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AЯT PROTECTS YOU ist Versprechen und Instrument. Seit 15 Jahren dient diese Losung als Marken-zeichen des in Essen gebürtigen und Zeit seines Lebens in Österreich wohnhaften Künstlers Jochen Traar. Seine künstlerische Strategie beruht auf einem Denken, das nach Möglichkeiten sucht, „mit den Mitteln der Kunst logistische, soziale und soziologische Vernetzungen darzustellen“ (Jochen Traar). Er teilt diese Haltung mit einer Generation von Künstlern, die sich der Analyse und Kritik institutioneller und ökonomischer Stellgrößen verschrieben hat. Jochen Traars Anspruch, künstlerisches Schaffen auf der Grundlage von System- und Selbstkritik zu praktizieren, macht ihn zu einem Bildhauer im weiteren Sinne: Er artikuliert seine skeptische Haltung in Material und Form. Seine Untersuchungen nehmen in plastischen Anordnungen Gestalt an, die durch ihre Offenheit und Fragilität charakterisiert sind. Sie finden kein Ende durch die bloße Setzung des Künstlers. Vollendung als Werk erlangen sie erst in der sozialen Interaktion mit dem Publikum. Die herkömmliche Unterscheidung von Produktion und Rezeption wird durch diesen partizipativen Ansatz auf den Prüfstand gestellt. Dabei entstehen experimentelle Arrangements, die mit der ästhetischen Atmosphäre des Galerie-raumes brechen und ihn zum Ausgangspunkt einer kommunikativen, kontextbezogenen und multimedialen Praxis machen. Die Einladung durch das Österreichische Kulturforum Berlin erfolgt im Rahmen der „Wende-Woche“ zum zwanzigsten Jahrestag des Berliner Mauerfalls und markiert den historischen Kontext, in dem sich die Ausstellung AЯT PROTECTS YOU verortet. So stehen der Präsentationsstrategie in den Ausstellungs-räumen des Kulturforums die Motive von Fragmentierung, Zersplitterung und Abtragung der Berliner Mauer Pate. Gemeinsam mit dem Kurator Jakob Racek entwickelt Jochen Traar einen Parcours materialer Kostbarkeiten, die der kulinarischen Aneignung durch den Ausstellungsbesucher ausgesetzt sind. Diese werden somit zu Komplizen im Abbaugeschäft der skulpturalen Offerte. Zwischen Betrachter und privatisiertem Segment eines ursprünglich Ganzen entfaltet sich eine Intimität, wie sie vom ritualisierten Handel mit Souvenirs und Reliquien bekannt ist. Zugleich löst das Moment der Aneignung eine Ereignis-kaskade aus, deren Ausgang sich der Kontrolle des Künstlers letztendlich entzieht: „Garantien“ - so Peter Noever über den Künstler Jochen Traar - „sind eben nicht seine Sache“.

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Jochen Traar
Kurator: Jakob Racek