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“Das Werk Jonathan Monks muss Positivisten eigentlich zur Verzweiflung bringen. Wo diese, auf dem Fundament objektiver Unumstösslichkeiten stehend, das Nicht-Beweisbare gerne als nicht-existent erklären, liebt es Monk, dort anzusetzen, wo das vermeintlich Gesicherte brüchig wird…“ (Stephan Berg)

Konzeptkunst sei kopflastig – dieses Vorurteil widerlegt der 1969 in Leicester geborene Jonathan Monk in gewohnt britischer Manier mit sprichwörtlich englischem Humor. Der Künstler nähert sich der Kunstgeschichte der sechziger und siebziger Jahre mit passionierter Sammelleidenschaft und nüchterner Distanz zugleich. Insbesondere die Konzept- und Minimal-Kunst mit ihren Autonomie-forderungen und den strengen, auf Objektivierbarkeit zielenden Regelwerken bilden einen wesentlichen Bezugspunkt für Monks eigene Überlegungen. Von Sol LeWitt über Lawrence Weiner bis hin zu Richard Serra unterzieht Monk deren Arbeiten einer sowohl interpretierenden wie aneignenden Wiederholung. Seine Beschäftigung mit den Verfahren der Konzeptkunst in Form von Foto- und Textarbeiten, Objekten oder Installationen mit 16mm-Filmen oder Diaprojektionen ist indes weit davon entfernt, puristisch zu sein und verbindet sich augenzwinkernd mit Alltäglichem oder gar Biographischem. Er schliesst den auf Absolutheit zielenden Systemanspruch dieser Werke pointiert mit der eigenen Biografie und seinem persönlichen Umfeld kurz und schafft es dabei ganz beiläufig, deren radikale Methoden für die Gegenwart grundlegend neu zu interpretieren, gleichsam als „verunreinigte Revitalisierung“ wie es Stephan Berg so treffend beschrieben hat.

In Jonathan Monks künstlerischer Arbeit verbinden sich Leichtigkeit, Nostalgie und Ironie präzise und mit einem hoch entwickelten Sinn für die wesentlichen Entwicklungslinien der Kunst des 20. Jahr-hunderts zu einem faszinierenden, immer persönlich grundierten Kosmos. Im Mittelpunkt der Überlegungen des heute in Berlin lebenden Künstlers steht die Suche nach dem archimedischen Punkt, an dem sich persönliche Erfahrung mit künstlerischer Verallgemeinerung und Abstraktion produktiv verbindet. Nicht von ungefähr bilden die Epizentren kollektiven Freizeitvergnügens wie Bars oder Fussballstadien einen wichtigen Schwerpunkt in der Frühphase dieses Werks. So wird beispielsweise der eigene Name – nach dem Genuss von 10 Pints Bier – in den Sand gepisst. Auch den direkten Vergleich zwischen Kunst und Leben scheut Jonathan Monk nicht. In seiner seit 1992 entstehenden Serie der „Holiday Paintings“ malt er Billigangebote für Last-Minute-Ferienreisen ab und bietet die Bilder exakt zum Preis des Schnäppchen-Urlaubs an.

Bei Monks Umwertungen der Kunstgeschichte, einer Art „freier Appropriation“ (David Perreau), handelt es sich meist um eine konzeptuelle Überlagerung, in der die Originale, die sich der Künstler aneignet, in neuem Kontext gesehen und ins eigene Werk integriert werden. Fast könnte man sagen, der Künstler betreibe ein permanent re-produzierendes Sich-Entziehen. Kurz: Monks Werk zielt, falls es denn im herkömmlichen Sinne überhaupt zielt, auf die entscheidenden Zwischenräume des Denkens, dorthin wo die potentielle Eindeutigkeit der Dinge sich verflüchtigt und grundlegende Fragen zur Kunst sich abzeichnen – und zwar, trotz lustvoller Leichtigkeit, mit beissender Schärfe und abgründigem Humor.

Nach zahlreichen Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in renommierten Institutionen weltweit handelt es sich bei der in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Hannover und der Kunsthalle Nürnberg organisierten Ausstellung „yesterday today tomorrow etc.“ um die erste umfassende Einzelpräsentation dieses bedeutenden Post-Konzeptualisten in einem Schweizer Museum. Sie bietet einen umfassenden Einblick ins Oeuvre des Künstlers und verspricht zugleich einen anregenden, vergnüglichen Dialog mit der jüngeren Kunstgeschichte.

Zur Ausstellung erscheint eine reich bebilderte Publikation mit Texten von Stephan Berg, Konrad Bitterli, Ellen Seifermann und einem Interview von Douglas Fogle mit dem Künstler.

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