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Kamilla Bischof - SCHÖN VERMÄHLT
07.12.2019 - 19.01.2020

Kurator: Sandro Droschl
Künstlerbuch erhältlich

Pressegespräch: 06.12.2020, 9:30

Eröffnung: 06.12.2019, 19:00
Monique Fessl/DJ Set

Rahmenveranstaltungen
12.12.2019 18:00 Melanie Ohnemus, Vortrag
09.01.2019 18:00 Sandro Droschl, Kuratorenführung
16.01.2020 18:00 Sonja vom Brocke, Düngerkind, Lesung

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ERSTE EHE. Einen wasserfesten Laptop, damit ich auch in der Wanne tippen kann, bitte! Einen Lastwagen mit Hebebühne, immer auf Abruf bereit, bitte! Das Universum prüft uns nicht nur einmal? Strafe muss sein? Ich, eine tragische Figur? Einspruch!

SCHÖN VERMÄHLT ist die bislang umfangreichste Einzelausstellung von Kamilla Bischof (*1986 Graz, lebt in Berlin), einer wesentlichen österreichischen Künstlerin der jungen Generation. In einem offenen Parcours zeigt Bischof eine neue Serie von großformatigen Gemälden, die am Realen angelehnt in phantastische Welten führen. Ein eigens gestaltetes Künstlerbuch zeigt die Doppelbegabung der Künstlerin und Literatin, in dem sie aktueller Malerei und Fotografie eine bildhaft durchbrochene Prosa gegenüberstellt.

Auch in ihrer Malerei verfolgt Bischof überraschende narrative Strategien, deren überzeugende Technik es im Bildaufbau erlaubt, Figuration sinnvoll mit dem Abstrakten spielen zu lassen. Farbintensive Szenarien, in denen menschliche Figuren, Tiere, aber auch phantastische Geschöpfe die Protagonistinnen sind, bilden die Sujets der Malereien der Künstlerin. Gemein ist ihnen ein zumeist freudvoll kombinatorischer Gestus, der in seiner malerischen Raffinesse potentielle Wahrnehmungsverschiebungen und darin andere Lesarten der Bilder eröffnet. Der Symbolcharakter von Bischofs Darstellungen provoziert das kollektive Bildgedächtnis ihres Publikums und changiert zwischen maschinenhaften Zuständen und dramatischen Attitüden. Die dargestellten Figuren und Gegenstände zeugen von einer einprägsamen Bildsprache, wohingegen die Hintergründe zumeist diffus bis abstrakt bleiben und somit den Eindruck erwecken, bei den dargestellten Szenen handele es sich um Traumsequenzen, die zwar im Kern klar erkennbar sind, nach außen hin ähnlich einer Erinnerung zusehends verblassen.

Kamilla Bischofs bildnerische Erzählungen werden gerne in Prosatexten ergänzt und im Ausstellungsraum in kulissenhaften Einbauten inszeniert. So wird auch die aktuelle Ausstellung von einem Text aus zahlreichen Szenen begleitet, der in ihrem neuen Künstlerbuch erscheint. In ihren Texten verfolgt Bischof ähnliche Strategien wie in ihrer Malerei: Ihre Erzählungen sind meist konkret im Realen verortet, driften hingegen immer wieder ins Surreale ab. Vor ihrem Malerei-Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien war sie im Bereich Bühnenbild tätig. So ist die Künstlerin nicht nur um Kulissen für ihre gemalten Figuren bemüht, sondern arrangiert von ihr gestaltete Interieurs im Ausstellungsraum zu theatral, wohnlich einladenden Environments. Dieser performativ spielerische Zugang zur Malerei spiegelt sich auch in Bischofs Überlegungen zum Ausstellungs- und Buchtitel: „Bei SCHÖN VERMÄHLT denke ich nicht nur an Hochzeit, sondern stelle mir vor, dass die Wortkombination eine feierliche Verbindung zu dem Wort ‚Malerei’ herstellt. So könnte ‚vermählen’ eine antiquierte, verschrobene Version von ‚malen’ sein; schön vermalt, schön gemalt, oder gut verbunden, angeschraubt, wie ein Haltegriff.“

Die Besucher erwartet schon vor dem Betreten des Künstlerhauses ein erster Vorgeschmack: Am Dach des Gebäudes steckt eine überdimensionale Kunststoff-Erdbeere, wie auf einem schön garnierten Eisbecher. Begibt man sich ins Innere von SCHÖN VERMÄHLT, so findet man eine Sitzgruppe aus dekorierten Gartenmöbeln, in deren Mitte das Künstlerbuch zum Lesen bereit liegt. Das Cover des Buches zeigt trashige Hausschuhe, worauf kläffende rote Münder gemalt sind. Wobei die häusliche Atmosphäre rasch in eine phantastische Szenerie umschlägt, wenn man wenig später auf eine Gruppe bemalter, Hörner tragender Pappkartons trifft. Eingezäunt wird die Tierherde von großformatigen Gemälden, die eine bunte Einrichtung aus einer Alarmsirene, Bauhütchen, Möbelstücken, Figuren, Zierpflanzen, Autoreifen, Steinschleuder, Seifenspender, Steigbügel und überlaufender Badewanne versammeln.

Kamilla Bischof entwickelt mit ihren Kompositionen ein stetig wachsendes Repertoire wiederkehrender Motive und Interieurs. Durch das gekonnt inszenierte Zusammenspiel aus Figuren und Gegenständen im Spannungsfeld zwischen Surrealem und Realität vermag sie es Erzählungen zu formulieren, die aufgrund ihrer Komplexität offen und mehrdeutig bleiben. Die Künstlerin bewegt sich entlang den schieren Zufällen des Alltags fließend zwischen Installation, Fotografie, Performance wie Text und erweitert so den narrativen Rahmen in alle Richtungen, bis ihre vielfältigen Aktivitäten schließlich als richtig liegende Elemente des Malerischen mit weichem Händedruck ineinander greifen.

Kamilla Bischof (*1986 Graz, lebt in Berlin) studierte Malerei an der Akademie der bildenden Künste, Wien und absolvierte die Schule für künstlerische Photographie, Wien. Ihre Arbeiten waren in Einzelpräsentationen u.a. in der Bar du Bois, Wien (2014), der Halle für Kunst, Lüneburg (2017), bei Sandy Brown auf der Art Berlin (2017) und FIAC Paris (2018), in Gruppenausstellungen bei Acappella, Neapel (2018), im Heiligenkreuzerhof, Wien (2019) und im Museum of Modern Art, Warschau (2019) zu sehen.