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John Szarkowski (1925 bis 2007) ist eine Figur von außerordentlicher Dimension in der jüngeren Geschichte der Fotografie. Über 29 Jahre, von 1962 bis 1991, leitete er als Kurator das Department of Photography am Museum of Modern Art in New York. Mit seiner Arbeit formulierte er eine neue Idee der Ästhetik der Fotografie, die bis heute Gültigkeit hat. Erstmals wird bei Szarkowski eine Vorstellung von dem zum Begriff, was man ‚fotografische Imagination’ nennen könnte, nämlich ein eigenständiges Potential dieses Mediums innerhalb der langen Geschichte des künstlerischen Bildes.

Er widmete Fotografen seiner Zeit, deren Arbeit heute längst als klassisch gilt, erste Ausstellungen. Ab 1967 zeigte er unter anderem Diane Arbus, Lee Friedlander, Gary Winogrand, William Eggleston, Stephen Shore und Robert Adams. 1987 präsentierte er auch als erster, dies sei hier erwähnt, das fotografische Werk von Josef Albers. Es war Szarkowskis kuratorische Intelligenz – die Auswahl der Bilder, ihre Präsentation, ihre Deutung in seinen Essays und Büchern – durch die die damals noch weitgehend unverstandene Bildsprache dieser Fotografen erstmals erkennbar wurde.

Zugleich gelang ihm in Ausstellungen und Büchern die Wiederentdeckung der künstlerischen Leistungen von Eugène Atget (1857 bis 1927) und Walker Evans (1903 bis 1975), die nun in einer genealogischen Reihe als wichtige Bezugspunkte der amerikanischen Fotografie seit 1965 deutlich wurden.

Szarkowski war als Kurator ein Mann der Praxis. Er hatte vor seiner Berufung an das Museum of Modern Art wohl Kunstgeschichte studiert, arbeitete danach aber als Fotograf. Mit zwei monografischen Arbeiten, die beide durch ein Guggenheim Stipendium gefördert wurden, erreichte er eine frühe Bekanntheit als eigenständiger Fotograf: The Idea of Louis Sullivan (1956) und The Face of Minnesota (1958). Diese Fotografien weisen bereits auf Szarkowskis spätere kuratorische Interessen hin. Sie sind direkt, unprätentiös und wenden sich dem Naheliegenden zu, einer gediegenen Einfachheit der amerikanischen Kultur in Landschaft, Architektur und Handwerk. Die Bilder gewinnen ihre Pointe aus einem ‚dokumentarischen Stil’, der im alltäglichen Sichtbaren ein tiefer liegendes Aussagemuster verdeutlicht. Erst nach seiner Emeritierung nimmt Szarkowski die Fotografie wieder auf und arbeitet vor allem an Landschaftsbildern, die im Umkreis seines Wohnsitzes in New York State entstehen.

Die Ausstellung "John Szarkowski. Photographs" wurde von Sandra Phillips für das San Francisco Museum of Modern Art eingerichtet. Sie hat im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop ihre einzige Station im nördlichen Europa. Die Ausstellung gibt erstmals einen konzisen Einblick in Szarkowskis eigenständiges künstlerisches Werk, das zugleich vielfältige Hinweise auf seine Arbeit als Kurator und Kunsthistoriker enthält.