Karl Hartung: Figur und Form, Bronzeplastiken 1938 – 1965

Eröffnung: Samstag, 28. März 2009, 14.00 – 18.00 Uhr

Karl Hartung (1908-1967) ist einer der Gratwanderer der prekären Mitte des 20. Jahrhunderts und der in dieser Zeit besonders prekären Mitte Europas. Ausgehend von Rodin und Maillol sowie etruskischer Grabplastik war auch er prädestiniert für die Grossaufträge der neuen Machthaber in Berlin. Stattdessen schuf er 1935 seine erste abstrakte Plastik, arbeitete im Verborgenen, entschied sich für künstlerische Wahrheit, hatte das Glück zu überleben und ein gültiges Werk seiner Zeit im Wechselspiel von Figur und Form zwischen den grossen Umbrüchen 1945/48 und 1968 zu schaffen.

1908 in Hamburg geboren, starb Karl Hartung 1967 in Berlin. Geburts- und Sterbeort markieren auch die geographischen Zentren seines Lebens: An der Kunstgewerbeschule in Hamburg ausgebildet zog es ihn 1929-32 zu Studienaufenthalten nach Paris und Florenz. Er setzte sich intensiv mit Rodin, Despiau, Bourdelle und schliesslich vor allem Maillol auseinander und in Italien mit der etruskischen Plastik.

Noch in Hamburg schuf er 1935 seine erste abstrakte Plastik. 1936 ging er nach Berlin, ausgerechnet in die Hochburg der gegen seine Kunst gerichteten Kräfte. Nach seinem Militärdienst 1939-45, während dessen er 1943 in Paris die Zeit findet, Brancusi, Arp und Laurens zu begegnen, deren Werke den von ihm eingeschlagenen Weg bestätigen, erlebte er eine erfolgreiche und typische Karriere in der Abstraktion der Nachkriegszeit in Ausstellungen, Professur und Ehrungen.

Nach den Ansätzen der vorausgehenden Generation wie bei Rudolf Belling und Otto Freundlich ist Karl Hartung der früheste deutsche Bildhauer der Abstraktion. Allerdings nähert er sich auf diesem Weg einer vom Gegenstand gelösten absoluten Formensprache doch immer wieder der Figur, vor allem dem Menschen, generell dem „Vegetativen“, wie er es in Titeln nennt, letztlich also dem Leben, der Natur. Daher der Titel dieser Ausstellung: „Figur und Form“. Das eine ist mit dem anderen im Werk von Hartung untrennbar verbunden.

Nach einer eindringlichen und aufsehenerregenden Einzelausstellung während der art cologne 1993 und diversen kleineren Präsentationen in ihren Galerien sowie einer Einzelausstellung während der art KARLSRUHE 2009 zeigt die Galerie Henze & Ketterer in Wichtrach/Bern jetzt eine grössere Einzelausstellung von 21 Bronzeplastiken und einigen Zeichnungen, die das gesamte Spektrum der Kunst dieses Bildhauers vermitteln.

Karl Hartung
Figur und Form, Bronzeplastiken 1938 – 1965