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Die Baukunst Galerie eröffnet am Mittwoch, den 22. April 2009 von 19.00 bis 21.00 Uhr eine große Einzelausstellung mit aktuellen Skulpturen und Aquarellen von Joachim Bandau. Es handelt sich um die zweite Ausstellung des Künstlers in der Galerie. Während 2005 Schwarzaquarelle und Skulpturen aus Blei und Stahl gezeigt wurden, werden in dieser Ausstellung zwei neue Werkgruppen präsentiert. Zum einen werden „Bagan-Lacquer“ Objekte zu sehen sein – Wandarbeiten aus Holz, die mit burmesischem Baumharz lackiert wurden. Zum anderen werden aktuellen Schwarzaquarellen auf schwerem Bütten zarte „Irrawaddy“ Aquarelle gegenübergestellt, die von der Landschaft des gleichnamigen Flusses in Myanmar inspiriert sind.

Joachim Bandau wurde 1936 in Köln geboren. Nach seinem Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf von 1957 bis 1960 begann er mit ersten plastischen Arbeiten. Sein facettenreiches Werk umfasst inzwischen rund fünfzig Schaffensjahre und wird durch verschiedene, in sich geschlossene Werkgruppen charakterisiert. Nach den futuristisch künstlich-organisch anmutenden Polyesterskulpturen aus den 60er und 70er Jahren, folgte 1978 ein Wendepunkt hin zu gradlinigen, geometrischen Skulpturen aus Blei und Stahl, die sich zu minimalistischen Archetypen von architektonischen Innen- und Außenräumen entwickelten. Alle seine Skulpturen gehen stets eine unmittelbare Verbindung mit dem sie umgebenden Raum ein – dies gilt für die als Vollplastik konzipierten Arbeiten ebenso wie für seine Wandarbeiten. Während die 2005 präsentierten kubischen „Bonsai“-Wandstücke aus Blei direkt an der Wand montiert waren, hängen die neuen, flächigen „Bagan-Lacquer“-Objekte nicht an, sondern vor der Wand. Ihr Kern aus Balsa- oder Flugzeugsperrholz ist mehrfach mit dem Harz des Baumes Melanorrhea Usitata überzogen, das in Burma seit über 1000 Jahren zur Lackierung verwendet wird. Das opake Schwarz entsteht durch einen natürlichen Oxydationsprozess und lässt die Objekte aus der Entfernung kompakt und gewichtig erscheinen. Erst in der Nahsicht offenbaren die filigranen Stahlstifte, mit denen die Arbeiten an der Wand fixiert sind, die Leichtigkeit und Fragilität dieser Objekte. Ihre Körperlichkeit im Raum erreicht der Künstler durch subtile konkave oder konvexe Wölbungen und raffinierte Überlagerungen einzelner Flächen. Diese Plastizität ergibt sich auch aus der besonderen Beschaffenheit der Hochglanzoberfläche. Spiegelungen von Raum und Betrachter und die Reflexion und Bindung von Licht versetzen die Objekte in Schwingung, lassen sie zu etwas dynamisch Fließendem („Black Fluid“) werden, das in den Raum übergreift und neue Räume eröffnet.

Auch im Bereich der zweidimensionalen Aquarellmalerei begann Joachim Bandau 1983 Volumen und Räumlichkeit aus der Fläche zu entwickeln. Den aktuellen Schwarzaquarellen liegt eine polyphone Struktur zugrunde. Durch die vielfältige Schichtung transparenter, homogener Flächen entstehen beim Wechsel von Malen und Trocknen zarte Schleier mit feinen, messerscharfen Linien in Form von Pigmentkonzentrationen an den Rändern, die im Zusammenspiel mit Licht und Schatten komplexe Raumgefüge eröffnen. Die in zwanzig bis vierzig Arbeitsgängen aufgetragenen Schichten dokumentieren den Arbeitsprozess und beziehen somit auch die zeitliche Dimension in das Werk mit ein. Dem Betrachter erschließt sich der Bildaufbau rückläufig. Nur chronologisch kann er das Wechselspiel der unterschiedlichen Ebenen begreifen. Zudem variiert die räumliche Dimension der Schwarzaquarelle je nach Blickwinkel und Zugang.

Wie bei den „Bagan Laquers“ löst sich Joachim Bandau auch in seiner neuen malerischen Werkgruppe der „Irrawaddy“ Aquarelle von der Festigkeit und Klarheit der geordneten Form. Er variiert hier nicht mehr das Rechteck als gleichbleibendes Grundmodul, sondern zieht bewegte, waagerechte Bahnen und Linien in zarten Grau- und Schwarztönen, die an verschwommene Silhouetten erinnern. Da er sie alle an einer imaginären, horizontalen Linie ausrichtet und in Teilen unterhalb dieser Linie spiegelt, werden Assoziationen mit einer Flusslandschaft geweckt, auf deren Inspirationsquelle der Künstler im Titel verweist.

Die Variationsvielfalt des Werks von Joachim Bandau zeugt von seiner großen Risikobereitschaft, stets nach neuen Formulierungsmöglichkeiten zu suchen, um es als Ganzes mit hoher Eigenständigkeit und intellektueller Freiheit voranzutreiben. Jede der Werkgruppen zeichnet sich durch sein Gespür für eine klare, reduzierte Formensprache aus, ohne dabei die inhaltliche Substanz zu verlieren. Seine Kunst besticht durch ihren dialektischen Aufbau aus Körper und Raum, Spiel und Ordnung, Schwere und Leichtigkeit, Opazität und Transparenz, Dynamik und kontemplativer Stille.

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Joachim Bandau
BLACK FLUID