leinen bedient, allerdings nur eingeschränkt aus formalen Gründen. Sie finden sein Interesse als Verweise auf sein künstlerisches Thema die menschliche Kommunikation. Beständig widmet sich Geismar auf zahllosen Reisen und in internationalen Projekten unterschiedlichen kulturellen und mentalitätsbedingten Ausprägungen der Kommunikation: Sprache, Bilder, Handlungen. Seit nahezu zwei Jahrzehnten thematisiert er in seiner Arbeit ihr Funktionieren und Nicht-Funktionieren – zwischen den Kulturen, den Geschlechtern oder Generationen. Kabel und Leinen verweisen somit als Verbindungsstränge und Leitungen auf das Gelingen und das Scheitern von Informations- und Meinungsaustausch, denn sie gestatten oder versperren zugleich den Erwerb von Wissen. Doch Unwissen bildet nur eine mögliche Folge von Kommunikationssperren, was der Ausstellungstitel nur zum Schein paradox formuliert: „Unwissen ist die phantasie des Wissens“. Denn gerade Unwissen kann zum Anstoß von Kontaktaufnahme und Lernen werden, und Mißverständnisse können durchaus konstruktiv sein: Das Unvermögen etwa, sich in einer fremden Sprache verständlich zu machen, weckt auch die Aufmerksamkeit für die Muttersprache. Geismars Titel seiner 6. Einzelausstellung in der Galerie Gabriele Rivet suggeriert wieder einmal eher Fragen und Anstöße denn Imperative oder Behauptungen.

Jårg Geismar (*1958 in Burgsvik/Gotland, lebt in Düsseldorf). Ausgewählte Einzelausstellungen: 2003 "The Optimists" 2002 "Jag är född här och min far dog här"; "Stille"; "without you" 2000 "huggi"; "doing by hands, looking by feet"; "something above my head; "We meet in:::" 1999 "Die banale Intellektualität"; "Future in Mind; "living, loving and doing" 1998 "Low Budget; "Volume No I; "Spirit 104 1997 "Women, Men, Children and Dogs; "Low Budget 1996 "Friede, Freude, Eierkuchen 1995 "Bloody Mary"; "Im Westen Nichts Neues; "Joint Venture II" 1994 "To whom it may concern"; "MEN"; "patience is wisdom"; "Public Copyright"; "If you can't come in, smile as you go by" 1992/93 "Cables; "Drawings & Other Things"; "Unlimited" 1991 "Femme Fatale"; "WOMEN"; "Clothes make People"; "Money money come to me"; "Vespa"; "Welcome" 1990 "Diamonds"; "Philips" "Decorative Things" 1989 "Future is based on Trust"; "Rosemary" 1988 "Nightlights".

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Jarg Geismar: Unwissen ist die phantasie des Wissens.