Jyrki Parantainen

“Finland. Fours seasons, many reasons”: Dieser Spruch begrüßt den erwartunsgvollen Reisenden am Flughafen. Und in der Tat, Jyrki Parantainens neue Einzelausstellung bei HERRMANN & WAGNER scheint die Klischees des nordischen Landes zu bedienen: melancholische Landschaften, herbe Sozialbauten á la Kaurismäki und Gesichter, die von verlorenen Hoffnungen sprechen.

Der Titel der Ausstellung deutet es an: Es geht um Träume, um Hoffnungen und um Enttäuschungen. Auch um unausgesprochene Erwartungen. So stellen die großformatigen Fotografien private Freibäder in Finnland dar. Lange schon werden sie nicht mehr benutzt. Manche sind bereits im Zustand des Zerfalls. Ihre fotografischen Reminiszenzen erzählen von der Hoffnung ihrer Besitzer, südliches Lebensgefühl hinauf in den Norden zu bringen. Sie sind aber auch Zeuge eines technischen Machbarkeitsglaubens, der heute nicht mehr geteilt wird. Als Fortsetzung der Serie „Orientation“ geben diese Arbeiten Aufschluß über den Stand der Fotografie. Erneut hinterfragt Parantainen ihren Wirklichkeitsgehalt, zeigt fotografierte Fotografien. Seine künstlerische Intervention bei diesen „reproduzierten Reproduktionen“ besteht aus dem Zufügen von Worten oder Linien über den gesamten Bildraum. Eine neue tiefer liegende Deutungsebene eröffnet sich, das Imaginäre wird freigelegt. Durch die Verwendung analoger Fototechnik und manuelle Eingriffe macht der Künstler deutlich, was im digitalen Zeitalter der Fotografie längst nicht mehr bewusst ist: Die Lesart – also die Orientierung – liegt allein in der Hand des Betrachters.

Jyrki Parantainen ist seit Herbst 2006 Professor für Fotografie an der University of Art and Design in Helsinki und verantwortlich für die Ausbildung künftiger Talente der „Helsinki School“. Das Thema „Dreams and Disappointments“ wird im September mit Skulpturen des finnischen Bildhauers Kim Simonsson und der schwedischen Fotografin Helena Blomqvist fortgeführt.

Jyrki Parantainen
Dreams and Disappointments I