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Tanzperformance Eugénie Rebetez « Unfertig »
Hauser & Wirth Zürich
Sonntag, 25. Oktober 2015, 12 Uhr
Mittwoch, 28. Oktober 2015, 19 Uhr

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Hauser & Wirth freut sich, in der kommenden Ausstellung verschiedene Arbeiten aus dem Spätwerk des Schweizer Künstlers Hans Josephsohn (1920 – 2012) zu zeigen. Im Fokus der Ausstellung stehen fünf Werke aus der Gruppe der überlebensgrossen, stark abstrahierten Halbfiguren sowie ein grosses Relief. Die Präsentation bei Hauser & Wirth ist die erste Einzelausstellung in der Schweiz seit dem Tod des Künstlers. Sie verdeutlicht Josephsohns grosse Achtung für die traditionellen Motive der Bildhauerei, welche er in zeitgenössischer Weise umsetzte. Vor allem aber zeigt sie Josephsohns meisterhaftes Können im präzisen Abwägen von Volumen und Proportionen.

Die sechs voluminösen Skulpturen, ausgewählt aus der letzten Periode seiner 60-jährigen künstlerischen Karriere, erfüllen den schlichten Ausstellungsraum mit einer ruhigen und zeitlosen Präsenz. Die Arbeiten sind zwischen 1990 und 2004 entstanden und verkörpern Josephsohns Umsetzung des traditionellen Konzepts der Büste, das den Kopf und Oberkörper beinhaltet. Die monolithischen Figuren muten anfänglich als grob bearbeitete abstrakte Skulpturen an, die an natürliche geologische Formen erinnern, doch sind sie ganz von der menschlichen Figur inspiriert.

Für seine Halbfiguren arbeitete Josephsohn vornehmlich mit weiblichen Modellen aus seinem engsten Umfeld. Dennoch ging es ihm nie darum im engen Sinne Porträts von ihnen zu machen. So standen ihm etwa seine Ehefrau, die Frau seines Sohnes oder andere nahe Bekannte Modell. Bei der Arbeit ‘Ohne Titel’ von 1979 war es seine Ehefrau Verena. Es handelt sich um eine noch etwas figurativere Version der Gattung der grossen Halbfigur. Mit einem Ausdruck stoischer Ruhe, gerade aufgerichtet, hat die dargestellte Frau die Arme vor dem Körper verschränkt.

Auch die späten Arbeiten lassen bei näherem Betrachten die Merkmale der menschlichen Erscheinung erkennen. Sie heben Josephsohns wichtige Praxis des künstlerischen Arbeitens mit dem menschlichen Modell hervor. Selbst bei den Halbfiguren mit einem hohem Abstraktionsgrad ging der Künstler immer vom Modell aus und suchte die Präsenz und die Eigenheiten des Individuums einzufangen und gleichwohl ein allgemeines Bild des Menschen zu schaffen.

Die Oberfläche seiner Bronzeskulpturen ist reich an Details. Josephsohns hauptsächliche Aufmerksamkeit lag aber vielmehr auf dem Gleichgewicht zwischen Masse und Volumen. Das ursprüngliche Modellieren erfolgte mit Gips, welcher einerseits erschwinglich war, vor allem aber für den Künstler die Möglichkeit eröffnete, Material sowohl hinzuzufügen als auch wieder wegzunehmen. Mit blossen Händen oder einem Spachtel trug er den Gips auf seine Arbeiten auf. Einmal getrocknet und hart schlug er mit dem Beil wieder Material weg, oder fügte auch weiteres Material hinzu, bis seine Skulpturen ihre endgültige Form hatten. In der zerklüfteten Oberfläche wird diese Dynamik des künstlerischen Prozesses sichtbar. Obwohl die Materialität des Gipses für Josephsohns künstlerische Praxis zentral war, sah er seine Arbeiten erst in Bronze gegossen, mit ihrer roh belassenen, natürlichen Patina als fertige Kunstwerke.

Ein Kontrapunkt in der Ausstellung ist das stehende Relief von 2000. Inspiriert von der mittelalterlichen Tradition und der Kunst der Griechen und Ägypter pflegte Josephsohn das Relief durch all die Jahre seines künstlerischen Schaffens hindurch. In den Reliefs konnte der Künstler Figuren kombinieren und die Beziehung zwischen dem menschlichen Körper und dem ihn umgebenden architektonischen Raum erforschen. Im hier ausgestellten Relief stützt ein architektonisches Element von unten her die Figur, ein wuchtiger Architrav macht den oberen Abschluss. Die Figur selbst, ein Bein angewinkelt, besetzt einen ambiguen Raum, die Körperhaltung ist Josephsohns liegenden Figuren ähnlich.

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Anlässlich der Ausstellung ‘Josephsohn’ bei Hauser & Wirth, hat die Schweizer Tanz- und Performancekünstlerin Eugénie Rebetez eine neue Arbeit entwickelt. Unerschrocken tritt sie mit den abstrakten, monolithischen und gleichzeitig menschlichen Skulpturen des 2012 verstorbenen Bildhauers Hans Josephsohn in einen poetischen Dialog.

Hauser & Wirth präsentiert die Performance an zwei Daten, am 25. Oktober 2015 um 12 Uhr und am 28. Oktober 2015 um 19 Uhr in den Ausstellungsräumen an der Limmatstrasse 270. Die Ausstellung ‚Josephsohn’ ist noch bis zum 31. Oktober 2015 geöffnet.

Die Schweizer Künstlerin Eugénie Rebetez (*1984) lebt und arbeitet seit 2008 in Zürich. Sie ist eine unbeirrte, witzige und freche Kunstfigur. Als ausgebildete Tänzerin und Choreografin benutzt sie ihren Körper und ihre Stimme als Werkzeuge für ihre Inszenierungen und Performances. Mit ihren Soloshows wird sie im Theater sowie in Kunsthallen und Museen eingeladen, u.a. in Maison de la Danse Lyon, Théâtre National de Nice, Kunsthalle Krems, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Mercat de les Flors Barcelona, Gessnerallee Zürich, ADC Genève, Aargauer Kunsthaus, Kunst Halle St. Gallen, Fondation Beyeler Riehen.