artist / participant

curator

press release only in german

Sprache, die Notwendigkeit zum Ausdruck, die Unzulänglichkeiten und Schwierigkeiten, die in ihr begründet liegen, sowie die vielfältigen Möglichkeiten, Sprache durch Zitieren, Beschneiden oder neu Zusammensetzen formal zu nutzen – das ist der rote Faden, der sich durch die Ausstellung The Ventriloquism Aftereffect des französischen Künstler Julien Bismuth (*1973, lebt in New York) in der GAK und im Institut francais zieht.

Als Referenzfigur fungiert der österreichische Schriftsteller Karl Kraus, dessen Ringen um den angemessenen Ausdruck im Wort angesichts der Greuel von 1. und 2. Weltkrieg und dessen formaler Umgang mit Text, den er findet, ausschneidet, zusammenklebt und ergänzt. Dieses Vorgehen beschreibt Walter Benjamin in seiner Schrift über Karl Kraus und nimmt Bismuth seinerseits in zahlreichen Collagen der Ausstellung auf. Neben den Collagen fügt die Präsentation Skulpturen, Filme und Audiostücke zu vielfältigen Variationen eines Grundthemas zusammen. So zeigt etwa einer der Filme einen Bauchredner bei der Wiedergabe von Karl Kraus-Textversatzstücken über die Wortlosigkeit des Schreibers angesichts der Gewalt unserer Zeit: „In dieser großen Zeit, die ich noch gekannt habe, wie sie so klein war; die wieder klein werden wird, wenn ihr dazu Zeit bleibt; (...) in dieser lauten Zeit, die da dröhnt von der schauerlichen Symphonie der Taten (...) und der Berichte, welche Taten verschulden: in dieser da mögen Sie von mir kein eigenes Wort erwarten.“ Ein Hörstück legt die Unmöglichkeit der sprachlichen Beschreibung visueller Gegebenheiten offen, indem die sprachliche Erfassung berühmter Kunstwerke im Verlauf des Stückes immer abstrakter und nebulöser wird. Und die Skulptur shifter dient als Platzhalter für die Person des Künstlers als sei sie ein Textbestandteil, der aus seinem ursprünglichen Zusammenhang ausgeschnitten und wieder eingefügt werden kann – dementsprechend wird sie aus der Ausstellung entfernt, sobald der Künstler in den Räumen anwesend ist, und wieder aufgestellt, sobald er sie wieder verlassen hat.

Der Titel der Ausstellung The Ventriloquism Aftereffect bezieht sich ebenfalls auf die Phänomene des gesprochenen Wortes, genauer auf den Zusammenhang zwischen Sprache und deren Wahrnehmung – beschreibt er doch einen Zustand, in dem nach einer Schädigung des Gehirns der Standort eines sprechenden Anderen nicht mehr im Raum lokalisiert werden kann.

only in german

Julien Bismuth
The Ventriloquism Aftereffect
Kurator: Janneke de Vries