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24.04. 2021 – 12.06.2021

JOSEF ALBERS – INTERACTION OF COLORS

Als Künstler erlangte Josef Albers Weltruhm, doch war er zeitlebens auch als Lehrer und Forschender von immenser Bedeutung für nachfolgende Generationen von Künstlern.

Mit zahlreichen druckgraphischen Arbeiten, einigen Zeichnungen und Entwürfen auf Papier öffnet die Galerie Boisserée in ihrer Einzelausstellung einen Blick auf die unterschiedlichen Schaffensphasen des Künstlers.

Albers Kunst war immer auch wissenschaftliches Experiment. Die Erfahrung lehrte ihn, dass in der visuellen Wahrnehmung ein Widerspruch zwischen physikalischer Wirklichkeit und psychischer Wirkung besteht, und so war es sein Bestreben, beim Betrachter Zweifel an der Wahrnehmung zu wecken – ihn zu genauerem Sehen anzuregen. „Ich will Augen öffnen.“ Dieses Ziel verfolgte er mit großer Konsequenz. Jahrzehntelang arbeitete er an seinen Variationen, um die Wechselwirkungen der Farbe, ihre Interaktionen und Interdependenzen, zum Ausdruck zu bringen, aber auch die Interaktion zwischen Bildfläche und imaginärem Raum.

In den 1950er Jahren entstanden die ersten Bilder der Serie „Homage to the Square“, die am Ende seines Lebens über 2.000 Werke umfasste. In ihr untersuchte er in immer gleicher Grundstruktur des quadratischen Bildes die Wechselwirkungen von Farbe. Die Anmerkung des Künstlers „Ich male keine Quadrate, ich male Farbbeziehungen, kann man als prägnantesten Kommentar zu dieser Werkgruppe verstehen. Das Quadrat war ihm „nur ein Tablett“ - auf dem er seine Farben ausbreitete. Je nach Kombination der Farben wirken die Farben blasser oder leuchtender, dunkler oder heller, treten Flächen in den Hintergrund oder scheinen zu schweben, scheinen sich zu den Seiten hin auszudehnen. „Nie sind diese Phänomene aber an eine bestimmte Farbe gebunden – sie können von Bild zu Bild variieren“ (Ulrike Growe). Oberflächeneffekte und Texturen gibt es keine. „Es leuchtet ein, dass Albers, um diese Wirkung zu erzielen, besonders häufig den Siebdruck in seiner Graphik verwendet hat. Dieses graphische Verfahren lässt den Eindruck entstehen, als ob die Farbe mit dem Papier eine unauflösliche Einheit bildet. Es entsteht eben nicht die Situation von ‚Farbe auf etwas‘, sondern ‚Farbe gleich Trägermedium‘ “ (Siegfried Gohr, Katalogtext).

In der Serie der „Structural Constellations“ aber auch in den zahlreichen Prägedrucken und den Acrylarbeiten wird die dynamische Interaktion zwischen Bildfläche und imaginärem Raum zum Thema. Sein Einfluss auf die Moderne Kunst in Europa und Nordamerika beruht neben seinem herausragenden Werk auch auf seinen Lehrtätigkeiten in Deutschland und den USA. Seine Vorlesungen bringen all seine Lebens- und Schaffenserfahrung zusammen, zugleich stellen sie die Quintessenz seiner jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit dem Sehen als künstlerischem Wahrnehmungsprozess dar.

Josef Albers wurde 1888 im Ruhrgebiet, in Bottrop, geboren. 88 Jahre später starb er in New Haven, Connecticut, USA. Das Exil in den USA wurde trotz mancher Verluste künstlerisch wie biografisch zu einer erfüllten Zeit.

Seine Arbeiten sind wie eine Schule des Sehens und in ihrer Aussage und Wirkung von zeitloser Gültigkeit. (MF)