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artothek zeigt die Ausstellung der Gewinnerin des Preises „Horizont – Raum 2015“ der Freunde der artothek Köln

Die Bildhauerin, Soundperformerin und Installationskünstlerin Julia Bünnagel aus Köln kreiert auf den beiden Etagen der „artothek – Raum für junge Kunst“ für die Zeit vom 5. März bis 25. April 2015 einen „Metaspace“. Dieser entsteht aus einem Kaleidoskop verschiedener Kunstgattungen. Die medienübergreifenden Arbeiten – Bilder, Skulpturen und kybernetische Objekte – bilden assoziative Verknüpfungen und eröffnen die Möglichkeit, die Räume als intermediale Installation zu erleben. Der fließende Übergang der verschiedenen Medien stellt ungewöhnliche Bezüge her und kannals Durchschreiten einer Landschaft verstanden werden. So fügen sich die Arbeiten zu einem eigenen poetischen Kosmos zusammen. Die „Reise um den Tag in 80 Welten“ beginnt.

Ein Fadenvorhang, am Bogen der Balustrade angebracht, nimmt die Architektur auf, betont sie und bildet eine dünne Membran zum übrigen Raum. Wird sie durchschritten, kann der Betrachter die vorher nur schemenhaft sichtbaren Objekte erkunden. Die spiegelnde Skulptur „Dancer“ hängt von oben herab und dreht sich langsam um sich selbst. Ihre Lichtreflexe und die leichten Bewegungen des Fadenvorhangs aktivieren das Gefüge aus Aluminiumstrukturen, Bildern und Objekten. Über dem Boden schweben Dreiecke, eine skulpturale Aluminiumstruktur verbindet die beiden Ebenen der artothek. Folgt man ihr, findet man auf der Empore neben einem Typocut auf Papier „fiction forms reality“ drei Bücher mit neugestalteten Umschlägen. Inspiriert von der tatsächliche Umrundung der Erde im Jahr 1870 von George Francis Train, schrieb Jules Verne seinen fiktionalen Roman. Die Journalistin Nellie Bly wiederum unterbot die Hauptfigur von Vernes Roman Phileas Fogg und schaffte 1890 die Reise in 72 Tagen. Dem dritten Buch ist der Ausstellungtitel entliehen „La vuelta al día en ochenta mundos“ (Die Reise um den Tag in 80 Welten) von Julio Cortázar.

Cortázar sprengt mit seinem Schreibstil die Grenzen der Realität. Bünnagel findet ihr Vorgehen bereits in der ersten Seite des Romans wieder. Dieser Schlüsseltext ist in der Papierarbeit „Reise um den Tag in 80 Welten ( So wird angefangen)“ auf der oberen Etage zu lesen. Julia Bünnagel setzt assioziative Verbindungen in der Ausstellung zwischen Fläche und Raum, Schrift und Linie, Wahrnehmung und Möglichkeit.

Alle Werke verbinden sich mit der Architektur zu einer Einheit. Die klassische Ausstellungssituation wird gebrochen, eine Unterscheidung in einzelne Werke aufgehoben. Die Ausstellung transformiert den Raum in eine dynamisch-multimediale Intervention.

Julia Bünnagel ist bekannt für ihre großformatigen modularen Rauminstallationen, ihre Arbeiten wurden in vielen Gruppenausstellungen wie in Dystotal im Pori Art Museum in Finnland und Einzelausstellungen wie Simulacra im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, im Open Space der Art Cologne oder im Kunstverein Harburger Bahnhof in Hamburg gezeigt.

Sie ist Mitglied des Künstlerkollektivs Sculptress of Sound, das seit 2011 mit ihren spectodramatischen Soundperformances in Erscheinung tritt. Bünnagel arbeitet spartenübergreifend, die Bandbreite reicht von Skulpturen, raumfüllenden Installationen, Kunst am Bau über Objekte wie modifizierte LPs bis zu Schriftbildern und Zines.

Als Quellen für ihre Arbeiten dienen audiovisuelle Beobachtungen aus Kybernetik, Architektur, Musik und Wahrnehmungstheorie. Bünnagels Arbeiten reflektieren die Durchquerung einer liquiden Wirklichkeit, in der nichts als festgeschriebene Tatsache akzeptiert wird. Sie befragen das Hintergründige, das Utopische und die kontextuelle Verbindung der Dinge.

Julia Bünnagel studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und ist Meisterschülerin von Prof. Hubert Kiecol. Sie erhielt Stipendien im In- und Ausland wie die Künstlerresidenz auf Schloss Ringenberg. Für ihr Projekt Super Sonic Structure erhielt sie ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW. Zuletzt war sie mit einem Auslandsstipendium in Yerevan, Armenien. 2015 erhält sie den Preis „Horizont – Raum“ der Freunde der artothek Köln. Die Galerien Sebastian Brandl, Köln und Rupert Pfab, Düsseldorf vertreten die Künstlerin in Kooperation.