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Nach der Restaurierung des Gemäldes "Bei der Kupplerin" von Johannes Vermeer in den Jahren 2002 - 2004 wird dieses bedeutende Werk in der ersten Kabinettausstellung der Reihe "Das restaurierte Meisterwerk" in der Gemäldegalerie Alte Meister vorgestellt. Die Ausstellung ist allein diesem Werk gewidmet, dessen umfassende Untersuchung und Restaurierung zahlreiche neue Erkenntnisse zu Tage brachte. In der Ausstellung erhält der Besucher einen Eindruck von Vermeers besonderer Art des Sehens und Malens, die auch in der Gegenüberstellung des Gemäldes mit verschiedenen Objekten des Kunstgewerbes, die in der "Kupplerin" dargestellt sind, deutlich wird. Die ausführliche Dokumentation der naturwissenschaftlichen Untersuchungen, der Konservierungs - und Restaurierungsmaßnahmen sowie der Ergebnisse kunsthistorischer Forschungen gibt einen tiefen Einblick in die Forschungsarbeit am Museum und die fachübergreifende Zusammenarbeit. So übernahm das Doerner-Institut München die Untersuchungen zu Bindemitteln und Pigmenten an Vermeers "Kupplerin".

Vermeer war bereits drei Jahre als selbständiger Meister in der Delfter Lucasgilde, als er im Jahre 1656 sein großformatiges Gemälde "Bei der Kupplerin" fertig stellte, signierte und vermutlich als erstes Werk seiner Laufbahn auch datierte. Nach seinen frühen Historienbildern hat Vermeer mit dem Gemälde einen neuen Weg beschritten. Mit seinem in höchstem Maße eigenständigen und unkonventionellen Werk vollzog er den Wechsel zur Genremalerei, indem er den großen Maßstab seiner Historienszenen auf ein Thema der Genremalerei übertrug. Er orientierte sich dabei an den Werken der Utrechter Caravaggisten, deren Blütezeit zwar schon rund 30 Jahre zurücklag, für Vermeer jedoch in mehrfacher Hinsicht vorbildlich war. Beginnend mit der "Kupplerin", ziehen sich Elemente dieser künstlerischen Richtung als Entlehnungen oder Anspielungen auch durch sein späteres Schaffen.

Es zeigt sich, dass Vermeer in seiner "Kupplerin" die Angebote und Möglichkeiten des Niederländischen Caravaggismus aufgriff und - soweit uns heute bekannt - ein einziges Mal in seiner Weise konsequent durchspielte. Sein Hauptinteresse galt dabei jedoch Fragen, die ihn zwangsläufig von der inzwischen unzeitgemäßen Malerei der Caravaggisten wegführten. Sein Gemälde verkörpert einen der wohl wichtigsten Entwicklungsschritte seiner künstlerischen Laufbahn und öffnete ihm zugleich das Tor für eine Malweise, in der sich die Tendenz zu größerer Klassizität und formaler wie inhaltlicher Verfeinerung in der holländischen Malerei der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wiederspiegelt. Der Katalog umfasst 104 Seiten

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Jan Vermeer
Bei der Kupplerin
Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden