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Mit seinen Installationen unterzieht Jürgen Stollhans die vielfach gesuchte Anbindung der Kunst an gesamtgesellschaftspolitische Prozesse einer sowohl kritischen als auch spielerisch ironischen Befragung.

Das Aufspüren von formalen Verwandtschaften und unterschwelligen Sinnbezügen kennzeichnet über weite Strecken das sich tentakelartig verzweigende Werk des Künstlers. Zeitgeschichtliche Information und historische Sachverhalte aber auch biografische Bezüge in intermedialer Aufbereitung erfahren dabei eine vielschichtige Vernetzung. Die Sprunghaftigkeit des spekulativen Denkens korreliert dabei aufs Trefflichste mit einer künstlerischen Strategie des Eindeutigkeitsverzichts. Auch einer medialen Festlegung auf den Zeichner, Maler oder Bildhauer weiß sich Jürgen Stollhans geflissentlich zu entziehen und bespielt mit Vorliebe die experimentellen Räume dazwischen.

Ein einzelnes Motiv beherrscht die neueste Arbeit des Künstlers, die er eigens für die Ausstellung in den Räumen der Stiftung Kunstfonds angefertigt hat. Dabei handelt es sich um hoch über den Türstürzen angebrachte großformatige, farbige Linolschnitte, die als Serie einen umlaufenden Fries in den Treppenhausfluren des gründerzeitlichen Bürohauses bilden.

Aus der Distanz deutlich zu erkennen handelt es sich um ein übergroßes Pflaster. Dabei ist jedoch nicht vom Pflaster die Rede, unter dem man gemeinhin den Strand liegend vermutet, sondern vom Pflaster, mit welchem wir für gewöhnlich die kleineren und größeren Wunden bedecken, die uns der Alltag zuzufügen pflegt. Auf diesen Pflastern nun, prangen je unterschiedliche Schriftzüge in wechselnden Farben. Diese kurzen Statements handeln mithin von den Auswirkungen der laufenden Katastrophen, vom Gedächtnisverlust, der gegenseitigen Ignoranz und der Kommunikation als Parteigestöber. Sie erinnern uns daran, in der Kunst nicht nur ein Trostpflaster zu sehen, sondern sie hin und wieder auch in den Zeugenstand zu rufen.

Jürgen Stollhans wurde 1962 in Rheda/Westfalen geboren. Er studierte zwischen 1983-86 zunächst Malerei bei Norbert Tadeuz an der Kunstakademie Münster und wechselte anschließend in die Bildhauerklasse von Erich Reusch an die Kunstakademie Düsseldorf. Seit 1989 lebt und arbeitet Jürgen Stollhans in Köln. Das Stipendium der Stiftung Kunstfonds wurde ihm im Jahre 2003 zuerkannt.

Die Ausstellung war zu sehen von September 2005 bis Mai 2006 und wurde unterstützt von der VG Bild-Kunst.

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Jürgen Stollhans
"Besten Dung, besten Dung/ Schenkt uns die Erinnerung."