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"Kapelle" ist eine Installation aus zwei parallel gehängten Vinylplanen, die, von der Decke bis zum Boden reichend, die Dimensionen des L-förmigen Raumes aufnehmen. Der somit konstruierte Gang im Ausstellungsraum birgt auf seiner Innenseite eine Bebilderung an der die Betrachter im Inneren förmlich entlang schreiten. Bei der schwarz-weißen Bilderfolge handelt es sich um Fotos von Autowracks. Es sind Unfallwagen, die selber keine Erzählung mehr beinhalten, sondern stellvertretend, vergleichbar mit Holzkreuzen an Unfallstellen, nur noch ein Ereignis mit Todesfolge repräsentieren. Diese Bebilderung illustriert gewissermaßen den auf der Einladungskarte abgedruckten Bestseller "Crash" von J. G. Ballard (1973).1

Sowohl Materialität (LKW-Plane) als auch Abbildung stehen in engem Bezug zu der im Ludwig Forum in Aachen realisierten Ausstellung "Into the Light" (2003). Auch dort hatte der Kölner Künstler als einen Ausgangspunkt diverse Vorlagen - u. a. das Roadmovie "Two Lane Blacktop" (1971). Im Unterschied zu der konzentrierten Materialität und Atmosphäre in der Galerieausstellung, waren dort unterschiedliche Medien wie Malerei, Collage, Skulptur und Video miteinander verknüpft.

"Kapelle" als Titel ist einerseits ein Hinweis auf die räumliche Situation eines "andächtigen" Ortes. Andererseits nimmt Johannes Wohnseifer jedoch auch Bezug auf die jüngere Kunstgeschichte. In diesem Referenzsystem werden künstlerische Kardinalwerke wie die Rothko Chapel in Houston (1971), Andy Warhols Siebdruckbilder von Autowracks aus der Desasterserie, Kultfilme wie Godards "Weekend" (1967) oder eben der Science-Fiction Roman "Crash" zu Anstiftern dieses Andachtsraumes. Die gezeigte Stilisierung, die gleichzeitig Doppelungen birgt als auch eine spezielle Anbindung an den Ort beinhaltet, ist in dem Werk Wohnseifers häufig anzutreffen. So auch bei der Installation "Museum" (1999, Museum Ludwig), wo Kopien von Gerhard Richters Adlerbildern neben (selbst entworfenen) Adidas Laufschuhen als Museumsbezug gezeigt wurden. Auch die jüngste Ausstellung "La Mano De Dios" (2003) zeigt diese Arbeitsweise. Auf Einladung der Kölner Trinitatis-Kirche installierte Wohnseifer in der Kirche Arbeiten über die neu gegründete Religionsgemeinschaft um den Fußballstar Diego Maradona zu einem Ensemble über Pop, Kunst und Religion.

1 Ein Science-Fiction Roman, der die Fetischisierung von Geschwindigkeit, schnellen Autos bis hin zu Rausch und Tod assoziiert und Vorlage für den gleichnamigen Film (1996) von David Cronenberg war. Pressetext

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Johannes Wohnseifer - Kapelle