press release only in german

In Berlin präsentierte João Penalva seine Arbeiten zum ersten Mal bei der Berlin Biennale 2, 2001, und im selben Jahr auch noch in einer Ausstellung der Galerie Volker Diehl. Zur Zeit wohnt und arbeitet er hier als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD 2003/2004. Für seine zweite Ausstellung in der Galerie Volker Diehl hat João Penalva zwei neue Arbeiten produziert:

The Bell-Ringer (Der Glöckner) und Hermitage Pier, beide 2004.

Marjorie Althorpe-Guyton schreibt über ihn: "João Penalvas Arbeit ist verstörend unvorhersehbar und erregt große Neugier, die durch des Künstlers präzisen Schalk und Eigensinn dann auch sehr auf die Probe gestellt wird. João Penalva ist ein Rattenfänger, dessen wunderliche Melodie unsere eigenen Ängste und Phantasien beschwört und uns mit diesen konfrontiert, damit wir uns so gut als möglich mit ihnen auseinandersetzen" (ARCO Notícias, Review Arco '01, April, Madrid, 2001). Obwohl dies zweifelsohne zutrifft, wurde João Penalva in den letzten Jahren hauptsächlich für Videoinstallationen bekannt, in denen durch das Gesehene, Gehörte und Gelesene die Parameter der Erzählstruktur aufgebrochen werden - in der anscheinend unvereinbaren Kombination unbewegter Filmeinstellung mit komplexen Texten des Künstlers.

Mats Stjernstedt schreibt dazu: "Obschon bestimmte Aspekte der Narration in der zeitgenössischen Kunstpraxis dieser Dekade immer wichtiger wurden und vermehrt in Medien wie Video und Film ihren Ausdruck fanden, scheinen Penalvas wunderschöne Filmarbeiten die Narration wirklich ins Extreme zu steigern." (Flash Art, November/ Dezember, Mailand 1999).

The Bell-Ringer (Der Glöckner), 2004, ist eine einstündige Arbeit und besteht aus zwei übereinandergeblendeten Videoprojektionen des gleichen aus einer einzigen Einstellung bestehenden Filmmaterials, das einmal vorwärts und einmal rückwärts abgespielt wird.

Die Zeit wird, in jedem Augenblick dieses Films, zu ihrer eigenen Gegenwart und Vergangenheit. In dieser Überblendung von Vorwärts und Rückwärts wird die Stimme des Erzählers verwirrend unverständlich und die Untertitel werden zum einzigen Mittel, die verwobenen Erzählstränge der Geschichte zu befördern.

Ausgehend von den Anfangsseiten von Thomas Manns Der Erwählte, 1951, beschwört The Bell-Ringer die Stimme des "Geistes der Erzählung" - des magischen Schöpfers und Trägers der Geschichte - vielleicht die Stimme, die wir in der Entfernung hören, vielleicht auch unserer eigene wie wir Untertitel auf Untertitel lesen und so selbst zu Geschichtenerzählern werden.

Die zweite Arbeit, The Hermitage Pier, 2004, ist ein fast hypnotisches Videotriptychon mit Bildern des Wassers und des Piers, in endloser Schleife. Ganz uncharakteristisch für den Künstler, ist dies die erste Videoarbeit ohne Text und Ton, mit stummen Bildern, die die Eleganz und die Komplexität der russischen Konstruktivisten ins Gedächtnis rufen. Dieser Film vom Pier des Hermitage Hotels am Vierwaldstätter See stellt einen alternativen Zugang zu den Möglichkeiten der Videoinstallation dar, und bietet eine gelassenere und rein visuelle Antithese zu den narrativen Beziehungen in The Bell-Ringer.

João Penalva hat Portugal an der Bienal de Sao Paulo, 1996, und an der XLIX Biennale von Venedig, 2001, vertreten. Er stellte auch bei der Berlin Biennale 2, 2001, und der Biennale von Sydney, 2002, aus.

Einzelausstellungen hatte er unter anderem im Centro Cultural de Belém / Lissabon, und im Frac Languedoc-Roussillon / Montpellier, 1999; im Camden Art Centre / London, Tramway / Glasgow, Contemporary Art Center / Vilnius, Galerie im Taxispalais / Innbruck, 2000; Rooseum Centre for Contemporary Art / Malmö, 2002; The Power Plant / Toronto, 2003.

Er war an Gruppenausstellungen am Museum of Contemporary Art / Taipei, am Australian Centre for Contemporary Art / Melbourne und am KIASMA - Museum of Contemporary Art / Helsinki beteiligt.

Eine bedeutende, retrospektive Wanderausstellung mit den Arbeiten João Penalvas wird 2005 und 2006 im Serralves Museum of Contemporary Art / Porto, im Ludwig Museum / Budapest und im Irish Museum of Modern Art / Dublin stattfinden.

Pressetext