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Die Staatliche Graphische Sammlung zeigt in der Neuen Pinakothek zum ersten Mal Handzeichnungen Johann Georg Bergmüllers (1688-1762), des bedeutenden deutschen Künstlers an der Wende vom Spätbarock zum Rokoko.

Die rund 70 gezeigten Arbeiten - darunter viele erstmalig vorgestellte Werke - verdeutlichen Bergmüllers Meisterschaft als Zeichner. Flüchtig angelegte Ideenskizzen und sorgsam ausgearbeitete, farbig aquarellierte Kontraktmodelle für Fresken, präzise Kupferstichvorlagen und vorbereitende Entwürfe für Altarblätter und Deckenbilder geben Einblick in den Facettenreichtum seiner Kunst. Besonders wichtig sind dabei Entwürfe für die Fresken, die – manche bereits durch die Verwüstungen der Säkularisation, später durch die Verheerungen des Zweiten Weltkriegs – heute vernichtet sind. Diese Zeichnungen vermitteln als einzige Dokumente eine Idee von Verlorenem.

Bergmüllers Oeuvre ist außergewöhnlich umfangreich. In den ersten Jahren seines Schaffens war er hauptsächlich als Altarbildmaler und Entwerfer von Druckgraphiken tätig. In den 20er Jahren folgten dann zahlreiche und wichtige Freskenaufträge: Marienkapelle im Augsburger Dom (heute rekonstruiert), Klosterkirche Ochsenhausen, Dominikanerinnenkirche St. Katharina in Augsburg (heute übertüncht), Evangelisch Heilig-Kreuz in Augsburg, Katholisch Heilig-Kreuz in Augsburg (zerstört), Klosterkirche Dießen, Bibliothek in Kloster Banz (übertüncht), Jesuitentheater in Augsburg (zerstört), Klosterkirche Steingaden, St. Veit in Fulpmes, Schloss Haimhausen, Bischöfliche Residenz in Augsburg (teilweise zerstört), Wallfahrtskirche St. Rasso in Grafrath und anderes mehr. Außerdem war Bergmüller mit diversen, heute sämtlich nicht mehr vorhandenen Fassadenfresken in Augsburg oder am Ständehaus in Stuttgart beauftragt. Die über 100 bekannten Altarblätter sind über ganz Schwaben, Bayern und das heutige östliche Württemberg bis hin nach Österreich verstreut.

Johann Georg Bergmüller war ein überaus vielseitiger Künstler, der auch einen eigenen Verlag unterhielt und zwei kunsttheoretische Lehrbücher veröffentlichte. Früh schon hat Bergmüller seine pädagogischen Fähigkeiten erkannt und genutzt. Zu seinen ersten Schülern zählen etwa Alois Mack, Johann Georg Krinner, Johannn Michael Zinck und Johann Georg Wolcker, später kamen Gottfried Bernhard Göz, Johann Evangelist Holzer und Johann Joseph Anton Huber hinzu: oft in Personalunion von Akademieschüler und Werkstattmitarbeiter. Nicht zuletzt durch seine weit verbreitete Druckgraphik wurde Bergmüller über die Grenzen Augsburgs hinaus prägend für eine ganze Generation süddeutscher Maler.

War Bergmüller bei Ausstellungen zur Zeichenkunst des deutschen Barock stets mit Einzelwerken präsent, so war ihm bislang – ganz erstaunlich für einen Künstler dieser Bedeutung – noch keine monographische Ausstellung gewidmet. Sicherlich wird die Ausstellung in der Neuen Pinakothek eine Neubewertung Bergmüllers als Zeichner nach sich ziehen müssen, dem zukünftig ein erster Platz unter den deutschen Zeichnern des 18. Jahrhunderts einzuräumen sein wird. Die Ausstellung zeigt mit rund 70 Zeichnungen über die Hälfte des bekannten Schaffens. Etliche der Arbeiten stammen aus der bedeutenden Sammlung Bayerischer Zeichnungen des Forschers, Sammlers und ersten Münchener Kunsthändlers Felix Halm (1758-1810). Eine kleine Ausstellung in der Ausstellung erinnert an Felix Halms kunstschriftstellerische und sammlerische Tätigkeit.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog von Josef Straßer mit komplettem Werkverzeichnis sowie einem Beitrag von Achim Riether über die Sammlung Halm-Maffei, 192 S., zahlreiche, z. T. farbige Abb.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Barockmuseum.

Pressetext

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Johann Georg Bergmüller DIE ZEICHNUNGEN
Kurator: Achim Riether