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Die 1972 in Bonn geborene Künstlerin Julia Jansen studierte unter anderem an der Städelschule in Frankfurt am Main und am Art Institute in Chicago. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

In ihrer künstlerischen Arbeit widmet Jansen sich dem klassischen Medium der Malerei und wählt oftmals Motive aus der Natur, wie etwa Tier- und Pflanzendarstellungen, Sternenformationen oder Schiffe auf sturmgepeitschter See. In ihrer dritten Einzelausstellung in der Galerie Martina Detterer zeigt Julia Jansen neue, vorwiegend kleinformatige Werke. Ihre Motive sind dieses Mal Goldklumpen, Rucksäcke, Campingstühle, Zelte und seltsam verdrehte, zusammengeknotete Kleidungsstücke, die an Puppen oder menschliche Körper erinnern. Die Bilder weisen eine für die Künstlerin ungewöhnliche Farbgebung auf: Viele der Leinwände sind mit Neonfarben grundiert, die durch die darüber gelegten, matteren Ölfarben hindurch-schimmern. Ihre Landschaften malt Julia Jansen meist in überlebensgroßen Formaten. Deren Grundelemente finden sich in der aktuellen Ausstellung als Umrisslinien in zwei Wandzeichnungen wieder, die mit Hilfe einer Projektion und schwarzer, deckender Wandfarbe direkt auf den weißen Untergrund aufgebracht wurden. Der Betrachter wird hierbei irritiert – erst auf den zweiten Blick offenbart sich das Besondere dieser kalligraphisch anmutenden, reduzierten Zeichnungen: Es handelt sich um optische Täuschungen, die die gängige Perspektive ad absurdum führen. Ruht das Baumhaus tatsächlich sicher in den Astgabeln? Ist das Tipi überhaupt zu benutzen? Was ist vorn, was hinten? Ähnliche Unklarheiten finden sich auch in den Ölbildern wieder. Jansen spielt hier mit Schärfe und Unschärfe, Nähe und Ferne sowie mit Bildinhalten, die nicht sofort zu identifizieren sind. Die Hemden, Hosen und anderen Kleidungsstücke erscheinen aus der Entfernung als organische, ja menschliche Formen oder Körper, und auch aus der Nähe ist nicht ganz leicht zu entscheiden – steckt ein Bein in der Hose oder nicht? Erst die verkürzte, verzerrte Perspektive gibt einen Hinweis. Die Goldklumpen wiederum sind – einer fotografischen Nahaufnahme vergleichbar – aus so kurzer Distanz abgebildet, dass ein reines Struktur- und Farbspiel entsteht, wie mit einem leichten sfumato überzogen.

Im Projektraum wird die Ausstellung ergänzt durch Arbeiten der befreundeten Künstlerin Julia Hübner. Sie wurde 1965 ebenfalls in Bonn geboren, studierte an der Kunstakademie bei Gerhard Richter und lebt heute in Köln. Ihre Arbeiten changieren zwischen den beiden Medien Fotografie und Malerei und werden von Hübner selbst als "digitale Malerei" bezeichnet. Bei der Motivsuche lässt sie sich von alten Fotografien inspirieren, die sie oftmals in Fotoalben auf Flohmärkten findet. Dabei unterzieht Hübner die Aufnahmen einer eingehenden Betrachtung, lässt sich von einem besonderen Detail, der Haltung einer Person, einem Blick fesseln und verwendet diese Einzelheit als Grundlage ihrer eigenen Interpretation. Zur Umsetzung verwendet sie ein Grafikpad, auf das sie wie mit Stift oder Pinsel zeichnet. Somit lassen sich auch durchaus malerische Details, "Pinselstriche", auf den Bildern ausmachen. Es geht Julia Hübner nicht um die Reproduktion einer Vorlage; vielmehr lässt sie ein neues Motiv entstehen, das – um es wieder in analoge Gestalt zu über-führen – auf Fotopapier ausbelichtet wird. Neben den unterschiedlichsten Personen, Alten, Kindern, Tieren oder auch Masken, findet man in früheren Arbeiten immer wieder die Künstlerin selbst, die ihre Gesichtszüge in andere Porträts integriert. All diesen Arbeiten gemein ist der Blick der Augen der Porträtierten in Richtung des Betrachters; er scheint ihm zu folgen, auch wenn man die eigene Position zum Bild verändert. Unterstützt wird dieser fesselnde, oftmals auch unheimliche Eindruck durch den Wechsel von Schärfe und Unschärfe, den Hübner ähnlich wie Jansen vollzieht: die Augen sind meist scharf gezeichnet, während der Rest der Gestalt und ihre Umgebung im Ungewissen, Verschwommenen verbleiben.

Claudia Knöpfel

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Julia Jansen
"Geiz und Grausamkeit"
Projektraum: Julia Hübner