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Johannes Wohnseifer inszeniert in der Galerie Gisela Capitain mit seiner aktuellen Ausstellung Irresistible Impulse die fiktive Geschichte eines Attentats.

Das versteckte Zitat des Titels gibt den Hinweis auf das Material, das der Künstler der Installation zugrunde gelegt hat: Die Geschichte von John W. Hinckley, der am 30. März 1981 auf den US-Präsidenten Ronald Reagan aus nächster Nähe ein Attentat verübte. Die Tat sollte die Schauspielerin Jodie Foster, die er zuvor mit einer Flut von Liebesbriefen belästigt hatte, beeindrucken.

In der späteren Gerichtsverhandlung wurde als Rechtfertigung von den Verteidigern vorgebracht, dass es einen unwiderstehlichen Impuls (irresistble impulse) für die Tat gegeben habe, da sich Hinckley den Film Taxi Driver so oft angesehen habe, was zu einer starken Identifikation führte und er wie ein Schläfer auf einen bestimmten Schlüsselreiz codiert worden ist.

Johannes Wohnseifer lässt die Galerie zur Bühne für das umgeschriebene Filmskript Taxi Driver werden, welches um eine gefälschte Entstehungsgeschichte und die wahren Folgen des Attentats auf Ronald Reagan erweitert wurde. Die Aufführung wird jedoch nie stattfinden und rein theoretisch bleiben.

Beim Betreten der Galerie wird der Besucher mit dem Slogan We are the people empfangen, einem vergrößerten Detail aus Taxi Driver. Sofort entspinnt sich ein dichtes Netz an Referenzen, das Filmzitate, Skulpturen, Fotografien und Textcollagen miteinander verbindet.

Der Besucher wird im ersten Raum durch einen Parcours von drei Skulpturen aus Plexiglas geführt. Der Künstler besetzt sie inhaltlich mit Recherchematerial, das er während der Vorbereitungszeit für die Ausstellung gesammelt hat.

Den Hauptdarstellern begegnet der Besucher im Hauptraum in Form von Marionetten: Jodie Foster, Robert de Niro, Ronald Reagan, John W. Hinckley sowie Howard Hughes, Filmproduzent und Rüstungsindustrieller, der in der Version von Wohnseifer den Film Taxi Driver in Auftrag gegeben haben soll, um Kontrolle über künftige US Präsidenten zu erhalten. Gefälschte Beweise in Form von S/W-Fotografien, auf Collagen basierend, die zunächst gefilmt und später abfotografiert wurden, scheinen dies zu belegen. Polierte Edelstahlskulpturen besetzen wie abstrakte Schatten der Marionetten verschiedene Ecken der Galerieräume.

Johannes Wohnseifer gelingt es mit dieser Verschmelzung von Realität und Fiktion den Betrachter in Bann zu ziehen und es stellt sich die Frage, wie sehr Fiktion und Wirklichkeit miteinander verwoben sind und ob eine strikte Grenzziehung überhaupt möglich ist.

In diesem Monat kommt Martin Scorceses neuer Film “The Aviator“ über das Leben von Howard Hughes in unsere Kinos.

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Johannes Wohnseifer "Irrisistible Impulse"