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Der in Gent geborene Künstler Jules de Bruycker (1870–1945) gehört zu den bemerkenswertesten grafischen Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Belgien. Nach seinem Studium an der Genter Akademie der Künste, unter anderem bei dem Maler Jean Joseph Delvin, beginnt er sich kurz nach der Jahrhundertwende intensiv mit der Radiertechnik zu beschäftigen. Er bringt es darin zu einer ausgewiesenen Meisterschaft, mittels derer er die vielfältigen Methoden von Kaltnadel bis hin zu Aquatinta ausschöpft. Zeichnung und Druckgrafik bleiben bis zu seinem Tod im Jahr 1945 sein bevorzugtes Medium. Seine monumentale, malerisch komponierte Bildgestaltung wechselt von einem bewegten Horror Vacui über sich auflösende Formen bis hin zur bewusst eingesetzten leeren Fläche. Ungewöhnlich für seine Zeit ist die Benutzung sehr großer, bis zu ca. 100 °— 70 cm messender Radierplatten.

De Bruycker ist ein sensibler, scharfer Beobachter und bringt mit spitzer Feder bis ins Karikatureske reichende Charakter- und Sozialstudien zu Papier. Im Zentrum der Ausstellung stehen seine Kriegsallegorien. Diese in London aus der Ferne entstandene Radierfolge zeigt aus der Perspektive des Beobachters die Kriegsgräuel und Ruinenlandschaften in expressiver Direktheit und zugleich alptraumhaften, apokalyptischen Visionen. In der Radierung »Abermals läutete der Tod die Glocke über Flandern« (1916) taucht der Sensenmann gleich einem modernen Totentanz aus dem Dunkel auf, fegt über Leichenberge hinweg und läutet abwechselnd mit dem Teufel die Kirchenglocken.

Obwohl das Werk Jules de Bruyckers in zahlreichen Museen und privaten Sammlungen verwahrt wird, ist er noch immer für viele Kenner der Druckgrafik eine Entdeckung. Eingebunden in das »Jahr der Grafik 2009« wird mit dieser Ausstellung ein wichtiger Teil seines Oeuvres erstmals in Deutschland vorgestellt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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Jules de Bruycker
»War Works«