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Jörg Schlick wusste um die List der Irreführung ebenso bescheid wie um die Strategien von Macht oder die Gesetze der Marktmechanismen in konsumistischen Gesellschaftsformen. So legt er auch mit dem Titel „Studio Lascaux 972“ eine Fährte, die uns in die Höhle in der südfranzösischen Dordogne entführt, an jene Stelle, an der früheste künstlerische Darstellungen aus dem Jungpaläolithikum gefunden wurden. Und man erinnert sich daran, dass auch Schlick Kriegerfiguren auf dem Cover seiner Schallplatte „Diese Wildnis hat Kultur, 1984, in gefährlich spitz zulaufender Körperlichkeit einsetzte und daraus das Ballett „Der Krieger“, 1984, entwickelte. Doch obwohl Schlick die Positionierung des Menschen innerhalb dessen Umfeldes, dessen kulturell geschaffener Übereinkünfte in seiner Arbeit berücksichtigte und thematisierte, erscheint der Hinweis auf Lascaux für seine hier präsentierte Werkserie zu kurz zu greifen.

Schwarze Pinselstriche durchqueren die weiße Leinwand, erinnern an die gestische Malweise des Informel und befreien sich gleichzeitig aus dieser Zuordnung. Denn ausgehend vom Duchampschen Zweifel an der Ernsthaftigkeit einer Malerei, die in erster Linie von manuellen Fähigkeiten ausgeht und der präzisen Verweigerungshaltung, ein Meisterwerk, eine Inkunabel zu schaffen, forciert Schlick die Serialität in seiner Arbeit. Statt auf emotionale Expressivität oder den großen Gestus abzuzielen erzeugt er vielmehr Strukturen, die zusehends reduziert werden. Dabei verbindet er die kalligraphische Methode des konzentriert gesetzten Pinselstrichs mit der Verdichtung des Raumes, indem er durch unterschiedlich starken Farbauftrag Tiefenwirkungen erzeugt, die die Endlosigkeit der Möglichkeiten einer Systematik darlegen. Als offene Serie angelegt sind es nicht mehr Kreise, die in ihrer Konzentrik ein geschlossenes System dynamisieren, sondern unterschiedlich stark verdichtete Linien und Streifen, die als leicht abgewandelte Grundelemente eingesetzt werden. So wird dem Versuch der Ordnung von Abläufen oder Systematiken, die sich letztlich nicht manifestieren lässt die Diversität und Vielschichtigkeit einer Idee entgegengestellt.

Die ohne Inhalt oder Botschaft freigelegte Energie widerspricht aufgrund von Schlicks Wissen um die Absurdität des menschlichen Lebens jeder sinnstiftenden Intention, vielmehr durchbricht sie den Raum in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Zeit wird in dieser Arbeit, deren 26 Einzelteile sich als fokussierte Fragmente freistellen und die in einer Neben- Übereinanderreihung oder Blocksetzung niemals ein kontinuierliches Ganzes ergeben wollen, als variable und unauslotbare Größe evident.

Nicht als Zeichen fungieren die auf die Farbe Schwarz reduzierten Pinselstriche, sondern als aufs Äußerste zurückgenommene Gesten des Körpers. Und auch die Qualität des Schwarz reduziert er von ihrem hohen Symbolgehalt auf das, was sie ist: Sie ist das Produkt der Firma Lascaux® Studio Acryl mit der Nummer 972.

Elisabeth Fiedler

Pressetext

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Jörg Schlick
Im Rahmen der Galerientage aktuelle kunst in graz
Studio Lascaux 972