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Gezeigt werden neuere großformatige Gemälde des schottischen Künstlers Joe Allen, der überwiegend in Trier lebt und arbeitet. Er ist Absolvent der Royal Academy in London und ist heute Dozent für Malerei an der Europäischen Kunstakademie in Trier.

Die großformatigen Gemälde werden aus jeweils neun Tafeln zusammengesetzt und vereinen Figürliches und Abstraktes in spannungsvollen Abfolgen. Die überwiegend gedämpfte Farbpalette wird durch farbige Passagen sowie starke schwarz-weiß Kontraste durchbrochen und akzentuiert. Neben diesen sehr großen Werken gibt es auch sehr viel kleinere Arbeiten, die beispielsweise durch eigene Seherlebnisse des Künstlers bei Werken französischer Künstler des 19. Jahrhunderts initiiert sind. Seine Arbeiten speisen sich häufig aus persönlichen Erlebnisfetzen, die als Gegenstandsrelikte in die Bilder einfließen und dort wiederum malerisch zitiert oder in einen neuen Kontext gestellt werden.

Die Ausstellung präsentiert überwiegend neuere Arbeiten der letzten Jahre und umfasst ca. 85 Exponate.

Ausstellungskatalog, 96 Seiten, 85 farbigen Abbildungen und begleitenden Texten von Annette Theyhsen und Gerhard van der Grinten

Pressetext

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Statement Joe Allen - Darstellung der künstlerischen Entwicklung

Landschaft diente mir nach dem Studium noch immer als Inspiration. Ich begann mit der Collagetechnik zu experimentieren, die mir dazu verhalf, den Raum meiner Bilder flacher werden zu lassen. Angeregt durch die Auseinandersetzung mit den Farben von Matisse und Bonnard, benutzte ich stärkere Farben. Ich gab die klassische Perspektive auf, indem ich durch Farbzusammenstellungen und deren Proportionen zueinander Tiefe schuf und Landschaftsausschnitte statt Panoramaansichten benutzte. So gelang es mir, einen emotionalen Raum entstehen zu lassen. Das Versteckte und Geheimnisvolle wurde in meiner Arbeit äußerst wichtig, der Gedanke, ein Stück Landschaft zu malen, das nie gesehen, sondern nur in einem kurzen Augenblick wahrgenommen wird – von dem geträumt wird. „Ambiguity“ Vielschichtigkeit, eine Offenheit als Fülle, wie sie Dylan Thomas in seinen Werken erschafft, ist bis heute künstlerisches Ziel und Anliegen meiner malerischen Sprache.

Auch wenn die Inspirationsquellen für frühere Arbeiten etwa die gleichen sind wie heute, drücken sich jene jedoch, formal gesehen, anders aus. Auf der Suche nach einer inneren Sicht und ihrer logischen, formalen Entwicklung führt ein Bild zum nächsten. Für mich ist es wichtig, dass „das Davor“ ein Teil dessen ist, was meine Bilder heute sind.

Ich stelle mir selbst oft die Frage, weshalb ich mich nach wie vor dieser Ausdrucksmöglichkeit verpflichtet fühle. Noch immer ist die Malerei für mich eine Herausforderung und ein Medium, das nicht „ausgeschöpft“ ist. Die wohl wichtigste Antwort darauf ist in meinen Inspirationsquellen zu finden. So waren die Katalysatoren für die Black Painting Series meine Faszination für Schwarz-Weiß-Fotografie (zum Beispiel Doisneau, René Jacques) und das Kino schlechthin. Die Anfangssequenz des Films Mulholland Drive (David Lynch) ist eine solche Inspirationsquelle. Dort gleitet eine Limousine, zeitweise nur durch die roten Rücklichter wahrnehmbar, wie ein Schatten durch die Nacht. Oder aber ein Detail eines Bildes von Velazquez (Louvre, Paris), ein schwarzer Stiefel gegen ein warmes Grau, wird zum Ausgangspunkt meines künstlerischen Arbeitsprozesses.

Es ist eine Fülle von Eindrücken, die meine Bilder ausmachen, mitgestalten und ins Leben rufen. Alltägliches und Zeitgenössisches, aber auch ganz besonders meine Liebe zur Tradition der Malerei und meine Achtung vor der Kunstgeschichte wirken in meine künstlerische Arbeit hinein und bereichern sie. Literatur (in vorherigen Arbeiten John Steinbeck, Dylan Thomas und Emile Zola) und die Musik, aber auch persönliche Erinnerungen, Unterbewusstes, nicht Greifbares werden zu Teilen und Elementen meiner Bilder.

Die wirkliche Herausforderung aber besteht für mich darin, in der Einsamkeit des Ateliers vor der leeren oftmals riesigen Leinwand zu stehen, und all das Erwähnte in ein „Statement“ zu bringen: Der Vielfalt eine Ausdrucksform zu geben und dann als Außenstehender, als Betrachter etwas zu erhalten, das über Jahrhunderte bleibt. Dieses zu einem Bild zusammenzufassen, welches sich nicht bewegt und nicht aus mehreren sich verändernden Bildern besteht, sondern als ein einziges Ganzes, das den Betrachter fordert und hoffentlich „magisch“ anzieht.

Meine Bilder sind Fenster. Manchmal ist ein Fenster im Bild, manchmal ist das Bild das Fenster. Die innere Sicht wird sichtbar. So möchte ich meine Arbeit in wenigen Worten beschreiben.

Joe Allen

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Joe Allen: Spuren und Fährten
Malerei 1996-2006
Kuratorin: Annette Theyhsen