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Die Galerie Reinhard Hauff freut sich, am 16. Juni ihre zweite Ausstellung mit dem in Hamburg lebenden Künstler Jochen Lempert (*1958) eröffnen zu können. Jochen Lempert, der in diesem Jahr den renommierten Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg verliehen bekommen hat, reflektiert in seinen Arbeiten das Verhältnis von Mensch und Tier, von Naturwissenschaft und Kunst. Zwischen wissenschaftlicher Systematik und freier Assoziation lenkt er in seinen oft humorvollen Schwarz-Weiss-Fotografien den Blick auf die Allgegenwart unserer anthropomorphen Projektionen auf das Tier, auf subtile Überschneidungen und Analogien zwischen dem menschlichen und tierischen Bereich.

Wenn das fotografische Abbild der Blätter einer Straßenlinde so vergrößert wird, dass die Körnung des Papiers genau der Größe einer Blattlaus entspricht, die – obwohl auf dem Blatt vorhanden, so doch auf der Fotografie unsichtbar – der eigentliche Grund für die Entstehung der Aufnahme war, oder wenn in der Dunkelkammer das Leuchten der auch als „Meeresfunken“ bekannten Alge Noctiluca seine Spuren auf dem Papier in Form eines Fotogramms hinterlässt, dann entstehen genau die Zweideutigkeiten zwischen Naturphänomen und fotografischem Abbild, die den auch als Biologen ausgebildeten Künstler interessieren. Bei seinen Streifzügen durch die den Menschen umgebende Tierwelt beschäftig er sich mit so alltäglichen Erscheinungen wie dem Vogelzug der Gänse, dem Nestbau der Elstern, dem Markierverhalten von Hunden oder mit Spinnenweben im Wind. Die mit der Kamera eingefangenen Ergebnisse seiner Feldforschungen präsentiert Lempert in seinen Ausstellungen stets so, dass die Ambivalenz von technischem Apparat und beobachteter Natur eine Vielzahl möglicher Bezüge zwischen natürlichem Lebenraum und künstlicher Umwelt sichtbar macht. Natur- und Kunstformen verschwimmen, häufig bleibt unklar, ob der vermeintliche Gegenstand auf dem Bild real oder nur ein Kratzer auf dem Negativ ist.

Der Titel der Ausstellung „Evidence as to man‘s place in nature“ zitiert ein Buch des britischen Naturforschers und Biologen Thomas Henry Huxley (1825-1895), in dem – inspiriert von Darwins Evolutionstheorie – erstmals die Abstammung des Menschen von den Menschenaffen bewiesen wird. Übertragen auf ein Medium, das heute längst seine Beweiskraft eingebüßt hat, erscheint Jochen Lemperts konsequentes Festhalten an der analogen Fotografie wie ein anachronistischer, poetischer Reflex. Die in seinem enzyklopädisch angelegten Werk immer wieder implizit gestellte Frage, wie wir unsere natürliche Umwelt wahrnehmen, lässt dabei letztlich offen, was überhaupt mit Hilfe der Fotografie als traditionelles Erkenntnismedium der Wissenschaft abbildbar ist

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