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Die Arbeit der neuseeländischen Künstlerin Kate Newby (geb. 1978, lebt in Auckland) konzentriert sich auf Eingriffe in den jeweiligen Ausstellungsraum und dessen Umfeld. Sie selbst sagt, sie sei interessiert, „eine Beziehung zum Ort durch Aktion“ zu schaffen. D.h., die Merkmale des jeweiligen Ausstellungskontextes (etwa Gebäudedetails und Farben im Außen- und Innenraum sowie die Lage und Einbindung in die Umgebung) sind der Ausgangspunkt ihres Denkens und bestimmen die Art ihres weiteren Vorgehens. Meist handelt es sich um zurück genommene Interventionen, die die Charakteristika des Raumes aufnehmen bzw. konterkarieren: lichtfangende Stoffbahnen, gemauerte Backsteinvorsprünge, schiefe Bodenebenen, Fotografien, Typografien oder Skulpturen aus alltäglichen, vor Ort gefundenen Materialien.

Der Titel ihrer Ausstellung in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Crawl Out Your Window beinhaltet bereits verschiedene, für Newbys künstlerisches Vorgehen wesentliche Elemente: Körperliche Aktion, Architektur und Vorstellungen von Widerstand, Fluchtrouten und Opposition. Elemente, die sie in eigens für Bremen entwickelten, gleichermaßen simplen wie verrätselten Arbeiten materialisiert. So wird der Hauptraum der GAK durch eine Betonrampe nachhaltig verändert und formulieren durchscheinende Vorhänge vor der dominanten Fensterfront sowohl einen Dialog zwischen Licht und Material als auch eine Art Versteck. Crawl Out Your Window verknüpft darüber hinaus den institutionellen und den öffentlichen Raum, wenn Newby Werke sowohl im Innen- und Außenbereich platziert. Zum einen wird damit eine schnelle, gleichzeitige Betrachtung der Präsentation verhindert und zum anderen eine Konversation zwischen Außen und Innen initiiert, indem das eine vom anderen aus einsehbar wird oder sich referentiell aufeinander bezieht – etwa in einer Wandschrift, die auf einer Mauer auf der anderen Flussseite als Echo einer Inschrift von Lawrence Weiner auf der Fassade der GAK platziert wird. Newbys Eingriffe nehmen dabei die Sprache ihrer Umgebung so sensibel und präzise auf, dass sie sich nicht in den Vordergrund schieben, sondern sich das Augenmerk auf das Umfeld verlagert. Indem sie ihre Interventionen auf eine Weise einfügt, die ihre Kontexte betont, wird der alltägliche Raum zum Hauptakteur ihres künstlerischen Schaffens.

Die Materialität von Newbys Arbeiten orientiert sich an Vorstellungen der Arte Povera, die konzeptuelle Gedanken in einer größtmöglichen Ökonomie der verwendeten Mittel umsetzte. So bestehen ihre Werke aus gefundenen oder einfachen Materialien wie Holz, Steinen, Beton, Baumwollstoffen, Seilen, Satzfragmenten oder Fotografien. Diese werden auf einfache, oft provisorisch anmutende Art und Weise zusammengebracht, die zum einen von ihrer vorherigen Funktion und dem Alltäglichen spricht und doch über sie hinausweist. Newbys Eingriffe arbeiten gleichzeitig mit dem Raum und gegen ihn, erscheinen zur selben Zeit unpassend und zugehörig. Mit diesem Vorgehen gelingt es ihr, eine Beziehung zwischen dem benutzten Material und den vorgefundenen Räumlichkeiten herzustellen, die das Potential beider Faktoren jenseits ihrer alltäglichen Erscheinung herausarbeitet.

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Kate Newby
Crawl out your window
Kuratorin: Janneke de Vries