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JÖRG SASSE (geb. 1962 in Bad Salzuflen, Nordrhein-Westfalen, lebt und arbeitet in Düsseldorf) zählt zu den bemerkenswertesten Fotokünstlern seiner Generation. Ausstellungen u.a. im Kölnischen Kunstverein/der Kunsthalle Zürich, 1996/1997, dem Musée d’art moderne de la ville de Paris, 1997, im Portikus Frankfurt, 1998, und die umfassende Werkschau in der Kunsthalle Bremen, 2001, haben die Voraussetzung für einen internationalen Diskurs über den spezifischen Ansatz seiner Arbeit geschaffen. Wir freuen uns, seine erste Einzelausstellung in Österreich anzukündigen.

Bereits seit Mitte der 70er Jahren hat sich Jörg Sasse intensiv mit dem Computer, verschiedenen Programmiersprachen und Datenverarbeitungsprogrammen beschäftigt. Von 1982 bis 1988 studiert er an der Düsseldorfer Akademie, Meisterschüler von Bernd Becher. Seit 1994 stellt er computermanipulierte Fotografien her. Ausgangspunkt dafür sind fremde Amateurfotos, denen er den "Beigeschmack von Privatheit" (Jörg Sasse) gründlich austreibt. Die Eingriffe sind vielfältig und ohne das Ausgangsmaterial oft nicht mehr nachzuvollziehen. Der Bildausschnitt wird verschoben, die Farben werden verändert, Details werden scharf oder unscharf gestellt, einzelne Motive werden an andere Stelle gesetzt oder verschwinden überhaupt.

"Seine Bilder, deren fotografische Vorlagen entwendet, konfisziert, über- und angeeignet, vielleicht sogar gestohlen wurden, repräsentieren jetzt eine völlig andere Sicht auf das Bild. Sie sind nicht wie Doubles, sie wiederholen nicht ihr Ausgangsmaterial, sie verkörpern ein neues Bild - sie sind das Original!" (Udo Kittelmann). Bemerkenswert ist die Irritation, die sie beim Betrachten auslösen, da oft Vorder- und Hintergrund durch Schärfe/Unschärfe der gewohnten Relation enthoben sind oder der Betrachterstandpunkt diffus wird. "Natürlich wird eine Fotografie immer das Erkennbare mit tragen. Und das ist auch gut so. Was mich interessiert ist der Punkt, an dem sich das autonome Bild an der Wand mit dem Verweis auf die gewesene Wirklichkeit trifft. Der Punkt, an dem man meint, etwas erkannt zu haben, das sich im nächsten Moment jedoch wieder entzieht." (Jörg Sasse)

Jörg Sasses "Arbeiten am Bild" ist der Versuch, "eine Entsprechung von ‚Wirklichkeit‘ im Bild zu erzeugen, anstatt etwas ‚abzulichten‘." (Jörg Sasse) Die Geschichte von Fotografie und die der Malerei leben hier in zeitgemäßer digitaler Symbiose. Hatte sich die Fotografie mit ihrem Anspruch der Reproduktion von Wirklichkeit von der Malerei gelöst, greift Sasse mit "malerischen" Mitteln die behauptete Abbildlichkeit an. Er verwendet dabei Pixel statt Pinsel. Seine früheren Arbeiten hatten das Motiv noch deutlich im Blick, bei den Arbeiten ab 1994 gewinnen bildnerische Kategorien über das Motiv, das gleichsam lapidar wird, die Oberhand. Die Bildtitel sind vierstellige Ziffern, aus Zufallsdaten gewonnen, auf seiner Homepage www.c42.de sind jeder Fotografie Kriterien der Abstraktion wie Richtung, Farbe, Sujet, Material etc. zugeordnet. Der inzwischen auf 64 Kriterien angewachsene Raster dient als Referenzsystem zu anderen Arbeiten der selben Kategorie. "Dabei spielt weniger als zuvor eine Rolle, daß es bei der Bearbeitung bestimmter Bildteile um diese als Bedeutungsträger geht, sondern vielmehr um deren Beschaffenheit auf der Fläche." (Jörg Sasse) So beweisen seine "Arbeiten am Bild" höchste Meisterschaft in der digitalen Bearbeitung des malerisch verstandenen Bildes.

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Jörg Sasse