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DER ÖFFENTLICHKEIT – VON DEN FREUNDEN HAUS DER KUNST
Kapwani Kiwanga: Plot
(9. Oktober 2020 – 25. April 2021)

Für die siebte Ausgabe der Serie „Der Öffentlichkeit — Von den Freunden Haus der Kunst“ schafft Kapwani Kiwanga (geb. 1978 in Hamilton, Kanada, lebt und arbeitet in Paris, Frankreich) die ortspezifische Installation „Plot“ für die Mittelhalle und nahe Umgebung des Haus der Kunst.

„Plot“ besteht aus künstlerischen Interventionen in drei Akten. Für den ersten Akt beginnend am 9. Oktober werden in der Mittelhalle drei von der hohen Decke herabhängende, halbtransparente Stoff-Paneele installiert. Diese Stoffbahnen verändern die Wahrnehmung der Volumina dieses Raumes und animieren das Publikum zu neuen Zirkulationswegen. Mit ihren Farbverläufen in Grün- und Pastelltönen rufen die Vorhänge zudem die Idylle des nahen Englischen Gartens wach.
Dieses Environment wird durch drei aufblasbare transparente Skulpturen ergänzt, in denen sich lebende Pflanzen befinden. Sie erinnern an die transportablen Gewächshäuser, die der Botaniker Nathaniel Bagshaw Ward im 19. Jahrhundert mit dem Ziel erfunden hat, Pflanzen aus allen Teilen dieser Welt von Ort zu Ort transportieren zu können. Zugleich stellen diese Gehäuse eine Verbindung zur Vorgeschichte des Haus der Kunst her, zum sogenannten Münchner „Glaspalast“, der sich zwischen 1854 und 1931 im Alten Botanischen Garten befand und dessen Großbrand den Anstoß für die Errichtung des ‚Haus der Deutschen Kunst‘ gab. Das an ein Labor erinnernde Aussehen der Skulpturen bereichert die malerische Ästhetik der Stoff-Paneele um einen futuristischen Ton.

Zwei weitere Akte im Dezember und März bestehen aus einem festlichen Umzug mit Bannern und beleuchteten Laternen, die anschließend im Außenbereich des Gebäudes platziert werden, sowie einem diskursiven Beitrag.

Mit der Gliederung in drei Akte löst die Künstlerin sich von der Vorstellung eines zeitlich und räumlich abgeschlossenen Kunstwerks und weitet den Blick aus auf den öffentlichen Raum. Performativ angelegt, bewegt sich „Plot“ zwischen Kunstwerk und Ereignis.

Kiwangas Arbeit vollzieht die Asymmetrien von Macht nach, indem sie historische Erzählungen in Dialog mit zeitgenössischen Realitäten, Archiven und den Möglichkeiten von morgen treten lässt. Auf der Basis langer Forschungsarbeit und inspiriert von marginalisierten oder vergessenen Bereichen der Geschichte, artikuliert sich Kiwangas Werk in einer Vielzahl von Materialien und Medien wie Skulptur, Installation, Fotografie, Video und Performance. Ihr ästhetisches Vokabular beschreibt Kiwanga als „Exitstrategien“. Diese laden dazu ein, alternative Wege in die Zukunft zu finden. Dem Titel der Serie „Der Öffentlichkeit — Von den Freunden Haus Der Kunst“ entsprechend geht es bei „Plot“ um die Frage, was es zum jetzigen Zeitpunkt wirklich bedeutet, „öffentlich“ zu sein. Statt die Passantinnen und Passanten zum Konsum einzuladen, wie es heute im öffentlichen Raum meist der Fall ist, schlägt Kiwanga eine Form des Zusammenlebens vor, in der Gegensätze wie Innen/Außen, Natur/Kultur, öffentlich/privat, Idylle/Urbanität überwunden sind.

2018 erhielt Kapwani Kiwanga den Frieze Artist Award (USA) und den renommierten Sobey Art Award (Kanada). In diesem Jahr ist sie für den Prix Marcel Duchamp (Frankreich) nominiert, der Preis wird von einer Ausstellung im Centre Georges Pompidou begleitet (7. Oktober 2020 – 4. Januar 2021).

Kuratiert von Damian Lentini
Kuratorische Assistenz: Lisa Paland

In Zusammenarbeit mit Kvadrat

Die Ausstellung ist Teil von Kanadas Kulturprogramm als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse und wird unterstützt vom Canada Council for the Arts und der Regierung von Kanada.