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Karen Lamassonne
Ruido / Noise

25. Februar – 14. Mai 23

Ruido / Noise ist die erste Einzelausstellung der kolumbianisch-amerikanischen Künstlerin Karen Lamassonne (* 1954, USA) in Europa und wird in Zusammenarbeit mit dem Swiss Institute in New York und dem Medellín Museum of Modern Art – MAMM präsentiert. In der Ausstellung sind Gemälde, Zeichnungen, Collagen und Videos zu sehen, die Lamassonne seit 1974 geschaffen hat.

Viele Arbeiten der Künstlerin, etwa die frühe Aquarellserie Baños (Badezimmer, 1978–81), sind in häuslichen Umgebungen wie Badezimmern, Schlafzimmern, Küchen und Fluren verortet. Als Frau unterläuft Lamassonne spielerisch geschlechtsspezifische Vorstellungen des Selbstporträts und der Selbstdarstellung, indem sie das Selbst wahlweise verbirgt oder enthüllt. Oft bezeichnete die Künstlerin diese Gemälde als Selbstportraits, obgleich die Figur anonym bleibt und nur von den Schultern abwärts oder von hinten gezeigt wird.

1984 konzipierte Lamassonne die Installation Ruido (Lärm), die in dieser Wanderausstellung erstmals realisiert wird. Fernsehbildschirme, auf denen weißes Rauschen zu sehen ist, werfen Licht auf mehrere um sie herum aufgestellte Gemälde. So werden die darauf sichtbaren Teile eines Frauenkörpers beleuchtet.

In den 1970er- und 1980er-Jahren war Lamassonne eng mit der Grupo de Cali (Cali-Gruppe) verbunden, einer Gruppe von Filmemacher*innen, die das Neue Lateinamerikanische Kino einläuteten und damit die Filmproduktion nachhaltig beeinflussten. Lamassonne war unter anderem für die Art-Direktion von Pura Sangre (1982, Regie: Luis Ospina) und der deutsch-kolumbianischen Produktion Kalt in Kolumbien (1985, Regie: Dieter Schidor) verantwortlich. In der Ausstellung sind ausgewählte Szenen aus Lamassonnes Storyboard für Pura Sangre zu sehen, einem Horrorthriller über einen reichen Zuckermagnaten, der sich vom frischen Blut Ermordeter ernährt.

In späteren Arbeiten wie der Werkreihe Homenaje a Cali (Hommage an Cali) (1989) setzt sich Lamassonne mit der intimen Spannung sinnlicher und sexueller Körper im urbanen Raum auseinander. Die Serie veranschaulicht die Bedeutung des Kinos für Lamassonnes Praxis und erinnert darüber hinaus an frühere Arbeiten mit in Landschaften eingebundenen Körpern.

Im Jahr 2019 begann Lamassonne, ihre Postkartensammlung zu sichten, und erweiterte die Bilder auf den Vorderseiten während der Lockdowns im Jahr 2020 in surreale Richtungen. Auf ähnliche Weise sind seitdem Zeichnungen und Skulpturen von „haarigen“ oder „monsterartigen“ Händen entstanden. Diese muten an wie fiktive Requisiten oder Kostüme aus Filmen, an denen Lamassonne in der Vergangenheit gearbeitet haben könnte.

Kurator: Krist Gruijthuijsen
Assistenzkurator: Léon Kruijswijk
Kuratorische Assistenz: Linda Franken