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Am 18. September wird im loop – raum für aktuelle kunst eine Ausstellung von Karsten Konrad eröffnet. Schon der Titel klingt verlockend: „World of Woodcraft“ nennt sich die Präsentation. Das lässt zum einen die mythische Welt des Computerspiels „World of Warcraft“ auftauchen, zum anderen führt es den Blick auf das Wesentliche, das die Arbeiten Konrads ausmacht: Holz und Möbelversatzstücke. Aus solchen besteht etwa die Arbeit „X for U“. Ein riesiges, überdimensioniertes X, eingekeilt in den Galerieraum lotet es die Wände und Decken aus, tastet sich an die Dimensionen heran. Als Zitat des „X“ von Ronald Bladen steht es inhaltlich in der Tradition der Minimal Art, formal scheint es auf andere Strömungen zu verweisen. Statt massiv verkleidete Holzgerüste ist sein Kreuz eine Assemblage alter Möbelversatzstücke, vorrangig der 60er und 70er Jahre, was ihn zumindest in der Materialsprache in die Zeit Bladens zurückbringt. Das Zwielichtige, Abweisende des Zeichens fließt in die Arbeit mit ein: Wenig vertrauensvoll wirkt schon der Titel „ein X für ein U vormachen“, in der Wissenschaft ist das X ist ein (begrenzt gültige) Platzhalter, eine Variable. Und doch ist es, zum Beispiel als Chromosom, Träger der Identität, des Lebens. Fragil wirkt es, durch seine Öffnungen, Übergänge zwischen den Bestandteilen. Seine Offenheit lässt die Arbeit nicht wuchtig, sondern leicht, multidimensional erscheinen. Nicht die Ver- und Geschlossenheit, das Skulptur gewordene Statement einen Bildhauers baut sich hier vor den Augen des Betrachters auf, sondern eine vielschichtige, lebendige, erzählende Form. Dem „trojanischen“ Kreuz steht ein verdichtetes, verwobenes und doch offenes Geflecht gegenüber. Karsten Konrad hat das „X“ ein „Plastinat“ genannt. Das ist es in der Tat. Ein Skelett eines X, die inneren „Muskelstränge“, dekonstruiert und wieder zusammengefügt. So tastet sich der Blick an den Fragmenten entlang, er changiert zwischen dem Be-Greifen des Ganzen und der Analyse, dem Mikrokosmos der Bestandteile. In diesem Sinne führt die Ausstellung an die nächste Skulptur heran: „Mean Machine“ nennt sich die große Wandarbeit, die –neben weiteren Werken – in der Ausstellung zu sehen ist. Aus der Wand tritt eine Assemblage entgegen, die in ihren Einzelsteilen- wieder Fragmente von Möbelstücken, Gebrauchsgegenständen – erkennbar bleibt, in Form und Farbgebung ganz in der Tradition des Kubismus zu stehen scheint. Die Dekonstruktion der Einzelteile verleiht der Arbeit eine expressive Dynamik – der Titel „Mean Machine“ in diesem Kontext lässt auch Gedanken an Duchamp, an den Futurismus, wach werden. Mechanistische, kinetische Verknüpfungen scheinen sich bei der Skulptur zu ergeben, die auch in der Farbgebung – beige, weiß, schwarz- in sich geschlossen wirkt. Vom Einzelnen ins Ganze – und wieder zurück, das ist die Reise in die „World of Woodcraft“.

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Karsten Konrad: World of Woodcraft